Was macht man in den Ferien bei schlechtem Wetter? Regen hat sich zuletzt zwar nur wenig blicken lassen, wir testen dennoch ein Ausflugsziel für einen Tag drinnen. Ich und meine beiden Töchter Matilda und Emilia besuchen das Kletterwerk in Radolfzell. Unser Budget beträgt 100 Euro, eine Summe, mit der zumindest wir drei locker hinkommen sollten, denn bereits bei der Buchung zum „Schnupperklettern“ ist leider nur noch ein Platz frei. Tatsächlich klettern kann also nur eine von uns.

„Die Kurse sind immer sehr schnell ausgebucht“, bestätigt Miriam Bruttel vom Deutschen Alpenverein Konstanz, die unsere Gruppe aus drei Erwachsenen und vier Kindern für eineinhalb Stunden anleiten wird.

Einfache Buchung vorab oder vor Ort

Die Buchung über die Internetseite des Kletterwerks war unkompliziert, bezahlen kann man online oder direkt vor Ort an der Kasse. 19,50 Euro kostet der Kletterworkshop pro Kind, Erwachsene zahlen 22 Euro. Bevor es losgeht, statten wir uns noch mit Getränken aus. Auch in der luftigen Halle sind die sommerlichen Temperaturen zu spüren und die Kletterei macht durstig. Wasser und Eistee kosten zusammen 4,50 Euro.

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Da Emilia bereits Klettererfahrung in der Schule sammeln konnte, betritt ihre Schwester Matilda völliges Neuland und nimmt am Schnupperklettern teil. In das Klettergeschirr schlüpft man wie in eine Hose, Leiterin Miriam Bruttel überprüft den Sitz.

Wir beginnen in einem Bereich mit leichten Kletterstrecken, die nach beliebten Kinderhelden benannt sind. Aber auch wenn die einzelnen Routen niedliche Namen wie „Findet Nemo“, „Elsa“ oder „Rapunzel“ tragen, hat es schon die eine oder andere in sich.

Sitzt der Gurt? Emilia (links) hilft ihrer Schwester Matilda beim Anlegen des Klettergeschirrs.
Sitzt der Gurt? Emilia (links) hilft ihrer Schwester Matilda beim Anlegen des Klettergeschirrs. | Bild: Holle Rauser

Für jeden Kletterer ist etwas dabei

„Bei uns sagen uns die Farbmarkierungen und Zahlen an den Schildern, wie wir klettern können, und wie schwierig die Strecken sind“, so Bruttel. „Wenn wir also die blaue Route klettern wollen, nehmen wir die blauen Knubbel“, erklärt sie. „Auch die Zahlen sagen uns, wie schwer die Routen sind, ebenso die Vorzeichen: minus heißt leichter, plus schwerer. Je höher die Zahlen, umso schwerer die Route“, fasst sie zusammen. Stück für Stück kann man so seine Kletterkünste ausbauen.

Anfangs sind die Kletterwände noch leicht nach innen geneigt, so dass der Kletterer sich fast anlehnen kann. Die Griffe sind groß, flach oder mit Mulde und großzügig verteilt. „Die Schwierigkeitsgrade bemessen sich danach, ob die Wand geneigt oder sogar überhängend ist“, so Miriam Bruttel. Auch die Art der Griffe –von der gut zu fassenden Henkeltasche bis zum Fingerloch -sowie ihre Anzahl und Platzierung tragen zur Schwierigkeitsstufe bei.

Die Route „Luke Skywalker“ ist blau und hat die Einstufung 3+: Sie gehört damit zu den leichteren Kletterstrecken.
Die Route „Luke Skywalker“ ist blau und hat die Einstufung 3+: Sie gehört damit zu den leichteren Kletterstrecken. | Bild: Holle Rauser

Viele Tipps für Neulinge

Als Aufwärmübung müssen die Kletterneulinge das Absteigen aus geringer Höhe üben: „Hände ans Seil, Füße an die Wand und Popo rausdrücken“, lautet Bruttels Anweisung. Weitere Regeln: „Immer nach oben schauen, das Ziel im Blick behalten und nicht unter einem Kletternden durchlaufen“.

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Miriam Bruttel sichert alle Teilnehmer, auch die Erwachsenen, mit ihrem eigenen Körpergewicht. Das kann sie bei Bedarf auch mit Gewichtssäcken erhöhen. Nach dem Warmklettern wartet die Route mit dem treffenden Namen „Luke Skywalker“ auf uns, hier muss man oben etwas ins „Gipfelbuch“ eintragen, das heißt, sich einhändig festhalten.

Die Kinder sind begeistert

Miriam Bruttel scheint zufrieden mit ihren Kletterschülern: Die Routen werden höher, geneigter und weisen weniger Griffe auf: Jetzt sind schnelles Überlegen, die richtigen Entscheidungen und mehr Krafteinsatz erforderlich, vor allem bei der Überhangwand „Yoda“. Die fünfzehn Meter hohe Kletterwand im Gang bietet die Routen „Intense“ und „Never come back“ mit den Schwierigkeitsstufen sieben und acht an. Auch diese wird mit Bravour von allen Kletterern gemeistert.

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Zum Schluss lernen die Teilnehmer noch die Eigensicherung kennen: Mithilfe eines Seilzugs an der Wand kann man sich selbst vor dem Abrutschen sichern. „Das Klettern spürt man ganz schön in den Händen“, stellt Matilda fest. Beide Kinder sind sich einig: „Da gehen wir noch mal irgendwann hin!“.

Für eine Familie mit zwei Kindern kostet ein Schnupperkurs im Kletterwerk insgesamt mit Betreuung und Klettergurt 83 Euro.
Für eine Familie mit zwei Kindern kostet ein Schnupperkurs im Kletterwerk insgesamt mit Betreuung und Klettergurt 83 Euro. | Bild: Holle Rauser

Und wie viel kostet es für eine ganze Familie?

Zum Abschluss gönnen wir uns noch einmal Eistee im Café des Kletterwerks. Unterm Strich haben wir genau 30 Euro ausgegeben. Geklettert ist nur Matilda, Emilia durfte einmal die Wand hoch, da wir eben nur einen Kursplatz hatten und die Zeit für alle Teilnehmer reichen soll. Ohne Getränke käme eine vierköpfige Familie auf 83 Euro. Dafür ist eines aber unbezahlbar: Der Stolz der jungen Kletterer, ihre Angst überwunden und es bis nach oben geschafft zu haben.

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