Es ist eine beachtliche Zahl: Laut dem Online-Portal Statista wurden 2022 in Deutschland pro Tag durchschnittlich 180 Millionen Zigaretten geraucht. Und viele davon landen danach nicht im Müll, sondern achtlos auf der Straße, im Blumenbeet oder im Sandkasten auf dem öffentlichen Spielplatz. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern hat auch noch weitreichende Folgen. Denn Zigaretten enthalten Giftstoffe, etwa das Nervengift Nikotin.
„Eine Zigarette kann bis zu 1000 Liter Wasser verschmutzen“, warnt Susann Göhler-Krekosch, die nicht nur SPD-Stadträtin in Radolfzell ist, sondern auch Vorsitzende des Präventionsrats. Lebewesen im verseuchten Wasser werden dadurch vergiftet und können sterben. Und auch für Menschen seien weggeworfene Kippen gefährlich, etwa für Kleinkinder, die solche in den Mund nehmen. Um die Gefahr zu verringern und mehr Menschen dazu zu bewegen, Zigaretten ordnungsgemäß zu entsorgen, hat die Radolfzeller Verwaltung nun an mehreren Stellen in der Stadt neue Zigarettenstummelsammler angebracht – und will die Zahl künftig noch erhöhen.
Nicht die erste Aktion
Hintergrund der Aktion ist ein Antrag über den Präventionsrat an den Gemeinderat, wie Susann Göhler-Krekosch berichtet. 16 Unterschriften seien damals zusammengekommen, gefordert wurde die Anschaffung zehn solcher Sammelbehälter. Es ist aber nicht die erste Radolfzeller Aktion gegen die Umweltverschmutzung durch Zigarettenstummel.
Schon 2022 verteilte der Präventionsrat Taschen-Aschenbecher aus nicht-brennbarem Plastik, in dem Zigarettenreste entsorgt werden können, auch wenn einmal kein Mülleimer in der Nähe ist. Auslöser sei die Bitte eines Bürgers im Präventionsrat gewesen, mehr gegen die Verschmutzung durch weggeworfene Zigaretten zu tun.
Eigentlich gibt es schon Möglichkeiten zur Entsorgung
Wie Ferdi Cihan, Leiter der Technischen Betriebe Radolfzell (TBR) berichtet, sind die neuen Sammelbehälter nicht die einzigen, in denen Zigaretten entsorgt werden können. Grundsätzlich verfügen alle neuen Mülleimer auch über ein Fach für Zigaretten. Mit den neuen Behältern wolle man mehr Menschen dazu bringen, die Zigaretten nicht auf den Boden zu werfen.
Aktuell gibt es die Sammelbehälter an sieben Stellen in Radolfzell. An sogenannten Hotspots, wie Ferdi Cihan berichtet, also Stellen, wo besonders viele Kippen auf dem Boden landen. Zu finden sind sie unter anderem in der Höllstraße, auf dem Platz vor dem Mühlbach Center und am Spielplatz an der Teggingerstraße neben dem Stadtgarten. Letzterer soll aber noch verlegt werden, erklärt Ferdi Cihan: von der Straße direkt neben die dortige Sitzbank.
Gleich zwei Vorteile
Denn die neuen Sammelbehälter, die rund 280 Euro pro Stück kosten, werden an Laternenpfählen oder Pfosten angebracht. Das mache sie flexibel, erklärt Ferdi Cihan: Sei ein Standort doch ungeeignet, könne der Behälter einfach woanders angebracht werden. Einen einzelnen stehenden Behälter gebe es direkt am Brunnen vor dem Mühlbach Center. Dieser zähle aber nicht zu den auf Antrag des Präventionsrats angeschafften.

Neben der leichten Anbringung haben die neuen Behälter laut Ferdi Cihan noch einen weiteren Vorteil: Dadurch, dass sie aus Edelstahl sind, können Schriftzüge oder Aufkleber leicht entfernt werden. Und das sei wichtig, denn die TBR habe immer wieder mit Graffitis und anderen Schmierereien zu tun.
Es sollen noch mehr Behälter kommen
Künftig sollen noch mehr neue Sammelbehälter in Radolfzell verteilt werden, etwa vor dem Rathaus. Nach und nach sollen noch mehr Behälter dazu kommen. Wie Susann Göhler-Krekosch berichtet, sollen zum Beispiel Mitglieder des Präventionsrats demnächst Vorschläge äußern können.
„Das Ganze läuft unter dem Thema Nachhaltigkeit“, sagt sie. Dazu beitragen sollen aber nicht nur die neuen Behälter. Susann Göhler-Krekosch weist nämlich noch auf eine weitere Aktion hin: So finde nach Anfrage aus dem Jugendgemeinderat am Samstag, 1. April, von 9 bis 12 Uhr eine Seeputzete statt. Treffpunkt sei am Rathaus, im Anschluss sei ein gemeinsames Essen geplant. Damit die Teilnehmer auch gut gerüstet sind, stellen die TBR Müllsäcke, Westen und Zangen zur Verfügung.
Im Mittelpunkt steht dann allerdings nicht die Beseitigung von Zigarettenkippen, sondern Plastik. Denn auch das schadet der Umwelt.