Wer in den vergangenen Tagen am Ufer des Bodensees oder auch nur in dessen Nähe unterwegs war, der konnte sich teils vor Surren und Schwirren nicht retten – denn die Zuckmücken sind wieder da. Hunderte oder tausende Tiere schweben in Schwärmen über Wegen und Plätzen. Grund zur Sorge gibt es aber nicht: Wie Rainer Bretthauer, ehrenamtlicher Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter, Biologe und Mücken-Experte, erklärt, ernähren sich Zuckmücken nicht von Blut. Stiche sind also nicht zu befürchten. Außerdem leben die Tiere nur wenige Tage, allzu lange hält das Phänomen also nicht an.

Nicht nur nervig, sondern blutdurstig ist dagegen die Bodensee-Schnake, die den größten Anteil an Stechmücken am Untersee bei Radolfzell ausmacht – nämlich 80 bis 99 Prozent, so Rainer Bretthauer. Und es sind nicht die einzigen Tiere, die am Bodensee nerven. Ob Stechmücken in diesem Jahr ähnlich zahlreich auftreten wie die Zuckmücken, vermag der Biologe noch nicht zu sagen.

Pegelstand und Temperatur sind wichtig

Denn es gibt zwei Umstände, die die Population der Schnake beeinflussen: Wasserstand und Wärme. Laut Bretthauer legt die Bodensee-Schnake legt ihre Eier etwa zehn Zentimeter über der Wassergrenze in Uferbereichen ab, die organisches Material enthalten. Werden diese dann überschwemmt – was etwa ab einem Pegelstand von 3,90 Metern der Fall sei -, schlüpfen die Larven. Allerdings braucht es dafür auch eine Wassertemperatur von 15 bis 16 Grad Celsius und die ist aktuell noch nicht erreicht.

Sie stechen nicht, können aber nerven: Zuckmücken sind 2024 wie auch 2023 in großer Zahl am Seeufer unterwegs.
Sie stechen nicht, können aber nerven: Zuckmücken sind 2024 wie auch 2023 in großer Zahl am Seeufer unterwegs. | Bild: Marinovic, Laura

Wie viele Bodensee-Schnaken es in diesem Jahr geben wird, wird sich also erst zeigen, wenn es wärmer wird. Eines steht aber jetzt schon fest: Dass es im vergangenen Jahr recht wenige gegeben habe, muss sich laut Rainer Bretthauer nicht auf die diesjährige Saison auswirken. „Die Eier halten sich jahrelang“, erklärt der Experte. Eier, die in der Vergangenheit in hoher Zahl gelegt wurden, können also in diesem Jahr noch immer für viele Larven sorgen.

Wie können Stechmücken eingedämmt werden?

Doch Rainer Bretthauer hat Tipps, wie die Vermehrung von Stechmücken auf dem eigenen Grundstück oder dem eigenen Balkon zumindest eingedämmt werden kann. Um Tigermücken, die im vergangenen Jahr in der Radolfzeller Nordstadt nachgewiesen wurden, an der Vermehrung zu hindern, sollten etwa Blumentopf-Untersetzer oder andere Gefäße, in denen Wasser steht, immer wieder ausgeleert werden. Das betreffe vor allem Gefäße, die wechselnd unter Wasser stehen oder organisches Material wie Staub enthalten – denn in diesem können die Mücken ihre Eier ablegen.

Rainer Bretthauer ist Biologe und ehrenamtlicher Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter.
Rainer Bretthauer ist Biologe und ehrenamtlicher Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter. | Bild: Marinovic, Laura

Mit Wasser gefüllte Regentonnen dienen dagegen Hausmücken zur Eiablage, so Bretthauer. Sie sollten deshalb abgedeckt werden. Ein einfaches Mittel gegen Schnaken im Wasser sind auch ein paar Tropfen Spülmittel, rät Rainer Bretthauer. Denn dieses setze die Oberflächenspannung des Wassers herab – und diese brauchen die Mückenlarven, da sie sich zum Atmen an die Wasseroberfläche hängen, erklärt der Biologe.

Enge Kleidung und Bier sind nicht ratsam

Wenn Stechmücken schon geschlüpft sind, sei es ratsam, sich in der Dämmerung möglichst nicht in der Nähe von Büschen oder Waldrändern aufzuhalten. Denn dort ist die Luftfeuchtigkeit erhöht, das mögen Bodensee-Schnaken. Außerdem hilft Kleidung, die die Haut bedeckt, aber nicht eng anliegt – denn die Schnaken stechen durch Stoff hindurch. Bei weiter Kleidung herrscht zwischen Stoff und Kleidung noch ausreichend Abstand, um Stiche zu vermeiden.

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Und wer kohlensäurehaltige Getränke wie Bier oder Sprudel trinkt, der erhöhe den Anreiz für die Schnaken, zuzustechen, so Bretthauer. Denn: „Der Hauptlockstoff ist CO2„, erklärt der Biologe. Wer kohlensäurehaltige Getränke zu sich nimmt, der gebe vermehrt Kohlenstoffdioxid über Haut und Atemluft ab – und lockt damit Schnaken an.