Wie wurde das Brauen zu Ihrem Beruf?

Den Beruf habe ich mir aus meinen Interessengebieten ausgesucht. Ich wollte etwas tun, was naturwissenschaftlich geprägt ist, aber auch im Handwerk liegt. Da ich Bier schon seit meinem 16. Geburtstag genieße, beschloss ich nach der Fachhochschulreife, im Alter von 18 Jahren, eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer bei der Staatsbrauerei Rothaus zu beginnen, nachdem mir das Praktikum dort gezeigt hat, dass das mein Traumberuf ist.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum braut man dann auch noch in seiner Freizeit? Wie und wann sind Sie zu diesem Hobby gekommen?

Ich habe mit dem Hobby angefangen, nachdem ich meine Ausbildung begonnen habe und neugierig auf andere Bierstile wurde, da das Sortiment meiner Lehrbrauerei auf Pils, Märzen, Weizen und deren alkoholfreie Varianten beschränkt war. Somit finanzierte ich mir über mehrere Monate hinweg eine Heimbrauanlage, mit der mein Kumpel und ich flexibel das brauen können, worauf wir gerade Lust haben.

Was macht den Reiz des Heimbrauens aus?

Der Reiz ist ganz klar die Flexibilität, da etwa 90 Prozent aller auf der Welt verfügbaren Rohstoffe im Internet in Kleinmengen erhältlich sind und man an keine Vorgaben gebunden ist, immer das selbe zu brauen. Man kann auch mit etwas Erfahrung die Biere an seinen eigenen Geschmack anpassen und dadurch quasi das für sich maßgeschneiderte Bier herstellen.

Wie häufig brauen Sie zuhause? Von welchen Mengen sprechen wir?

Wir brauen ungefähr alle zwei bis drei Monate. Derzeit stecke ich in den Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen, weshalb ich etwas weniger Zeit dafür habe. Pro Sud werden etwa 35 Liter Bier gebraut.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie sieht Ihr Equipment aus?

Ich habe einen 40 Liter und einen 15 Liter Edelstahltopf. In denen kann ich sowohl Infusions- als auch Dekoktionsmaischen führen, also alles, was möglich ist. Dazu habe ich einen Läuterbottich, um die Maische zu klären. Anschließend führe ich die Maische wieder in den großen Topf zurück, um die Würze zu kochen. Dieser funktioniert auch als Whirlpool, also als Hopfen- und Trubentfernungsgefäß. Ich habe einen einstufigen Würzekühler, der im Gegenstromprinzip als Wärmetauscher fungiert, um mit Eiswasser die Würze von etwa 90 Grad auf die gewünschte Gärtemperatur zu kühlen. Vergoren wird das Bier dann in einem 45 Liter Zylindrokonischen Gärbottich aus Edelstahl, dem besten Gefäß, wie es auch in modernen Brauereien verwendet wird. Gelagert wird das Bier später in einem 50 Liter Bierfass, bevor es fertig gereift und ohne Hefetrübung mit einem Gegendruckfüller mit CO2 in Flaschen abgefüllt wird. Die Flaschen wasche ich mit professionellen Flaschenreinigungsmitteln aus der Brauerei von Hand. Meine Analyseninstrumente sind ein Refraktometer zur Stammwürzebestimmung und pH-Messstreifen. Bei der Temperaturmessung habe ich ein digitales Präzisionsthermometer. Unterm Strich habe ich mich für diese Anlage entschieden, da ich die Automatisierung schon in der Brauerei vorfinde und der handwerkliche Aufwand einfach Spaß macht. Insgesamt kostete die Anlage etwa 1100 Euro, alleine das Equipment.

Bild 1: "Es schmeckt absolut genial" - Interview mit Bierbrau-Profi Benedikt Wabnig
Bild: Fröhlich, Jens

Welche Tipps haben Sie für Einsteiger? Reicht ein Einkochtopf, oder muss es schon eine Anlage sein, wie Ihre? Oder gibt es irgendwas dazwischen?

