Egal, ob in der Freizeit, der Nachbarschaftshilfe oder vielen weiteren Bereichen – es gibt zahlreiche Menschen, die sich ehrenamtlich für den eigenen Wohnort und die Menschen darin einsetzen. Sie opfern Zeit, um zu einer besseren Gesellschaft beizutragen, und das auf die unterschiedlichste Art und Weise.
Einsatz für eine schönere Stadt
Einer von ihnen ist Hans-Jürgen Chmielewski. Der 64-Jährige wuchs in Radolfzell auf und ist mittlerweile wieder dorthin zurückgezogen. Ihm sei immer klar gewesen, dass, sollte er sich ehrenamtlich engagieren, dies in Radolfzell geschehen werde. Anfang 2024 gründete er nach Überlinger Vorbild die Bürgerinitiative Stadtverschönerer Radolfzell, die sich im Rahmen des Projekts „Kipp It Clean“ vor allem dafür einsetzt, dass die Verunreinigung der Umwelt durch weggeworfene Zigarettenkippen und deren giftige Inhaltsstoffe bewusst wird.

Seither hat sich viel getan. Nicht nur hat Chmielewski weitere Mitstreiter gefunden, sondern auch Unterstützung etwa durch die Stadt erhalten. Zweimal in der Woche treffen er und die anderen Mitglieder der Initiative sich, um in der Stadt Zigarettenstummel einzusammeln – und davon eine ganze Menge. Von März bis Mitte Juli seien 124.500 Kippen durch sie im Müll gelandet, im Schnitt sammele ein Helfer 500 Kippen pro Stunde.
Dabei solle jedoch niemand belehrt werden. „Wir wollen auch niemanden vom Rauchen abbringen“, betont er. Es gehe lediglich darum, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und über die Gefahren der weggeworfenen Zigaretten aufzuklären. 644 Stunden seien sie bis Mitte Juli schon im Einsatz gewesen.
Die Stadtverschönerer sind auch an anderer Stelle aktiv: Eines von Hans-Jürgen Chmielewskis Zielen ist es, an allen großen Veranstaltungen der Stadt mit einem Informationsstand vertreten zu sein. Und tatsächlich habe die Initiative zum Beispiel am Kinderfest und am Hausherrenfest teilgenommen, beim Seefestival sei sie sogar als Partner aufgenommen worden und habe die Ticketkontrolle übernommen. „Jeder Besucher kommt so mit uns in Kontakt“, sagt Chmielewski erfreut.
Dabei übernehme er die Organisation der Initiative und ihrer Aktionen. Außerdem sei er in Arbeitskreisen zum geplanten Pocket-Park, zur Innenstadtoffensive und zum Stadtjubiläum 2026 vertreten. „Das ist ein Fulltime-Job“, sagt Chmielewski. Aber er freue sich, dass sein Vorhaben gut laufe und auch, dass es von vielen Vorbeikommenden Dankesworte und Interesse für die Aktionen gebe. Das motiviere ihn und die anderen Mitglieder, weiterzumachen. Und das will Hans-Jürgen Chmielewski: „Wer seine Stadt liebt, sollte sie gut behandeln“, ist er überzeugt.

Anpacken für den Tafelladen
Auch Heiner Kratt ist von seiner Arbeit überzeugt. Schon in der Vergangenheit war er ehrenamtlich engagiert, etwa beim DRK und der Aktionsgemeinschaft. Mittlerweile gehört er seit drei Jahren zum Team der Radolfzeller Tafel, das von Hildegard Gallenschütz geleitet wird, und ist dort mit Helmut Reuter zugleich Lagermeister und Bestücker des Tafelladens.
Wird also Ware geliefert, entweder vom Tafel-Zentrallager oder von privaten Spendern oder Stiftungen, sortieren sie diese ins Lager ein. Außerdem bestücken sie den Tafelladen. Dabei sorgen sie für Beständigkeit und Abwechslung gleichermaßen. Kunden sollen an den beiden Öffnungstagen einer Woche das Gleiche angeboten bekommen, außerdem soll es gerecht verteilt werden. Zudem ist in der Woche darauf aber Abwechslung gewünscht. Auch aufs Mindesthaltbarkeitsdatum müssen sie achten. „Wir müssen dafür jeden Artikel, den wir bekommen, in die Hand nehmen“, schildert Heiner Kratt. Zudem kümmern sich die beiden Rentner um die Haustechnik. „Mädchen für alles“, fasst es Kratt zusammen.
Im Schnitt kommen so zehn bis zwölf Stunden Einsatz pro Woche zusammen, „manchmal kann es auch mehr sein“, sagt Heiner Kratt.

