Von den jüngsten Unwettern ist Radolfzell selbst weitestgehend verschont geblieben – beim Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) sorgten die heftigen Regenfälle aber für Arbeit. Wie der Ortsbeauftragte für Radolfzell, Christoph Völkner, berichtet, sei ein Mitglied als Helfer für das Einsatznachsorgeteam sogar in das von einer Hochwasser-Katastrophe betroffene Bundesland Rheinland-Pfalz gereist. „Er war da drei Tage lang zur Unterstützung“, berichtet Völkner. Das Einsatznachsorgeteam sei dafür zuständig, Einsatzkräfte nach belastenden Situationen zu helfen. Es sei üblich, dass dafür Personen aus anderen Landesverbänden eingesetzt würden. Außerdem seien zwei Zelte aus dem Bestand in Radolfzell zum Nürburgring gebracht worden, wo ein Zentrum für die Arbeit der Retter und Helfer eingerichtet worden ist.

Das THW Radolfzell war auch in Bodman-Ludwigshafen unterwegs, um Wasser von einer Wiese zu pumpen
Das THW Radolfzell war auch in Bodman-Ludwigshafen unterwegs, um Wasser von einer Wiese zu pumpen | Bild: Steffen Bretzke

Und auch im Kreis Konstanz war das THW Radolfzell im Einsatz: Zunächst in Mühlhausen-Ehingen, das nach starken Regenfällen überflutet wurde. Dort wurden Keller und sogar eine ganze Straße leer gepumpt, die unter Wasser stand. Außerdem habe das THW dort den Überblick behalten, wo welche Kräfte im Einsatz seien, so Völkner. Später war der Ortsverband auch in Bodman-Ludwigshafen, wo eine Wiese neben einer Kläranlage derart unter Wasser stand, dass die Feuerwehr es nicht alleine schaffte, alles abzupumpen. Zudem seien Anfragen aus Stockach und Mühlingen nach Sandsäcken und Strom gekommen, es sei daraus aber kein Einsatz geworden, berichtet Thomas Zimmermann, Zugführer beim Ortsverband.

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Dass Notfälle das THW an verschiedenste Orte bringt, sei nicht ungewöhnlich, sagt Christoph Völkner. „Wir sind nicht nur regional für Radolfzell zuständig.“ Außerdem verfüge der Ortsverband über eine Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen, die speziell auf solche Einsätze vorbereitet sei und darum auch angefordert werde. „Wir haben viel Pumpleistung“, erklärt Thomas Zimmermann – aktuell könnten alle vorrätigen Geräte eine theoretische Menge von 24.500 Litern pro Minute transportieren. Mit einer weiteren Pumpe, die angeschafft werden solle, erhöhe sich das auf rund 27.000 Liter pro Minute.

Wer das THW alarmiert

Alarmierungen würden auch mal über den kleinen Dienstweg erfolgen, berichtet Völkner – also etwa über Bekannte bei der Feuerwehr. Offiziell laufe das aber über die integrierte Leitstelle des Landkreises oder, wenn es um überregionale Einsätze gehe, zunächst über den Landesverband und dann über die Regionalstelle des THW.

Für den Fall, dass in der nächsten Zeit weitere Einsätze wegen Hochwasser nötig sein sollten, hat das THW Radolfzell gefüllte Sandsäcke bereits verladen. „Das spart uns Zeit“, begründet Zimmermann die Maßnahme – schnell auch mal 15 Minuten, die sonst für das Beladen nötig wären. „Solange es ein bisschen kritisch ist“, wolle man daher auf Nummer sicher gehen. Und die Pumpen seien ohnehin schon in Lastwagen und auf Anhängern verladen.

THW fehlt es an Übungen

Zudem werden die Fachgruppen regelmäßig ausgebildet – und das sei enorm wichtig, betont Christoph Völkner. „Das sind unglaubliche Gefahren, die von einem Hochwasser ausgehen.“ Die Einsatzkräfte müssten das Risiko im Kopf behalten, wenn in Gebäuden noch der Strom angeschaltet sei. Nur sei es in der Ausbildung durch Corona zu Einschränkungen gekommen, seit Beginn der Pandemie seien weniger Übungen möglich. Und die, die stattfinden konnten, hätten nur mit einer maximalen Gruppenstärke von zwölf Personen durchgeführt werden können. Die Fachgruppen seien dadurch voneinander getrennt worden. „Diese Trennung ist auf Dauer wirklich schwer“, beklagt Völkner diesen Zustand. Denn die Einsatzkräfte müssten ja bei Notfällen miteinander arbeiten. Online-Kurse helfen nur bedingt. „Eine Pumpe in die Hand nehmen, das geht online einfach nicht“, sagt Zimmermann. Außerdem seien virtuelle Übungen nicht das gleiche, die Mitglieder würden ja auch mit anpacken wollen.

Das THW Radolfzell war in Mühlhausen-Ehingen im Einsatz – bei der Organisation und mit Pumpen.
Das THW Radolfzell war in Mühlhausen-Ehingen im Einsatz – bei der Organisation und mit Pumpen. | Bild: Christoph Schwab/THW Radolfzell

Über etwas anderes freuen sich Zimmermann und Völkner: Die Bundesregierung habe in der Vergangenheit das THW enorm gestärkt, der Ortsverband verfüge über moderne Fahrzeuge und bekomme viel Material – sogar so viel, dass es Schwierigkeiten gebe, dieses unterzubringen. Das Führungsfahrzeug etwa habe man gut ausstatten können, der Funkgeräteanteil sei erhöht und ein Aggregat beschafft worden. „Da hat die Bundesregierung wirklich stark finanziert“, sagt Völkner. Das sei auch gut so: „Am Ende kommt das jedem von uns zugute, wenn es einen Notfall gibt.“ Völkner glaubt, dass es in Zukunft häufiger Wetterextreme geben wird – sowohl Hochwasser als auch Dürreperioden. „Das Wasser werden wir in einem Jahr irgendwo raus pumpen und im nächsten irgendwo hinfahren müssen“, schildert Völkner seine Erwartungen.