Mein Empfehlungen für ein sinnvolles Einsteigerset sind eine handkurbelbetriebene Schrotmühle (50-100 Euro), ein Einkochtopf von der Tante, der Oma, oder eine neues Gerät (100-200 Euro) sowie ein Plastikeimer als Läuterbottich (50-60 Euro). Damit ist man für das Maischen, Läutern, Kochen und auch für die Gärung gerüstet. Der Läuterbottich kann auch als Gärbottich verwendet werden. Für Anfänger empfiehlt sich die Flaschengärung. Das bedeutet, dass das Bier nach der Gärungen zusammen mit einer bestimmten Menge Zucker in Flaschen gefüllt wird. In den verschlossenen Flaschen findet dann eine Nachgärung statt, Druck baut sich auf. Das ist zwar nicht reinheitsgebotkonform, aber auch ich habe so angefangen. Es ist die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit das Bier abzufüllen und für den Anfang absolut ausreichend. Fortgeschrittene Hobbybrauer nutzen einen Gegendruckfüller (400-500 Euro). Eine Spindel zur Stammwürzemessung gibt es bereits ab 20 Euro, ein Thermometer kann man ab zehn Euro kaufen. Internetversandhäuser bieten solche Startersets komplett und günstig an.

Woher beziehen Sie Ihre Rohstoffe?

Ich beziehe die Rohstoffe entweder aus der Brauerei, oder aus dem Internet. Meine bevorzugten Händler sind www.amihopfen.de, www.hobbybrauerversand.de und www.hopfen-der-welt.de. Das sind sehr verlässliche Bezugsquellen, die selbst direkt von den konventionellen Zulieferern einkaufen.

Bild 2: "Es schmeckt absolut genial" - Interview mit Bierbrau-Profi Benedikt Wabnig
Bild: Fröhlich, Jens

Wie schmeckt Ihnen das eigene Gebräu? Lohnt es sich, selbst zu brauen?

Es schmeckt absolut genial, sobald man mal den Dreh raus hat. Bei mir war der Vorteil, dass ich die Rechnereien und die Prozesse aus der Ausbildung schon kannte. Laien sollten sich Literatur zulegen, zum Beispiel "Bier selber brauen" von André Dückers und "Heimbrauen für Fortgeschrittene" von Hagen Rudolph. Das sind sehr empfehlenswerte Bücher. Es sind darin sehr wertvolle Rechenbeispiele, Rezepte und allgemeine Tipps enthalten. Auch in Internetforen, wie zum Beispiel www.hobbybrauer.de, kann man das nötigste nachlesen. Auch dort gibt es Rechenbeispiele. Die Berechnung ist essenziell und sollte keinesfalls vernachlässigt werden, auch wenn man zuhause nicht perfekt präzise arbeiten kann.

Bild 3: "Es schmeckt absolut genial" - Interview mit Bierbrau-Profi Benedikt Wabnig
Bild: Fröhlich, Jens

Was sagen die Testtrinker?

Sie sind äußerst zufrieden bis absolut glücklich. Wir verzehren unsere Biere immer in gemütlichen Runden mit Freunden beim Grillen, oder an Geburtstagen und sonstigen Anlässen. Es bleibt selten etwas übrig. Die Meinung der Testtrinker ist auch wichtig, denn jedem schmeckt ein Bier anders, somit bekommt man immer verschiedene Rückmeldungen. Je mehr übereinstimmen, desto besser ist dein Bier. Das Ziel eines Brauers ist es, ein Bier zu brauen, das so vielen Menschen wie möglich schmeckt und von denen man beim Trinken Durst bekommt.

Was ist von den günstigen Geschenke-Sets zu halten?

Von den Braufass-Produkten mit Extrakt und Sirup halte ich gar nicht. Es schmeckt nicht und Spaß macht es auch nicht. Die Startersets bei den Versandhäusern lohnen sich für die Anfänge jedoch sehr gut, da die Kalkulationen entfallen. Die Rohstoffauswahl und die Brauanleitung sind auch nicht verkehrt.

Welche Brauerei-Biere aus der Region bevorzugen Sie?

Bei Export hat für mich die Ketterer-Brauerei aus Hornberg die Nase vorne, die Hirsch-Brauerei aus Wurmlingen macht das beste Weizen und Rothaus hat das beste Pils.