Es sind Anblicke, die in der Region längst keine Seltenheit mehr sind: Störche, die sich auf Wiesen und Feldern auf Futtersuche begeben, die im Segelflug hoch oben am Himmel ihre Kreise ziehen und laut klappernd im Nest auf sich aufmerksam machen oder dort liebevoll ihre Küken aufziehen.
Mehr als 150 Paare im Landkreis
Obwohl mittlerweile schätzungsweise mehr als 150 Storchenpaare im Landkreis Konstanz leben, rufen die großen Vögel nach wie vor großes Interesse und oftmals auch Begeisterung hervor. Allerdings nicht immer – zum Beispiel sind nicht alle Hausbesitzer begeistert darüber, dass sich Störche auf ihren Dächern niederlassen, dort ihre Nester bauen und ihren Kot hinterlassen. Denn zum Teil können die Vögel echte Probleme verursachen.

„Es sind nicht alle von den Störchen begeistert“, weiß auch Wolfgang Fiedler, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Möggingen. Allerdings betont er, der Kot der Störche sei nicht wirklich problematisch.
„Er ist schon aggressiv“, sagt Fiedler. Allerdings komme er in keiner allzu großen Menge vor, denn es gebe gar nicht so viele Störche. Zudem sei er auch nicht in Gebäuden, sondern lediglich im Freien zu finden, wo der Regen ihn wieder abwaschen könne. „Aber es ist natürlich trotzdem nervig“, gibt er zu.
Tatsächliche Schwierigkeiten können entstehen, wenn aktive Kamine von den Störchen mit ihren Nestern zugebaut und damit verstopft werden. Oder wenn die Nester, die immer wieder erweitert werden, mit der Zeit zu schwer werden. Denn große Nester könnten bis zu eine Tonne wiegen, so Wolfgang Fiedler. Zu viel für ein Gebäudedach.
„Wenn man den Horst viele Jahre lässt, kann das ein statisches Problem werden“, erklärt der Wissenschaftler. In der Regel würden daher an Nestern alle paar Jahre Eingriffe stattfinden. 2021 wurde zum Beispiel das Storchennest auf dem Dach des BUND-Zentrums in Möggingen nach 15 Jahren und mit einem Gewicht von 300 bis 400 Kilogramm entsorgt und durch ein neues ersetzt.
Störche fressen andere Gelege
Und auch für die Natur kann das Verhalten von Störchen Folgen haben – denn sie fressen etwa Feldlärchen- und Kiebitz-Gelege, so Fiedler. Allerdings sei wenig über die Auswirkung der Störche auf andere Vögel bekannt. Dennoch beruhigt der Radolfzeller Wissenschaftler: „Die Landschaften tragen das.“ Die Natur sei nicht „leer gefressen“, denn sonst würden die Störche selbst verhungern.
Außerdem sei das Wachstum der Storchenpopulation irgendwann auch endlich, sagt Wolfgang Fiedler. Zum Beispiel scheinen Beutegreifer wie Uhus Geschmack an jungen Storchenküken gefunden zu haben. „Und früher oder später regelt sich die Population selbst.“
Grundsätzlich gelte aber eben auch, dass der Mensch nicht überall Einfluss nehmen könne – auch nicht auf Störche. „Wir können nicht den Anspruch haben, dass wir in der Natur an allen Schräubchen drehen, bis es uns passt.“