Dass Radolfzell seine Digitalisierung vorantreiben will, ist bekannt. Bisher war in diesem Zusammenhang allerdings vor allem von Schulen und den Dienstleistungen der Stadtverwaltung gesprochen worden – und weniger von der Müllentsorgung. Dabei wird auch diese zunehmend digitaler, wie die Technischen Betriebe Radolfzell (TBR) berichten. Und das erleichtert den zuständigen Mitarbeitern ihre Arbeit.

Doppelte Entlastung für Mitarbeiter

Was digital in Bezug auf Abfallbeseitigung bedeutet, erklären Ferdi Cihan, Leiter der TBR, und Ralf Wiedemann, Leiter der städtischen Abteilung Stadtreinigung. Wie sie berichten, gibt es seit Kurzem zwei neue Mülleimer in Radolfzell, die nicht nur über Solarenergie betrieben werden und mit einer Presse ausgestattet sind, um den enthaltenen Müll zu komprimieren. Sie haben auch noch einen Sensor, der den Füllstand des Mülleimers erfasst und die Mitarbeiter der TBR über eine App informiert, sobald der Behälter geleert werden muss. Zu finden sind sie auf der Kreuzung zwischen der Löwengasse und der Schützenstraße sowie auf dem Seetorplatz vor dem Stadtmuseum.

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In gleich doppelter Hinsicht werden die Mitarbeiter damit entlastet, wie Cihan und Wiedemann schildern: Sie müssen zum einen nicht mehr ausrücken, um den Füllstand der Mülleimer zu kontrollieren. Zum anderen müssen sie die Mülleimer auch seltener leeren – denn dadurch, dass der Abfall nicht mehr lose im Behälter liegt, sondern zusammengepresst wird, passe viel mehr hinein. „Durch das haben wir freie Ressourcen“, erklärt Wiedemann. Die freigewordene Zeit könne für weitere Reinigungsarbeiten genutzt werden.

Zukünftig wird es noch digitaler

Und die Mitarbeiter sollen noch mehr entlastet werden: Künftig sollen auch bereits vorhandene Mülleimer nachträglich mit Sensoren ausgestattet werden, die den Füllstand erfassen und ihn den TBR melden. Und bei neuen Mülleimern, die in Radolfzell eingebaut werden, sollen entweder sogenannte Unterflurmülleimer gewählt werden, die in einem unterirdischen Behälter rund 600 Liter Müll aufnehmen können. Ebenso zur Wahl steht dann die Variante mit eingebauter Presse, falls der Untergrund den Unterflurmülleimer nicht zulässt.

So sieht der Mülleimer mit Presse, der vor dem Stadtmuseum steht, geöffnet aus. Auf dem Deckel befinden sich Solarzellen, sodass das ...
So sieht der Mülleimer mit Presse, der vor dem Stadtmuseum steht, geöffnet aus. Auf dem Deckel befinden sich Solarzellen, sodass das Gerät durch Sonnenenergie betrieben werden kann. | Bild: Marinovic, Laura

„Bei beiden reicht es, sie einmal in der Woche zu leeren statt jeden Tag“, schildert Ralf Wiedemann. Die Unterflurmüllerimer haben zudem noch einen weiteren Vorteil: Sie werden mithilfe eines Rohres ausgesaugt. „So hat der Mitarbeiter auch keine Berührung mehr mit dem Müll“, sagt Wiedemann. Und der Geruch werde minimiert.

Und noch etwas ist für die Zukunft geplant: Wenn einmal der Großteil der Mülleimer in Radolfzell mit Sensoren ausgestattet ist, soll das dazugehörige System die Mitarbeiter der TBR nicht nur über deren Füllstände informieren. Sondern ihnen auch eine Tour vorschlagen, auf der sie mit möglichst kurzen Wegen angefahren werden können. „So kann man dann relativ schnell und effizient die Mülleimer leeren“, erklärt Ferdi Cihan.

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Ganze Müllberge in der Natur

Die Ressourcen, die sowohl durch das große Fassungsvermögen, als auch durch die Erfassung der Füllstände, können die Mitarbeiter der Stadtreinigung gut gebrauchen, wie Ferdi Cihan und Ralf Wiedemann schildern. Denn es gebe ein Problem mit Vermüllung in Radolfzell. Über den städtischen Mängelmelder würden täglich im Schnitt zwei bis drei Meldungen eingehen, die sich auf abgeladenen Müll beziehen, so der Leiter der Technischen Betriebe.

Ein ganzer Müllberg wurde in der Natur abgeladen.
Ein ganzer Müllberg wurde in der Natur abgeladen. | Bild: Stadtverwaltung Radolfzell

Die Art der Vermüllung ist unterschiedlich: Zum Beispiel würde Abfall oder sogar Sperrmüll einfach im Wald, an Parkplätzen oder an Containerplätzen abgeladen. Ferdi Cihan und Ralf Wiedemann zählen auf, was die Technischen Betriebe bereits alles gefunden haben: Mehrere Reifen, eine alte Küche, Bauschutt. Auch Grünschnitt werde oft einfach irgendwo abgeladen. „Wenn einer anfängt, wirft der nächste seinen Abfall dazu“, sagt Wiedemann.

Hundekotbeutel, Mülltüten, Zigaretten

Außerdem werden Tüten mit Haushaltsmüll einfach in öffentlichen Mülleimern entsorgt, sodass diese keinen anderen Abfall mehr fassen können. „Viele lagern auch ganz dreist den Müllsack neben den öffentlichen Mülleimern“, ergänzt Wiedemann. Auch Zigaretten und Hundkotbeutel oder Hundekot werden einfach auf oder am Weg liegen gelassen. „Wir haben so viele Mülleimer“, sagt Ferdi Cihan. 650 sind es laut der Stadtverwaltung derzeit. „Wir wollen ja sogar noch mehr aufstellen, damit die Wege noch kürzer sind.“ Und dennoch kommt es zur Verschmutzung.

Diese Reifen wurden einfach im Wald abgeladen und mussten von den TBR abtransportiert werden.
Diese Reifen wurden einfach im Wald abgeladen und mussten von den TBR abtransportiert werden. | Bild: Stadtverwaltung Radolfzell

Die Technischen Betriebe bemühen sich laut Ralf Wiedemann, Abfall zeitnah zu beseitigen. Aber einfach sei die Arbeit nicht: Zum Teil müsse der Müll erst einmal gesucht werden, wenn der genaue Standort nicht gemeldet wird. Zum anderen sei die Beseitigung manchmal mit enormem Aufwand verbunden, wenn beispielsweise ganze Müllhaufen weggeräumt werden müssen. Und auch einzelner Müll, der einfach auf den Boden geworfen wurde, muss Stück für Stück mit der Müllzange eingesammelt werden. „Das sind Dinge, die uns Ressourcen fressen“, sagt Ferdi Cihan.