Noch sind auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Schoch in der Stockacher Straße nur zahllose Erdhaufen und einige Bagger zu sehen. Doch schon bald soll hier für die Menschen im Altbohl ein neuer Nahversorger stehen. Und der Wunsch nach diesem ist groß, wie sich beim Spatenstich für den Edeka-Markt, der hier bis Ende 2025 gebaut werden wird, zeigte.
Denn am vergangenen Donnerstag versammelten sich hierfür weit über 100 Menschen auf dem Gelände – neben Politikern und beteiligten Unternehmen vor allem direkte Anwohner. Und die können sich auf etwas Besonderes freuen – so zumindest das Versprechen der Beteiligten.

Denn der neue Markt wird, so beschrieben es Bauherr Edeka und Oberbürgermeister Simon Gröger beim Spatenstich, neue Maßstäbe in der Region setzen. „Städtebaulich und technisch sind wir einen neuen Weg gegangen. Der Markt ist ein Pilotprojekt, so etwas gibt es am Bodensee bisher noch nicht“, schwärmte Frank Meng, Regionalleiter bei Edeka Südwest. Er bedankte sich bei Stadtverwaltung und Gemeinderat für die Unterstützung während der achtjährigen Planungs- und Genehmigungsphase. „Jetzt ist die Durststrecke endlich vorbei“, fügte er hinzu.
So sieht der künftige Edeka-Markt aus
Der Gebäudekomplex wird aus zwei Teilen bestehen: Das Gewerbegebäude mit dem Lebensmittelladen wird in Richtung Osten, also hin zur Landesstraße ausgerichtet sein – die Wohngebäude hingegen davon abgewandt in Richtung Westen. Der Markt wird komplett aufgeständert sein und ist damit der erste am Bodensee, der auf diese Weise gebaut wird, wie Frank Meng erläuterte.
Die 91 Kundenparkplätze, darunter auch Behinderten-Parkplätzen sowie Rad- und Lastenrad-Stellplätze, sind auf diese Weise ebenerdig untergebracht. Weiträumige Parkflächen sind so nicht nötig. Der Markt selbst, ein Vollsortimenten mit breitem Angebot, befindet sich auf den Säulen gestützt in der ersten Etage, die über eine Rollrampe erreichbar sein wird.
Kunden wird dort laut Meng künftig eine Verkaufsfläche von etwa 2000 Quadratmetern zu Verfügung stehen. Hinzu kämen etwa 1200 Quadratmeter für Lagerräume. Neben dem Nahversorger selbst soll auch ein Backshop als Bistro mit Sitzgelegenheiten darin unterkommen. In der Filiale entstehen laut Meng 50 bis 70 Arbeitsplätze, davon zehn Ausbildungsplätze. Betrieben wird der Markt von der Kaufmannsfamilie Münchow, die bereits sechs Märkte in der Region führt.
Für den vom Markt separaten westlichen Wohnkomplex aus zwei Häusern mit insgesamt 24 Wohnungen plant die zuständige Firma Siedlungswerk aus Stuttgart den Spatenstich für Herbst dieses Jahres. Zwölf der Wohnungen sollen staatlich geförderte Sozialwohnungen werden. Die Firma kalkuliert mit etwas über zwei Jahren Bauzeit, hier stehe die Baugenehmigung allerdings noch aus.
Auch beim Thema Energieeffizienz setzt sich Edeka hohe Ziele: Der Neubau wird in Holz-Hybrid-Bauweise nach dem hohen Energieeffizienzstandard EE40 gebaut. Auf das begrünte Dach soll eine Photovoltaikanlage kommen, sodass der Markt ohne fossile Energien auskommen werde, erklärte Meng. Doch die Innovation hat ihren Preis. Mit Kosten von etwa 20,5 Millionen Euro rechnet Edeka für den Neubau insgesamt.
Steiniger Weg mit etlichen Hürden
Die Idee hinter dem Ganzen stammt von Architekt Fredi d‘Aloisio, der sich mit seinem Entwurf im Jahr 2016 in einem Architektenwettbewerb durchgesetzt hatte. Dieser war dann mit dem Büro Müller und Huber aus Oberkirnach zusammen weiterentwickelt worden. Beim Bau setzt Edeka nun auf Partner in der Region. So soll sich zum Beispiel die Firma Manfred Löffler aus Hohentengen um den Rohbau kümmern.
Oberbürgermeister Simon Gröger merkte an, er freue sich besonders, dass so viele Anwohner zum Spatenstich gekommen sind. Er habe sie explizit eingeladen, da sie nun erst einmal während der Bauphase unter den Unannehmlichkeiten leiden müssten.
Gröger erinnerte mit einzelnen Anekdoten zudem an die mehrjährige Planungsphase mit etlichen Gesprächen zwischen Stadt und Bauherr. So habe es anfangs noch einige Bedenken und Hürden gegeben, die erst ausgeräumt werden mussten. Die Mitarbeiter der Stadt, koordiniert von Baudezernatsleiterin Angelique Augenstein, hätten viele Abende bis spät in die Nacht über dem Durchführungsvertrag gesessen. Mehrmals war das Projekt Thema in den politischen Gremien.
Stadtverwaltung mit Konzept zufrieden
Doch am Neujahrsempfang habe er vollmundig und ohne es sicher zu wissen einen zeitnahen Baubeginn versprochen – am Tag darauf seien die ersten Bagger auf dem Areal gefahren. „Ich bin froh, dass wir dieses wichtige Projekt endlich zu einem guten Ende gebracht haben“, sagte Gröger. Radolfzell erhalte so den modernsten Edeka am See. Auch Angelique Augenstein lobte das „innovative Konzept“ des Baus. So entstehe keine „Parkplatzwüste“, wie sonst oft bei neuen Märkten, und gleichzeitig neuer Wohnraum. „Diese Kombination war uns sehr wichtig“, stellte sie klar.
Etwas mehr als anderthalb Jahre müssen sich die vielen Schaulustigen, die zum Spatenstich im Altbohl gekommen waren, nun aber noch gedulden, ehe sie in der Stockacher Straße einkaufen können. Denn das Unternehmen rechnet mit einer Bauzeit von 18 bis 20 Monaten, im Herbst 2025 soll der Markt öffnen. „Wir freuen uns alle, dass es endlich losgeht und setzen alles daran, den neuen Markt schnellstmöglich fertigzustellen und in Betrieb nehmen zu können“, versprach Meng den Zuhörern.