Dieses Kompliment kann sich sehen lassen: Die Radolfzeller seien das attraktivste Publikum und die Kulisse mit Blick der Musiker auf den Bodensee einmalig – so schwärmte Stabshauptmann und Tourmanager Johannes Langendorf beim Auftritt der Bundeswehr Big Band mit Sänger Tom Gaebel am Konzertsegel. Er versprach, auch im nächsten Jahr – dann zum vierten Mal – wieder nach Radolfzell zu kommen.
Seit über 50 Jahren reist die Big Band durch die Lande und hat bereits über 20 Millionen Euro für gute Zwecke eingespielt. In Radolfzell profitiert nun die Bürgerstiftung von den Spendeneinnahmen und Oberbürgermeister Simon Gröger betonte in seinem Statement, wie wichtig die Spenden seien, die bei Bedarf direkt vor Ort gezielt eingesetzt würden.
Pressesprecher Joachim Strate von der Bürgerstiftung zählte auch gleich Projekte auf, die von den Spenden profitieren: So werde Schwimmunterricht und Frühstück für Kinder finanziert, eine Küche für das Kinderhaus Radolfzell sei angeschafft worden, in der Tegginger Schule unterrichte eine Musikpädagogin alle drei ersten Klassen. Weihnachtsaktionen würden mit den Buchläden organisiert und Tafel und Seniorenverbände erhielten Unterstützung. Weil der Werbeblock für die Spendenaktion ausgiebig und erfolgreich war, musste das musikalische Programm Fahrt aufnehmen, um in der vorgesehenen Zeit bis 22 Uhr abgewickelt zu sein.

Ausflug durch die Welt der Musik
Mit fetzigem Entree starteten die Profimusiker, die gleichzeitig alle Soldaten sind, mit „On the street where you live“ unter der bewährt motivierenden Leitung von Timor Oliver Chadik. Dann heizten die Sängerinnen Sofia Andersson, Bonita Niessen und Sänger Marco Matias beim Ed Sheeran-Medley ordentlich ein und Band und ein Saxofon-Quintett bewiesen, wie energetisch Britney Spears Song „Toxic“ auch mit verteilten Soli auf Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxofonen klingen kann.

Das Publikum hielt es spätestens beim Beatles-Medley nicht mehr im Stehen aus und bewegte sich – so gut es ging in der eng stehenden Menge – und sang Refrains gleich mit. Stimmung und Begeisterung aber waren durchaus noch zu toppen: Denn mit Sänger Tom Gaebel, studierter Jazzsänger und ausgewiesener Frank Sinatra-Interpret, gab die hervorragende Band noch einmal alles und das Publikum tauchte bei „Fly me to the moon“ oder „Strangers in the night“ ein in die Welt von Dr. Swing.
„I‘ve got you under my skin“ sei auch Frankie Boys Lieblingssong gewesen, gestand Tom Gaebel und kehrte nach Ausflügen ins italienische Chanson und zu „Mack the knife“ zu den Klassikern des American Songbook zurück: „Ol‘ man river“, ganz innig gesungen, nur vom Keyboard begleitet, schloss mit großem Band-Finale. „That‘s life“ musste das Publikum intonieren und machte begeistert mit.

Das Publikum singt mit
Nach dem donnernden „New York, New York“ ging es bei der ersten Zugabe, dem King Louie-Song aus dem Dschungelbuch „Ich wäre gern wie du-hu-hu“ zum großen Publikum-Test in Sachen Scat-Singing. Den hat es bestanden, mit der perfekten Wiederholung immer länger und komplizierter werdender Silbenfolgen nach dem einleitenden „Schubidubidubi“.
Zu schade, dass mit Sinatras besinnlichem „My way“ und mit der Zeile „And now the end is near“ der Abend schon zu Ende war. „Ihr dürft noch einmal die digitale Flamme der Liebe einschalten“, empfahl Sänger Tom Gaebel und aus zahlreichen Handys schwenkten die Taschenlampen in den dunklen Himmel – punktgenau um 22 Uhr.