Wer in den vergangenen zwei Jahren heiraten wollte, dem hat die Pandemie immer wieder Steine in den Weg gelegt. Unter anderem galten Begrenzungen bezüglich der Gästezahl, Abstandsregeln und die Pflicht zur Kontaktnachverfolgung. Normale Feiern waren da kaum möglich. Aber hat das auch dazu geführt, dass den Paaren gleich ganz die Lust auf eine Hochzeit verging? Fanden in Radolfzell in den vergangenen zwei Jahren weniger Hochzeiten statt als sonst üblich und wurden viele Termine abgesagt?
Ein Drittel der Hochzeiten 2020 verschoben
Beim Blick ins Standesamt zeigt sich: Die Pandemie wirkte zum Teil tatsächlich als Dämpfer für Hochzeiten. „Vor allem im Jahre 2020 kam es zu vielen Verschiebungen“, teilt die Standesbeamtin Patrizia Michel auf Nachfrage mit – schätzungsweise sei etwa ein Drittel der bereits terminierten Trauungen betroffen gewesen. Michel vermutet, dass das daran lag, dass durch die Einschränkungen nicht mehr die komplette ursprüngliche Planung der Brautpaare für ihren Hochzeitstag umsetzbar waren.
Immerhin: „Bei den Terminen in 2021 sind die Verschiebungen geringer ausgefallen“, so Patrizia Michel. Etwa 20 bis 30 Termine seien verschoben beziehungsweise abgesagt worden. „Die Reservierungen haben hier im Herbst 2020 begonnen und über das Jahr konnten sich die Paare auf die Situation besser einstellen. Auch stehen bei den standesamtlichen Trauungen wichtige rechtliche Auswirkungen im Raum, die viele Paare dazu bewegt haben, die Trauung durchzuführen“.
Zudem sei mit – abhängig vom Trauzimmer – etwa 25 zugelassenen Personen ausreichend Platz für den engen Familienkreis gewesen. Wie Patrizia Michel mitteilt, seien jedoch nicht im Detail die Gründe für Hochzeits-Verschiebungen erfasst worden. Zudem lasse sich nicht auswerten, welche Eheschließung in 2020 abgesagt und dann 2021 durchgeführt wurden und welche auswärts wohnenden Paare sich dazu entschieden haben, nicht in Radolfzell sondern an ihrem Wohnort zu heiraten.
Viel weniger katholische kirchliche Trauungen
Ein Blick auf die Zahlen zeigt aber, dass 2021 sogar mehr Trauungen stattfanden als in den drei Jahren vor der Pandemie: 283 Paare gaben sich damals in Radolfzell das Ja-Wort, von 2017 bis 2019 waren es zwischen 233 und 264 pro Jahr. Von diesen Zahlen war auch das Jahr 2020 nicht so weit entfernt – damals gab es am Radolfzeller Standesamt 232 Trauungen.
Auch in der evangelischen Kirche in Radolfzell heirateten 2020 mit fünf Paaren und 2021 mit sechs Paaren etwa gleich viele wie vor der Pandemie – damals waren es laut dem evangelischen Pfarramt sechs kirchliche Trauungen jährlich. Deutlicher ist der Unterschied in der katholischen Seelsorgeeinheit St. Radolt inklusive der Pfarreien der Ortsteile. Wie das Pfarramt mitteilt, gab es 2020 elf kirchliche Trauungen und 2021 acht – im Jahr 2019 waren es noch 19, 2015 mit 20 Hochzeiten fast ebenso viele.
Schon 130 Reservierungen in 2022
Und wie sieht es 2022 aus? Heiraten jetzt vielleicht besonders viele Paare, in der Hoffnung, dass die Pandemie sich bald dem Ende zuneigt? Bisher seien rund 130 Eheschließungstermine reserviert worden. „Wer samstags in der Hauptsaison heiraten möchte, muss schnell sein, die meisten Termine sind bis Anfang März gebucht“, so Michel.
„Freitags ist die Auswahl an Trauterminen größer, aber auch hier sind schon einzelne Tage vollständig reserviert.“ Termine unter der Woche mussten dagegen bislang noch nicht abgelehnt werden. Bevorzugt werden bislang die Monate Mai bis September sowie um die Weihnachtszeit. Diese Zeit sei auch in der Vergangenheit für Hochzeiten beliebt gewesen.
Kein Rückstau erwartet
„Vermutlich wird es bei den standesamtlichen Trauungen weniger zu einen Rückstau an Eheschließungen kommen“, teilt Patrizia Michel mit. „Inzwischen dauert die Pandemie fast zwei Jahre und viele haben sich bei uns getraut, da das Ende der Pandemie bisher nicht absehbar war und viele Gründe für die standesamtliche Trauung gesprochen haben wie beispielsweise die Abstammung und das gemeinsame Sorgerecht zu den gemeinsamen Kindern.“
Und selbst wenn sehr viele Paare auf einmal heiraten möchten, zeigt sie sich aktuell entspannt: „Sofern es nach dem Ende der Maßnahmen doch zu erhöhten Anfragen kommt, können wir uns hierauf einstellen und uns gegebenenfalls anpassen. Schwieriger wird hier wahrscheinlich die Organisation des Rahmenprogrammes, da viele Geburtstage und Familienfeiern, Betriebsfeiern und auch große kirchliche oder freie Trauungen zurückgestellt worden sind bei denen viele darauf warten, das endlich nachholen zu können.“