Es ist eine Entscheidung, die nicht bei allen gut ankommt: Die Bodensee-Schifffahrts-Betriebe (BSB) haben für die Saison 2024 bereits vor Monaten den Schiffsbetrieb zwischen Radolfzell, Iznang, Mannenbach und der Reichenau reduziert. Konkret finden Fahrten nur noch von Donnerstag bis Sonntag sowie an Feiertagen statt, außerdem werden die Frühkurse nicht mehr angeboten.

Der Mooser Bürgermeister Patrick Krauss hatte diese Entwicklung schon im Frühjahr beklagt und berichtet, er sei mit den Bürgermeistern der anderen betroffenen Gemeinden und der Stadt Radolfzell im Austausch. Aus diesem Austausch ist nun ein offener Brief entstanden, der sich an BSB-Geschäftsführer Norbert Reuter richtet und den neben Krauss auch Radolfzells Oberbürgermeister Simon Gröger, Wolfgang Zoll, Bürgermeister der Gemeinde Reichenau, sowie Brahim Izem, Vize-Gemeindepräsident der Gemeinde Salenstein, zu der Mannenbach gehört, unterzeichnet haben.

Attraktivität der Region verringert?

Darin teilen die Gemeinden Norbert Reuter ihre „tiefe Enttäuschung über den in der Hauptsaison erfolgten Wegfall der Unterseelinie an den Wochentagen Montag bis Mittwoch und der Reduzierung der Fahrten an den übrigen Tagen, sowie die mangelnde Kommunikation von Seiten der BSB zu diesem Thema“ mit.

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„Die Unterseelinie spielt eine wichtige Rolle in der Verbindung unserer Gemeinden mit den umliegenden Städten und Gemeinden entlang des Bodensees“, heißt es weiter. Für Touristen und Pendler sei die Verbindung von großer Bedeutung. „Der Wegfall der Unterseelinie an diesen Wochentagen und Uhrzeiten führt nicht nur zu Unannehmlichkeiten für unsere Bürgerinnen und Bürger, sondern auch zu einer erheblichen Verringerung der Attraktivität unserer Gemeinden als touristisches (Ausflugs-)Ziel“, sind die Gemeindeoberhäupter überzeugt. „Viele Besucher sind nun gezwungen, alternative Transportmittel zu nutzen, was zu einer Abnahme des Tourismus in unseren Gemeinden, aber auch unserer Region führen könnte.“

Lösungen gemeinsam erarbeiten

Besonders betroffen seien Gasthäuser, Ferienwohnungsvermieter und Hotels. „Diese drastische Reduzierung der Unterseelinie könnte dazu führen, dass potenzielle Gäste andere Destinationen bevorzugen, die eine bessere Anbindung bieten“, wird befürchtet.

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Die Rathauschefs fordern die BSB darum dazu auf, die Entscheidung zur Reduzierung zu überdenken. „Eine regelmäßige und zuverlässige Schifffahrtsverbindung ist entscheidend für die wirtschaftliche Tourismusentwicklung und das Wohlbefinden unserer Gäste und Gastgeber und damit der ganzen Gemeinden“, begründen sie. Man stehe gerne zur Verfügung, „um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die die Bedürfnisse unserer Gemeinden, unserer Besucher sowie unserer Gastgeber angemessen berücksichtigen“.

Das sagen die BSB

Die Pressestelle der BSB teilt auf SÜDKURIER-Nachfrage mit, die Reduzierung des Fahrplans sei in erster Linie aufgrund fehlenden Personals sowie einer zunehmenden Forderung der Beschäftigten nach mehr Freizeit und kürzeren Dienstschichten erfolgt. „Dadurch waren wir zur Angebotskürzung gezwungen, weshalb die am niedrigsten frequentierten Verkehrstage und die nicht kostendeckenden Frühkurse aus dem Angebot genommen wurden“, erklären die BSB.

In Gesprächen mit Bürgermeistern und Tourist-Informationen seien die Beweggründe vorgestellt worden – und man sei auf Verständnis gestoßen, „denn das Thema Personalmangel ist ja kein auf die BSB beschränktes Thema“.

Es braucht Personal

Die Rückmeldungen der Fahrgäste auf die Umstellung seien gemischt. „Neben Verständnis für die Situation müssen wir auch deutliche Kritik zu den Kürzungen hinnehmen“, heißt es von der BSB. Das schmerze sehr – allerdings macht die Pressestelle deutlich: „Dennoch können wir aktuell die Angebotsreduzierung leider nicht zurücknehmen.“

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Erneute Anpassungen der Fahrpläne seien grundsätzlich zwar möglich, so die BSB – allerdings nur, wenn ausreichend Personal gefunden werden kann. Und: „Dass dies gelingt, ist eher unwahrscheinlich, denn saisonaler Schicht – und Wechseldienst mit Arbeitszeiten an Wochenenden ist immer weniger gefragt.“ Allerdings würde ohnehin höchstens die Zahl der Verkehrstage ausgedehnt. „Nicht kostendeckende Schiffskurse werden vermutlich nicht wieder eingerichtet“, so die Pressestelle weiter. Denn: „Die BSB ist eigenwirtschaftlich tätig, auf öffentliche Unterstützungen haben wir keinen Anspruch.“

Die URh fährt mittwochs

Ob der offene Brief der Rathauschefs etwas bewirkt, ist also fraglich. Allerdings kann Patrick Krauss schon jetzt zumindest einen kleinen Erfolg für all jene vermelden, die sich an der Reduzierung des Schiffsbetriebes stören. Denn die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) bieten ab Ende Juni mittwochs Fahrten nach Mannenbach, Berlingen, Gaienhofen, Steckborn, Iznang, Radolfzell und Reichenau an. Wie sie auf ihrer Internetseite schreibt, soll das Angebot bis Mitte August gelten.