Wenn der Gemeinderat einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden soll, dann sorgen diese zwei neuen Stadträte dafür, dass die Bereiche Handwerk und Landwirtschaft besser im Gremium vertreten sind. Martin Mehne, Schreinermeister, und Christopher Epple, Landwirt, sind neu im Rat in der Fraktion der Freien Wähler. Beide sind direkt mit 4747 Stimmen für Mehne und 3952 Stimmen für Epple gewählt worden.

Damit gerechnet hätten beide nicht. „Ich habe mich oft über Politik geärgert, vor allem wenn es um den Handwerkstand ging. Da war es jetzt auch an der Zeit zu kandidieren“, beschreibt der 51-jährige Mehne seine Motivation. Dass er nun auch gleich handeln kann, habe ihn ziemlich überrascht. Er wolle erst einmal alles auf sich zukommen lassen und sich vieles anschauen, sich einarbeiten und lernen, sagt er.

Epple ist auch im Böhringer Ortschaftsrat

Christopher Epple hat in diesem Jahr gleich für zwei Gremien kandidiert und beide Wahlen gewonnen. Auch für den Böhringer Ortschaftsrat hatte er sich aufstellen lassen und ist mit 1285 Stimmen, das viert-beste Ergebnis, gewählt worden. „Mit dem Ortschaftsrat hatte ich irgendwie gerechnet, mit dem Gemeinderat nicht“, sagt der 42-Jährige. Politisches Engagement liegt bei ihm in der Familie, schon seine Mutter war politisch bei den Freien Wählern aktiv. Epple selbst war Anfang der 2000er-Jahre im Jugendgemeinderat.

Das könnte Sie auch interessieren

Er führt einen der letzten landwirtschaftlichen Betriebe in Böhringen, wie er sagt. Auf seinem Hof gibt es Pensionspferde, es wird Ackerbau betrieben, Streuobstwiesen bewirtschaftet, die Familie hat Legehennen und er besitzt Blumenfelder zum Selbstpflücken. Für ihn sei es wichtig, dass auch Landwirte im Gemeinderat vertreten seien, um diese Perspektive mit in die Entscheidungen einfließen zu lassen. So sieht es auch Martin Mehne mit handwerklichen Berufen.

Landwirt und Familienvater

Epple sieht seine Stärken aber nicht nur in seinem Berufsstand, sondern auch für soziale Themen. Diese liegen ihm besonders am Herzen. Der dreifache Vater von noch recht kleinen Kindern – fünf, drei und ein Jahr alt – möchte vor allem den Kleinsten einen guten Start ins Leben ermöglichen. Weiter sind ihm Bildungsthemen wichtig, vor allem auch weil es in der Landwirtschaft wie in vielen anderen Bereichen Nachwuchsprobleme gibt. Und nicht zuletzt will er seinem Ortsteil Böhringen, wie den anderen Ortsteilen Radolfzells, zu einer starken Stimme im Rat verhelfen.

Das könnte Sie auch interessieren

Zusammen mit Martin Mehne sitzt er im neu zusammengelegten Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales. Früher waren diese Themen in zwei Ausschüssen – dem Ausschuss für Bildung, Sicherheit und Soziales und dem Kulturausschuss – aufgeteilt. Auch sind sie Teil des Stiftungsausschusses. Mehne möchte sich außerdem für Tourismus einbringen. Die verschiedenen Projekte der vergangenen Jahre hatte er stets intensiv verfolgt. „Ich fand das Hotelprojekt im Streuhau richtig gut“, sagt er.

See soll nicht einziger Anziehungspunkt bleiben

Auch wenn die Hotelanlage im Herzen nicht mehr kommen wird, so ist es Mehne wichtig, dass weiterhin etwas für Touristen angeboten werde und die Stadt so ihre Attraktivität behalte. „Wir sollten uns nicht einfach nur auf dem See ausruhen“, sagt er. Dabei ist ihm wichtig, dass die Stadt auch für die Bewohner noch bezahlbar und zugänglich bleibt. „Wir brauchen hier kein zweites Sylt“, sagt der Schreinermeister.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Meinung schließt sich auch Christopher Epple an, dem Innenverdichtung vor Neubaugebiete gehen. „Nachhaltigkeit, Naherholung und Tourismus müssen sich nicht ausschließen“, ist er überzeugt. Dabei plädiert er vor allem für eine fraktionsübergreifende Arbeit. Es sei ihm wichtig, gemeinschaftlich an guten Lösungen zu arbeiten, und dabei nicht alles „zu Tode zu diskutieren“, wie er sagt.

Sie wollen nicht alles zu Tode diskutieren

Martin Mehne hofft, durch die vielen neuen Mitglieder des Gremiums die festgefahrene Diskussionskultur etwas auflösen zu können. „Es sind nicht nur zwei oder drei neue Räte dabei, sondern elf. Der Wählerwille nach Veränderung ist klar erkennbar“, so Mehnes Interpretation des Wahlergebnisses.

Für ihn seien gute Vorschläge einfach gute Vorschläge, egal aus welcher Fraktion sie kämen. Beide möchten sich konstruktiv einbringen, sind aber gleichzeitig gespannt, wie die eigentliche Gemeinderatsarbeit aussehen werde. Vor allem der Zeitfaktor sei etwas, was beide noch nicht absehen könnten. „Da bin ich sehr froh, dass meine Familie mir da den Rücken freihält und dieses Engagement ermöglicht“, sagt der dreifache Vater Epple.