Wer sich regelmäßig mit dem Rad in Radolfzell fortbewegt, kennt die Gefahrenpunkte, an denen besondere Aufmerksamkeit und Vorsicht erforderlich ist, um schadlos von A nach B zu kommen. Manche Punkte existieren bereits seit längerer Zeit, andere haben sich erst im Lauf der Zeit oder nach einer verkehrstechnischen Veränderung ergeben. Acht solche Orte haben rund 30 Radfahrer mit Oberbürgermeister Simon Gröger und dem Radverkehrskoordinator Kristof Ehrlich angesteuert: Um die Schwachstellen im Radwegenetz für die Verwaltung zusammenzutragen, hat die Stadt eine Radtour organisiert. Das Ergebnis soll dazu beitragen, Gefahrenpunkte für die Zukunft zu entschärfen.
„Wir wollen das gemeinsame Wissen kombinieren und den Rad- und Fußgängerverkehr sicherer machen“, stellte Simon Gröger zur Motivation der Veranstaltung fest. Rund 30 Radfahrer hatten sich zusammengefunden, um auf einer rund vierstündigen Tour durch Radolfzell und Böhringen die jeweiligen Brennpunkte anzufahren.
1. Stopp: Probleme an der Karl-Wolf-Straße
Als erster Gefahrenpunkt wurde die Fahrradstraße an der Karl-Wolf-Straße ausgemacht. Im Bereich des Bahnhofs sahen die Radfahrer gleich eine Vielzahl an Problemen. So sorgt die Wegeführung jenseits des Ufers entlang der Schienen im Bahnhofsbereich nicht nur für Verwirrung bei den Radtouristen. Zudem ergeben sich auf der Karl-Wolf-Straße immer wieder Konfliktsituationen mit den Fußgängern. Und am Spielplatz sind die vorbeifahrenden Radfahrer ebenfalls ein Gefahrenpotenzial. Die Bahnhofsdurchquerung selbst ist ebenfalls ein Nadelöhr für Radfahrer.
Zwei Problemstellen in Böhringen
In Böhringen sah die Radtour gleich zwei Haltepunkte vor. In der Ortsdurchfahrt monierten die Radfahrer den Radschutzstreifen, der nach ihrer Ansicht für wenig Sicherheit sorgt und daher keine nennenswerte Verbesserung gegenüber der früheren Wegeführung bringt. Vor allem die Tatsache, dass Autofahrer den Bereich ebenfalls nutzen dürfen, macht den Schutzstreifen aus ihrer Sicht geradezu nutzlos. Dabei hatte man diese Lösung seiner Zeit in Kooperation mit dem ADFC, der Polizei und dem Tiefbau der Stadt Radolfzell geplant.

Ebenfalls unbeliebt ist der einseitige Radweg im Bereich der Grundschule in Richtung Radolfzell. Baumscheiben, gegenläufiger Rad- und Fußgängerverkehr sowie die unebene Oberfläche machen hier Probleme. Immerhin deutete Thomas Nöken als Leiter Stadtplanung und Baurecht an, dass ursprünglich geplant war, den Radschutzstreifen auf der gesamten Länge der Ortsdurchfahrt zu realisieren. Dass hier nicht mit einem perfekten Radweg gerechnet werden darf, ließ er ebenfalls wissen: „Jede Lösung ist ein Kompromiss“, sagte er.
Mehrere Wegeführungen sorgen für Verwirrung
Das gilt vermutlich für alle Radwege in der Stadt. Denn zum Beispiel beim Kreisverkehr am BEZ finden sich gleich mehrere Wegeführungen, die für Gefahren sorgen. So existiert schlichtweg kein Radweganschluss auf der L220 in Richtung Moos, wenn man den Bereich des Kreisels verlässt. Ferner nutzen Radfahrer aus der Richtung Böhringen kommend gerne die falsche Fahrtrichtung, indem sie auf der Nordseite den Kreisel umfahren.

Nicht fehlen auf der Radtour durfte natürlich auch die Konstanzer Straße, mit der viele Radfahrer bis heute fremdeln. Hier musste Thomas Nöken noch einmal die Tempo-50-Regelung erklären, die generell für alle Hauptverkehrsstraßen in Ortschaften gilt.
Unmut an der Konstanzer Straße: Besonders beim Überholen wird‘s gefährlich
Unabhängig davon sind die Radfahrer unglücklich mit den zahlreichen Verschwenkungen des Radfahrstreifens, die sich durch die Parktaschen ergeben. Vor allem aber monieren sie die Engstellen, die im Zusammenhang mit dem Mittelstreifen entstehen. Dort ist ein ungefährdetes Überholen von Radfahrern durch Autos nicht möglich, überholt wird aber dennoch.
Eng geht es bisher auch oft im Bereich des Kreisels an der Günter-Neurohr-Brücke zu. Dort sorgen zum Teil uneindeutige Markierungen für Verunsicherung der Radfahrer. So muss der Kreisel direkt durchfahren werden, obwohl der bisherige Rad- und Fußweg weiterhin zumindest auf einer Seite besteht.
Wie es weitergehen soll, zeigt sich im Juli
Für die Verwaltung hat die Radtour also mehrere Anregungen ergeben, in den nächsten Monaten kann sie diese nun bearbeiten. Am 15. Juli soll dann im Milchwerk ein Anschlusstermin stattfinden, in dem es um die Auswertung der Ergebnisse geht. Dort können dann auch noch weitere Gefahrenpunkte gemeldet werden. Grundsätzlich möchte die Stadt ein Gesamtverkehrskonzept entwickeln, das möglichst viele Verkehrsteilnehmer zufriedenstellt.