Benedikt „Benny“ Wabnig hat eine leidenschaftliche Beziehung zum Bierbrauen. „Hier kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen“, sagt der 24-Jährige, der gerade an einem Feiertagsbier für Weihnachten arbeitet. Seit Kurzem ist der junge Villinger Braumeister beim Start-up Inselbier auf der Reichenau.
Es ist ein früher Morgen und Benny Wabnig, der das Handwerk in München gelernt hat, beginnt den Tag mit der sogenannten Handbonitierung. Wie ein Banker, der die Bonität von Wertpapieren prüft, begutachtet der Braumeister die Güte seiner Malzkörner.
Regionalität liegt im Trend – auch bei Bieren
Was man dem Malz nicht ansieht: Die für das Malz nötige Grundzutat, die Gerste, ist auf Feldern ganz in Seenähe gewachsen. Für Benedikt Wabnig ist das der nächste Schritt hin zu noch mehr Regionalität. Zwei Biere im Sortiment werde er künftig ausschließlich mit Malz aus heimischem Getreide brauen.
Das Bier-Start-up von der Reichenau kann in Sachen regionaler Herkunft bereits Einiges vorweisen: Der Hopfen etwa kommt aus Tettnang, das Wasser ist Trinkwasser aus dem Bodensee. „Regionale Herkunft und Produktion ist uns sehr wichtig, die Kunden wünschen das auch zunehmend“, sagt der Braumeister und gibt Malz für die weitere Verarbeitung in eine Mühle.
Inselbier bewirbt sich bei „Gutes vom See“
Benny Wabnig und die kleine Brauerei liegen damit im Trend: Immer mehr Verbraucher in Deutschland achten beim Einkauf darauf, dass Lebensmittel aus der Region kommen. Produkte aus der Heimat finden sich längst nicht mehr nur auf dem Wochenmarkt, sondern auch in vielen Supermärkten.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Kurze Transportwege verheißen einen kleinen ökologischen Fußabdruck, zudem wird die Wirtschaft vor Ort unterstützt. Am Bodensee wirbt „Gutes vom See“, ein Zusammenschluss regionaler Unternehmen, für heimische Produkte.
Die Inselbier-Brauerei bewirbt sich um eine Mitgliedschaft, zu Gast in der Brauwerkstatt auf der Reichenau ist deshalb Regionalentwickler Michael Baldenhofer.
Die Kriterien sind streng – Ruppaner verlor das Siegel
Er vertritt „Gutes vom See“ und lässt sich die Arbeit des Braumeisters zeigen. Der Verein vergibt ein gleichnamiges Siegel an Produkte, zu deren Herstellung ausschließlich heimische Rohstoffe verwendet werden. „Das heißt 40 Kilometer im Umkreis vom See, die Uferlinie ist entscheidend“, sagt Baldenhofer und lacht.
Inselbier müsse die regionale Herstellung sämtlicher Rohstoffe nachweisen, vom Acker bis zum Brauprozess. „Die Kriterien sind streng“, sagt Michael Baldenhofer. Es gebe jedes Jahr unabhängige Kontrollen.

Die Konstanzer Brauerei Ruppaner, Mitglied bei „Gutes vom See“, habe im vergangenen Jahr das Siegel für eines ihrer Biere von den Etiketten entfernen müssen, erzählt der Regionalentwickler. Der Grund: Die große Brauerei war nach Produktionsschwierigkeiten nicht mehr in der Lage, sämtliche Zutaten aus der Region zu beziehen.
Benedikt Wabnig ist überzeugt, dass Inselbier die strengen Kriterien erfüllen könne. Läuft alles nach Plan, könnten die Flaschen von zwei Bieren im Frühjahr 2020 ein Etikett mit entsprechendem Verbrauchersiegel tragen. Der Braumeister macht sich nun an den nächsten Schritt: das Maischen.
Regionalsiegel könnte neuen Markt eröffnen
Das geschrotete Malz wird in einem Tank mit Wasser gemischt. Durch das Maischen entsteht ein Malzextrakt, das später zur Würze weiterverarbeitet wird. Danach fehle für das fertige Bier nur noch der Hopfen, erklärt der Braumeister.
Für das Bier-Start-up von der Reichenau wäre das „Gutes-vom-See„-Siegel nicht nur ein Ausweis für Qualität und Regionalität, es könnte auch Wachstumsperspektiven eröffnen. Davon ist die Inselbier-Geschäftsführerin Sigrun Bundschuh überzeugt. Der Verkauf in Supermärkten sei das Eine, sagt die 56-Jährige. „Wichtig ist aber auch die Gastronomie, gerade in einer so touristischen Region wie dem Bodensee.“

„Gutes vom See“ könnte zu Gewinnzielen verhelfen
In einigen Restaurants und Lokalen, darunter Betriebe in Meersburg, Konstanz und Radolfzell, würden sie bereits Bier vertreiben, sagt Bundschuh. Viele Unternehmen würden aber Partnerschaften mit großen Brauereien eingehen. Tische, Bänke und Schirme kämen dann gleich inklusive, erklärt die gelernte Architektin. Ihre kleine Brauerei, die sie 2016 gemeinsam mit ihrem Mann gegründet habe, sei da keine Konkurrenz.
Für das kleine Bier-Start-up von der Reichenau birgt eine Mitgliedschaft im Regionalzusammenschluss große Chancen. 20 Restaurants und Lokale sind dort Mitglied, alles mögliche Inselbier-Abnehmer. Damit könnte das Familienunternehmen im kommenden Jahr erstmals Gewinn erzielen.
Dabei geht es nicht nur um den direkten Absatz von Bier. In Restaurants und Lokalen mit dem eigenen Bier vertreten zu sein, stärke auch die Marke, sagt Sigrun Bundschuh. “Wenn mir eine Servicekraft ein Bier empfiehlt, dann bleibt das im Kopf.“

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