Schon seit vielen Monaten wird das Radolfzeller Münster umfangreich saniert. Getan hat sich schon einiges, vieles steht auch noch auf dem Programm. Um Interessierten einen Einblick in die vielen Maßnahmen und den aktuellen Stand der Bauarbeiten zu geben, hat der Münsterbauverein kürzlich zu einem Rundgang durch das Gebäude eingeladen. Zusammen mit den Architekten erlangten die Teilnehmer Einblicke, die viele der Münsterbesucher so noch nicht gesehen hatten.

Der erste Blick in das Hauptschiff des Münsters „Unserer lieben Frau“ war für so manchen Besucher verblüffend. In dem hohen Raum verstellt eine aufwändige Gerüstkonstruktion den Blick auf die Decke und den gesamten Kircheninnenraum. Das Gerüst dient zur Abstützung der barocken Kirchendecke, die erst im 18. Jahrhundert so angelegt wurde. Denn Arbeiten an den Balken oberhalb der Decke könnten dafür sorgen, dass die aufwändig konstruierte Decke Schaden nimmt.

Völlig neue Innenbeleuchtung geplant
Immerhin hüllte eine interessante Beleuchtung am Besichtigungstermin das Gerüst in ein besonderes Licht. Das war jedoch nur ein schwacher Vorgeschmack auf das, was die Besucher des Münsters ab Ende 2023 erwarten dürfen. Denn die Kirche hat für die Innenbeleuchtung einen echten Fachmann engagiert. Mit Charles Keller wurde ein Lichtdesigner aus St. Gallen beauftragt, der den Besuchern „ein völlig neues Erlebnis“ in der sanierten Münsterkirche in Aussicht stellte.

Seine Pläne sehen ein deutlich helleres Ambiente in dem gotischen Bau vor, als man es bisher gewohnt war. So plant er, das Kirchenschiff im oberen Bereich so zu erhellen, dass das Lesen auf den Bänken möglich ist. In den Seitengängen soll die Beleuchtung die Architektur unterstreichen und sichtbar machen. Generell möchte der Lichtdesigner „nur diskret ausleuchten“, wie er erklärte. So soll die Beleuchtung im Bereich des Chores praktisch unsichtbar sein. Möglich werde das durch den Einsatz moderner LED-Technik.

Die Kirche kann damit sogar je nach Anlass unterschiedlich beleuchtet werden. Gleichzeitig wird die Kirche deutlich weniger Energie für die Beleuchtung aufwenden müssen als bisher. Charles Keller nannte die Größenordnung von etwa 40 Prozent.
Im Dachstuhl steht Alt neben Neu

Im Dachstuhl wurden die rund 30 Teilnehmer der Veranstaltung Zeuge, mit welchem Aufwand die Handwerker den Bau derzeit sanieren. So wurden bis jetzt Teile der hölzernen Dachkonstruktion durch neue Balken und Träger ersetzt.

Dabei wandten die Zimmermannsleute alte Techniken an. Dort, wo es sinnvoll war, wurden die Elemente wie zu Zeiten der Errichtung des Dachstuhls im Jahr 1520 lediglich mit Holzzapfen miteinander verbunden. Die Technik hat sich lange bewährt und garantiert einen dauerhaften Fortbestand.

Im Zeitplan trotz Corona
Beim Rundgang durch den Dachstuhl des Kirchenschiffes wurden die Teilnehmer der Veranstaltung von Architekt Bruno Siegelin und seinem Sohn Nikolai begleitet. Sie erklärten die bisherigen Arbeitsschritte und beantworteten die Fragen der Besucher.

So erfuhren diese, dass man generell mit den Arbeiten im Zeitplan liegt, obwohl Corona zu teilweise deutlichen Verzögerungen gesorgt hat. Das ist auch der Grund, warum zum Beispiel das Dach über dem Chorschiff immer noch nicht fertig eingedeckt ist. Zumindest technisch stellt dies kein Problem dar, ließ Bruno Siegelin wissen.

Besondere Vorsicht bei Deckenarbeiten
Interessant waren auch die Erläuterungen zu den Arbeiten in der Deckenkonstruktion. Hier müssen die Zimmermannsleute besondere Vorsicht walten lassen, weil die im Barockstil bemalte Stuckdecke, die bereits im Innenraum gereinigt wurde, nicht beschädigt werden darf. Kein leichtes Unterfangen, was aber in jedem Fall besonderer Sorgfalt bedarf. Auch sonst müssen die Zimmermannsleute ihr ganzes Können aufbringen. Vor allem deshalb, weil man die Arbeiten nach Möglichkeit so ausführt, wie das in früheren Zeiten üblich war.

Erledigt sein sollen die Sanierungsarbeiten am Radolfzeller Münster voraussichtlich Ende 2023. Die Kosten werden auf 4,3 Millionen Euro taxiert. Der Münsterbauverein Radolfzell hat in den vergangenen zwei Jahren rund 300.000 Euro an die Kirchengemeinde gespendet. Das Geld kann bei der Sanierung des Münsters und der neuen Beleuchtung bestens gebraucht werden.
