Im Reichenauer Gemeinderat gibt es Stimmen, die Verbesserungen in Bezug auf die Linienführung wünschen – vor allem, was die Anbindung von Niederzell und dem Gewerbegebiet Tellerhof an den dortigen Supermarkt angeht. Die zuständigen Vertreter des Landratsamts (LRA) halten die aktuelle Linienführung grundsätzlich für gut. Und sagen, Änderungen seien nur möglich, wenn dadurch nicht die Anbindung und Vertaktung mit dem Seehas wegen Zeitverzögerungen gefährdet sei.

Die Diskussion ist im Gemeinderat im Februar schon einmal geführt worden. Ralf Bendl, der Leiter des Amts für Nahverkehr und Straßen beim LRA, hatte damals die Prüfaufträge mit auf den Weg bekommen. Er sollte prüfen, ob eben die Anbindung von Niederzell und Tellerhof oder auch ein Ringverkehr auf der Insel möglich sei.

Linie 204 verbindet Insel und Festland

Als Ergebnis erklärte nun Bendl ein viertel Jahr später im Gemeinderat: „Die Anbindung Niederzell in einfacher Form ist kein Problem“. Alles andere zu ändern, sei kritisch bis praktisch unmöglich, erklärte auch der zuständige Planer Udo Kurth. Er betonte, es gehe bei der Linie 204 nicht nur um die Insel, sondern auch um die Anbindung der Waldsiedlung und des Bahnhofs.

Ralf Bendl, Leiter des Amts für Nahverkehr und Schülerbeförderung im Landratsamt Konstanz.
Ralf Bendl, Leiter des Amts für Nahverkehr und Schülerbeförderung im Landratsamt Konstanz. | Bild: Zoch, Thomas

Doch eine Mehrheit im Gemeinderat will das so nicht akzeptieren. Dort wurde vor allem weiter eine Anbindung des Tellerhofs gefordert, dafür würde man auch die von Niederzell opfern, machten einige Räte deutlich. Und nachdem die Diskussion ein paar weitere Runden im Kreisverkehr gedreht hatte, fasste Bürgermeister Wolfgang Zoll als neuen Prüfauftrag ans LRA als Frage zusammen: Wäre eine Anbindung des Tellerhofs möglich, wenn im Gegenzug der Bus an der Ergat nicht mehr den Schlenker durch die schmalen Straßen zum Museum fahren würde, sondern direkt an der Pirminstraße halten würde?

Und wenn das von der Fahrzeit machbar wäre, so Zoll, dann müsste der Gemeinderat entscheiden, ob er das Geld ausgeben wolle für zwei neue barrierefreie Haltestellen an der Pirminstraße – plus einer im Tellerhof. Die bräuchte es dann nämlich. Und Zoll betonte wie auch Ralf Bendl vom Landratsamt: „Die Anbindung an den Bahnhof hat Priorität“. Wobei Planer Kurth anmerkte, dass es bei Haltestellen nicht nur um Geld gehe, sondern auch um gesetzliche Vorgaben und die Frage, ob dafür überhaupt Platz für eine Haltestelle sei. So bräuchten die Haltestellen zum Beispiel eine Länge von 15 Metern.

Kurth: „Der gesamte zeitliche Puffer geht drauf“

Eine Anbindung des Tellerhofs hatten die LRA-Vertreter eigentlich bereits wegen der zusätzlichen Fahrzeit ausgeschlossen. Man habe die Strecke mehrmals am Tag abgefahren, erklärte Kurth. Es gebe dort starken Individualverkehr und zusätzlich Lieferverkehr. „Der gesamte zeitliche Puffer, den wir haben, geht drauf.“ Hinzu kämen mögliche weitere Verzögerungen zum Beispiel durch Fahrradfahrer oder Traktoren, die der Bus nicht so leicht überholen könne.

Das könnte Sie auch interessieren

„Der Anschluss an den Bahnhof wäre nicht mehr zu gewährleisten“, so Kurth. Und der sei wichtig. Bendl betonte: „Wir brauchen ein gutes und verlässliches Angebot“. Doch Ralf Blum, Matthias Graf, Berndt Wagner (alle CDU) und Thorsten Schneider (Freie Wähler) vom Gemeinderat wollten dennoch den Anschluss Tellerhof und dafür die Änderung an der Ergat/Museum.

Bei der bisher geforderten Anbindung von Niederzell hatten die Vertreter des Landratsamtes eine neue Haltestelle an der Kreuzung von Riedstraße und kleiner Allee als machbar vorgeschlagen. Der Bürgermeister erklärte dazu, die Gemeinde habe dort kein Grundstück für eine Haltestelle. Eine Anbindung von Niederzell wäre nur sinnvoll, wenn sie bis zum Parkplatz reichen würde. Doch eine Busführung bis zum großen Parkplatz in Niederzell sei nicht machbar, so Kurth. Der Bus müsste dort wenden, was aufgrund des Individualverkehrs teils unmöglich sein könnte.

Bendl: „Nicht alles über den Haufen werfen“

Wobei Gabriel Henkes (Freie Liste Natur) meinte, der Bus könnte bis zum kleinen Parkplatz am Anfang von Niederzell fahren und dort wenden. Stefan Keller (CDU) regte an, der Bus könnte in Niederzell auf bestehenden Straßen eine Schleife fahren, anstatt zu wenden. Doch nach der jüngsten Diskussion scheint der Anschluss von Niederzell kein Thema mehr zu sein.

Henkes schlug zudem eine komplett neue Linienführung inklusive Niederzell plus Tellerhof vor, wobei der Bus unter Einbeziehung der Mittelzeller Straße eine Art Acht-Form fahren könnte. Das würde gehen, wenn es eine Anbindung an den Bahnhof nur noch im Stundentakt gäbe. Doch eine Mehrheit lehnte das ab. Ralf Bendl betonte, der Busverkehr sei natürlich auf den Seehas abgestimmt. Und das Ziel sei es, den bisher nur zu Stoßzeiten praktizierten Halbstundentakt künftig weiter auszubauen. „Deswegen sollte man heute nicht alles über den Haufen werfen“, so sein Fazit.

Das könnte Sie auch interessieren

Ähnlich äußerten sich die Vertreterinnen des Festlands. Kerstin Sauer (FW) betonte, für die Waldsiedler sei der Anschluss an den Bahnhof wichtig. Und hier sollten die Busfahrer auch notfalls auf den Zug warten und nicht den Fahrgästen vor der Nase wegfahren, was schon vorgekommen sei.

Ebenso äußerte sich Sandra Graßl-Caluk (SPD). „Verlässlichkeit ist wichtig“, betonte sie. Der Bus sollte vor allem regelmäßig und zu bestimmten Zeiten fahren. Das gelte auch für die Haltestelle beim Museum an der Ergat. Sie halte es nicht für verhältnismäßig, die Linienführung mit der Anbindung des Tellerhofs zu ändern, wenn dadurch die Taktung mit dem Bahnhof gefährdet werde.