Bei ihrer Arbeit für die Tafel kommt Heiner Kratt, der zur Kaufhausfamilie Kratt in Radolfzell gehört, sein beruflicher Hintergrund zugute. „Wenn man Kaufmann ist, ist man Kaufmann“, ist er überzeugt. Und habe man einmal gelernt, ein Lager zu organisieren, spiele es keine Rolle, was darin gelagert werde. Aber auch die Tatsache, dass der Tafelladen in Radolfzell mittlerweile in Containern statt in einem Zelt untergebracht ist, helfe bei der Arbeit. Früher habe man den Laden zu den Verkaufstagen füllen und die Ware dann wieder zurück ins Lager bringen müssen. Mittlerweile könne Ware bis zum Sortimentwechsel in den Containern stehen bleiben.
Heiner Kratt packt gerne für die Tafel mit an. „Man muss sich einfach auch sozial ein bisschen engagieren“, ist er überzeugt. Außerdem motiviere es, wenn sich Kunden über das Angebot freuen oder sich für den Einsatz bedanken. „Es ist das Schönste, wenn wir sehen, wie die Kunden glücklich hier rausgehen.“ Und besonders wichtig sei auch das tolle Team der Tafel und dass gerade auch die Arbeit mit Helmut Reuter viel Spaß mache.
Als Freundesgruppe für den guten Zweck
Thomas Bosch verbindet ebenfalls viel mit seinen Mitstreitern, den Assels. Das ist eine Gruppe von Männern, die sich seit dem Kindergarten kennen. Schon als junge Erwachsene hätten sie zunächst begonnen, Freizeit-Fußballturniere in der Unterseehalle zu organisieren und Einnahmen daraus für den guten Zweck zu spenden. Als sie älter wurden, sei schließlich die Idee gekommen, sich anderweitig zu engagieren, so Thomas Bosch. Vor etwa 30 Jahren hätten sie erstmals einen Cocktailstand auf dem Altstadtfest aufgebaut und so Einnahmen generiert. Schon im zweiten Jahr sei auch Live-Musik dazu gekommen und mit den Jahren sei das Angebot weiter gewachsen.
So kämen nun jährlich mehrere Tausend Euro Spenden zusammen. „In den letzten 15 Jahren war es uns wichtig, das Geld immer Radolfzeller Institutionen zugutekommen zu lassen“, erklärt Thomas Bosch. Profitiert hätten zum Beispiel schon der Freizeittreff Querklecks, aber auch Einzelpersonen in Not.

Damit möglichst viel Geld übrig bleibt, kommen den Assels laut Bosch unter anderem die Musiker, der Getränkehändler und die Stadt finanziell entgegen. Und auch weiteren Firmen sowie Freunden und Familie unterstützen.
Zu tun gibt es für Thomas Bosch und seine Freunde im Vorfeld des Altstadtfestes nämlich jede Menge, es müssen Zutaten organisiert, der Getränkehändler kontaktiert, alles koordiniert, auf- und nach dem Fest wieder abgebaut werden. Allerdings haben die Assels mittlerweile Übung. Dafür gebe es immer wieder Menschen, die am Altstadtfest die Aktion loben und extra stehen bleiben, um ihr Geld am Stand auszugeben. Hinzu komme, dass mittlerweile sogar ihre Kinder involviert seien und vielleicht auch einmal in Zukunft die Spendenaktion fortführen. Und dass die Assels auch nach jahrzehntelanger Freundschaft noch ihre Gemeinschaft pflegen – und etwas für die Gemeinschaft tun.
Radolfzell in Zahlen, Daten, Fakten
Kreis: Konstanz
Fläche in ha: 5855
Einwohner: 30.742
Einwohner pro km²: 525
Durchschnittsalter: 45,9
Miete pro m²: 8,15
Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 3979,73
Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 4503,64
Pendler: 11.046 ein, 10.206 aus
Bildung: Alle Schulformen von der Grundschule über Werkrealschule, Gemeinschaftsschule, Realschule und Gymnasium. Außerdem berufsbegleitende Schulen (Berufsschulzentrum, Mettnau-Schule, Abendgymnasium), die Privatschulen Unterseeschule (Grund- und Werkrealschule) sowie Freie Schule Rheinklang (Waldorfschule), die Podologieschule Bodensee und das Carl-Duisburg-Centrum für Fremdsprachen. Es gibt auch ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen und eine Grundschulförderklasse.
Bautätigkeiten: Es gibt mehrere Baugebiete mit freien Grundstücken. Im zweiten Bauabschnitt der Nordstadterweiterung (Zeitpunkt der Erschließung und Vermarktung in einigen Jahren, voraussichtlich ab 300 Euro pro m²) und im Ortsteil Stahringen (300 Euro pro m²), Böhringen das Baugebiet Hübschäcker, zweiter Bauabschnitt, sowie Seelenhofer-Süd in Liggeringen geplant.
Fernverkehr: ja
Regionalbahn: ja
Nahversorgung: ja
Schwimmbäder: In Radolfzell gibt es das Strandbad und das Seebad auf der Mettnau. In den Ortsteilen Böhringen gibt es den Böhringer See und das Buchenseebad in Güttingen.
Gastro: ja
Hausärzte: 21
Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
Kitaplätze: Es gibt ganztags für Kinder unter drei Jahren 57 Plätze, vormittags U3 weitere 244 Plätze sowie 29 Plätze bei Tageseltern. Für Kinder über drei Jahren gibt es ganztags 211 Plätze, vormittags weitere 920 Plätze. Die Betreuungsquote U3 liegt bei 32,4 Prozent, bei Ü3 sind es 92,8 Prozent.