Viele haben ihn als Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Radolfzell am 17. Oktober auf ihrer Liste gehabt: FDP-Stadtrat Jürgen Keck. Im März hat ihm ein Zehntel-Prozentpunkt zur Wiederwahl als Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Konstanz/Radolfzell gefehlt, alleine in der Stadt Radolfzell holte er als FDP-Kandidat sensationelle 19,2 Prozent. Seit diesem Ergebnis war die mögliche Kandidatur von Jürgen Keck bei der OB-Wahl in Radolfzell ein wiederkehrendes Thema. Es gab nicht wenige, die setzten auf ihn als Kandidaten, weil er als umgänglich und bodenständig gilt. Andere rechneten mit ihm, weil er in seinen fünf Jahren als Landtagsabgeordneter sein Profil als Politiker schärfte. Nun macht Keck mit diesen Spekulationen Schluss: „Ich werde nicht bei der OB-Wahl im Oktober in Radolfzell antreten.“
Jürgen Keck wird Ende Juli 60. Eine Amtszeit würde man ihm bei seinem Tatendrang locker zutrauen. Das ist auch nicht der Grund, warum er auf eine Kandidatur verzichtet. Er räumt ein, dass er mit dem Gedanken gespielt hat. Zumal ihn viele Radolfzeller darauf angesprochen hätten, als Bewerber bei dieser OB-Wahl anzutreten. Die nötigen Kontakte nach Stuttgart und ins Regierungspräsidium brächte er mit. Die hat er etwa in seiner Eigenschaft als sozialpolitischer Sprecher seiner Fraktion und als Mitglied des Verkehrsausschusses im Landtag gesammelt. Als Obmann im Petitionsausschuss vermittelte und moderierte er in vielen Auseinandersetzungen im Land.
„Der Prophet im eigenen Land gilt nichts“
Das alles stärkt sein Selbstbewusstsein und die Moral, doch eben die Erfahrungen aus der Landtagswahl hätten Zweifel an einer erfolgreichen OB-Kandidatur genährt: „Es erfordert viel Kraft und Überzeugung, ein zweites Mal in einem Jahr in einen Wahlkampf zu gehen“, sagt Keck. Er sei von vielen gefragt worden, ob er nicht kandidieren wolle. Auch sei ihm von unterschiedlichen Seiten eine finanzielle Unterstützung für den OB-Wahlkampf angeboten worden. Doch an einem Punkt habe er immer gezweifelt: „Der Prophet im eigenen Land gilt nichts“, sagt der Radolfzeller Jürgen Keck. Isabel Fezer und Monika Laule seien als Kandidaten aus der Stadt bei einer OB-Wahl gescheitert.
Zugetraut hätte er sich die Aufgabe: „Den Gestaltungswillen habe ich.“ Im Rathaus gebe es ein kompetentes Team. „Man muss motivieren, vermitteln, die Themenschwerpunkte setzen und die Stadt vertreten können“, sagt Keck. Diese Eigenschaften könne er vorweisen. Aber: „Man braucht für Entscheidungen auch den Gemeinderat.“ Doch die zwei großen Fraktionen Freie Grüne Liste und CDU sowie die SPD hätten sich auf einen anderen Kandidaten geeinigt – Simon Gröger. Für Jürgen Keck ist damit die Aussicht geschmälert, sich erfolgreich als OB zu engagieren: „Da gäbe es zu viele, die mich in den acht Jahren Amtszeit bremsen könnten.“
Keck kritisiert Stillstand in der Stadt
Doch das will Keck nicht, das habe die Stadt gerade hinter sich: „In Radolfzell herrscht seit acht Jahren Stillstand.“ Als Beispiele für diesen Stillstand nennt der FDP-Stadtrat die Themen Streuhau, Krankenhaus und Pflegeheim, die Ausstattung der Schulen, der Mangel in der Kinderbetreuung und der schlechte Zustand der Straßen sowie der fehlende Wohnungsbau und eine schleppende Gewerbeansiedlung.
Die Bewerbungsfrist für die OB-Wahl beginnt erst am 13. August. Für Jürgen Keck wäre es zu früh für seine Partei, sich für Amtsinhaber Martin Staab oder den Herausforderer Simon Gröger zu entscheiden: „Man kann sich nicht jetzt schon auf einen Kandidaten fokussieren, vielleicht kommt noch ein dritter.“ Der aber nach dieser Ankündigung dann nicht Jürgen Keck heißt.