Wehe, wenn der Vorstand nicht mehr will. Dann geht ein Zittern durch den Verein und alle hoffen, dass der scheidende Vorsitzende einen Nachfolger findet. Noch schwieriger wird es, wenn der gesamte Vorstand abtreten will. Das kündigt sich für den Schwarzwaldverein Radolfzell-Markelfingen bei der Hauptversammlung am Samstag im Milchwerk an, berichtet Ekkehard Greis, Bezirksvorsitzender des Schwarzwaldvereins: „Der Vorstand hat klare Ansagen gemacht: Wir sind zu alt, wir wollen aufhören.“

Vorsitzende Ruth Hellweg: „Unsere Neuzugänge sind Rentner, die an den See ziehen.“
Vorsitzende Ruth Hellweg: „Unsere Neuzugänge sind Rentner, die an den See ziehen.“ | Bild: Verein

Ruth Hellweg, Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Radolfzell-Markelfingen, bestätigt diese Nachricht: „Wir wollten schon vor drei Jahren einen Wechsel, aber wir haben niemanden gefunden.“ Also hätten sich die Mitglieder im Vorstand noch einmal bereit erklärt, für eine Übergangsphase weiterzumachen: „Aber jetzt ist Schluss.“ Eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden und andere zur Vorstandsarbeit zu bewegen, war für sie eine nicht zu bewältigende Aufgabe.

Problem: Das Alter

Mit zwei Grundproblemen sei der Schwarzwaldverein immer wieder konfrontiert, beschreibt Ruth Hellweg die Lage. Zum einen stellt sie eine Grundströmung in der Gesellschaft mit direkten Auswirkungen auf den Verein fest: „Die Menschen wollen sich nicht mehr festlegen.“ Zumindest auf kein Amt. Über 150 Mitglieder hat der Ortsverein, aktiv seien vielleicht 30 bis 40 Mitglieder. „Unsere Wanderungen sind gefragt, wir haben schöne Touren im Programm“, sagt Hellweg. Selbst Neuzugänge kann der Verein verzeichnen, „doch das sind Rentner, die an den See ziehen“. Damit wäre das zweite Problem beschrieben: „Das Alter.“ Sie selbst sei 73 und findet, es müssten Jüngere übernehmen, es könnten auch jüngere Rentner sein.

Wegewart Günter Oschwald: „Im Verein glänzen wir an Lebensjahren und Erfahrung.“
Wegewart Günter Oschwald: „Im Verein glänzen wir an Lebensjahren und Erfahrung.“ | Bild: Domgörgen, Franz

Günter Oschwald, Kreisseniorenrat und Wegewart des Schwarzwaldvereins Radolfzell-Markelfingen, bestätigt die Einschätzung seiner Vorsitzenden: „Wir glänzen an Lebensjahren und Erfahrung“, lacht Oschwald, der zusammen mit zehn Wegepaten für den Verein 120 Kilometer Wanderwege auf der Gemarkung Radolfzell betreut. Der Vorstand bräuchte dringend eine Auffrischung: „Seit drei Jahren suchen wir Nachfolger und führen viele Gespräche, aber niemand kommt aus der Deckung.“ Ein Thema, das fast alle Vereine kennen, glaubt Oschwald. Für ihn ist das Missverhältnis augenscheinlich: „Für die Wanderungen haben wir Wartelisten, aber die darauf stehen, wollen nicht in den Vorstand.“

Das könnte Sie auch interessieren

Nun kann es passieren, dass es im Schwarzwaldverein Radolfzell-Markelfingen keine Wartelisten mehr gibt. Wenn sich keine Mitglieder finden, die Aufgaben im Vorstand übernehmen wollen. Und keiner, der die Wegweiser säubert, alte Schilder abschraubt, neue Schilder aufschraubt und ein Auge darauf hat, dass die Wanderwege nicht zuwachsen. Wird am Samstag kein neuer Vorstand gewählt, bleibt der alte bis zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Amt. Findet sich auch dann kein neuer Vorstand, geht es in die Liquidation: „Schlimmstenfalls müssen wir den Schwarzwaldverein Radolfzell-Markelfingen auflösen“, sagt der Konstanzer Bezirksvorsitzender Ekkehard Greis.

Bezirksvorsitzender Ekkehard Greis: „Ich bin überzeugt, dass wir noch jemanden finden können.“
Bezirksvorsitzender Ekkehard Greis: „Ich bin überzeugt, dass wir noch jemanden finden können.“ | Bild: Scherrer, Aurelia

Das hat auch für die Stadt Radolfzell Folgen: Wo kein Schwarzwaldverein, da kein Wegewart und keine Wegepaten. „Die Pflege der Wanderwege wird dann die Stadt übernehmen müssen“, glaubt Ruth Hellweg. Zuwachsen lassen und nicht die Beschilderung pflegen sei in einer Tourismusregion ja keine Option. Noch hat Ruth Hellweg den Ortsverein nicht aufgegeben: „Wir müssen schauen, wie wir weiterkommen.“ Auch Bezirksvorsitzender Ekkehard Greis bleibt Optimist: „Ich bin überzeugt, dass wir noch jemand für den Vorstand finden können.“