So plötzlich, wie der Pizza-Automat in der Konstanzer Straße in Radolfzell stand, so schnell hat sich seine Anziehungskraft entwickelt. Vor allem der Rund um die Uhr-Service lockt motorisierte Kunden vor allem nächtens ins Quartier. Bei zum Teil laufendem Motor und aufgedrehter Musik warten sie auf ihre Pizza. Das Parken auf Geh- und Radweg und beidseits der Straße gehört nach Beobachtungen von Anwohnern ebenso dazu.

Pizzaschachteln in den Vorgärten

Aber die Konstanzer Straße ist in ihrem Verlauf kein ausgesprochenes Gewerbegebiet, sondern vor allem ein Wohngebiet. Die Nachbarn finden morgens Pizzakartons, die verstärkt mit einer Aluplatte sind, in ihren Vorgärten. In ihren Wohnzimmern und Schlafzimmern bekommen sie die Qualität der Bässe und das Gesellige der Straßengastronomie „Pizza-Automat“ ungefragt mit. Kurz: Die Anwohner empfinden das als Lärmbelästigung.

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Diese Reizüberflutung meldeten Anwohner in der Konstanzer Straße den Fraktionen im Gemeinderat. „Baurechtlich ist das anscheinende möglich“, bemerkte Stadtrat Christof Stadler (CDU) in der Sitzung. Er fragte an, ob der Inhaber nicht dazu gezwungen werden könne, „die Missstände dort abzustellen“. Siegfried Lehmann (FGL) sprang ihm bei. Der Pizza-Automat habe sich zu einem Treffpunkt mit beträchtlichem Lärmpotenzial entwickelt, manchmal käme es zu kneipenähnlichen Zuständen: „Aber die Anwohner haben ein Recht auf Nachtruhe“, forderte Lehmann.

Aufstellen des Automaten ist legal

Auch in der Stadtverwaltung sind Beschwerden wegen des Lärms und Müllaufkommens rund um den Pizza-Automaten eingegangen. Doch rechtlich scheinen der Ordnungsbehörde die Hände gebunden zu sein. Wie die Pressestelle auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt, sei der Betrieb des Pizza-Automaten legal. „Für das Aufstellen bedarf es weder einer ordnungsrechtlichen noch baurechtlichen Genehmigung der Stadt, da der Automat auf einem Privatgrundstück steht“, so die Auskunft.

Schilder für die Kunden

Um die Situation in der Konstanzer Straße zu verbessern, habe die Ortspolizeibehörde mit dem Eigentümer und Betreiber des Pizza-Automaten ein Gespräch geführt. Vereinbart worden sei, dass der Betreiber ein Abfall-Gestell für die Pizzakartons aufstellen soll. Auch habe er eigene Grundstückskontrollen zugesagt. Weitere Punkte aus dem Gespräch hat der Betreiber bereits umgesetzt. Die Parkplätze links und rechts vom Automaten hat er ausgeschildert. Sie sollen damit von der Kundschaft besser wahrgenommen werden, so die Information der Stadt.

Auch sprechen die Betreiber ihre Kunden mit einem Schild auf dem Automaten auf ein angemessenes Verhalten an: „Von 22 bis 7 Uhr gilt hier die Nachtruhe und wir bitten Euch, diese auch einzuhalten.“ Die Pressestelle der Stadt teilt weiter mit, dass Gemeinde- und Polizeivollzugsdienst die Situation am Pizza-Automaten im Rahmen ihrer Möglichkeiten überwachen wollen.

Für Abbau keine Handhabe

Für die Anordnung eines Abbaus des Automaten sieht die Stadtverwaltung im Moment keine Handhabe. „Die Entwicklung der Lage mit den neu getroffenen Maßnahmen bleibt abzuwarten. Wir werden als Ordnungsbehörde weitergehend einschreiten, wenn die Zustände für Sicherheit und Ordnung vor Ort untragbar werden“, heißt es aus dem Rathaus.

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Die Auskunft, dass die Stadt das Aufstellen eines solchen Automaten nicht unterbinden kann, dürfte die Nachbarn nur bedingt zufrieden stellen. Sie hätten sich gewünscht, dass ein „so stark frequentierter Automat“ seinen Platz auf einem Parkplatz bei einem Supermarkt oder einer Tankstelle finden würde, wie es in einem Schreiben aus der Anwohnerschaft an die Fraktionen im Gemeinderat heißt.