Das Bild vom jungen Pflänzchen, das wächst und gedeiht, passt bei dem Reichenauer Unternehmer Peter Stader besonders gut. Denn das Züchten von Jungpflanzen für den Gemüseanbau ist seit 35 Jahren sein Metier. Mit einem halben Hektar in ein paar kleinen Gewächshäusern auf der Reichenau habe er 1987 im elterlichen Betrieb angefangen. Ein paar hunderttausend Pflänzchen habe er damals pro Jahr gezogen.

Peter Stader Ende der 1990er-Jahre bei der Arbeit in einem seiner Glashäuser. Schon damals galt er als Pionier in der Produktion von ...
Peter Stader Ende der 1990er-Jahre bei der Arbeit in einem seiner Glashäuser. Schon damals galt er als Pionier in der Produktion von Jungpflanzen. | Bild: Sammlung Stader

Qualität und Dienstleistung: Das ist Peter Stader wichtig

Heute habe die Unternehmensgruppe der Peter Stader Jungpflanzen GmbH fast 20 Hektar unter Glas und produziere circa 500 Millionen Jungpflanzen jährlich, erklärt der 61-Jährige. Damit sei die Gruppe derzeit der größte Jungpflanzenanbieter in Deutschland. Wobei Peter Stader anmerkt: „Wir hatten nie den Anspruch, der Größte zu werden.“ Seine Philosophie sei gewesen: „Ich möchte eine gute Qualität und den Kunden eine gute Dienstleistung bieten.“

Zudem habe er stets mit offenen Augen und Ohren verfolgt, was am Markt gefragt war. Und schmunzelnd merkt er an, dass er früher in der Schule immer gesagt habe: „Deutsch ist nicht so wichtig, Rechnen muss man können.“ Doch mittlerweile sei ihm klar: „Die Sprache und Empathie für Menschen sind das Wichtigste für einen Unternehmer.“ Egal ob es um Mitarbeiter, Kunden oder Lieferanten gehe. „Entscheidend ist, die Menschen begeistern zu können.“

Wärme und Licht sind wichtig, damit die Jungpflanzen gemeinsam wachsen können.
Wärme und Licht sind wichtig, damit die Jungpflanzen gemeinsam wachsen können. | Bild: Sammlung Stader

Nun übernimmt die nächste Generation die Verantwortung

Nun ist sozusagen Peter Stader selbst erntereif, und die Zeit ist gekommen für eine neue Aussaat. Er habe die Geschäftsführung und seine Anteile an seine Kinder Marlen Friedrich und Moritz Stader übergeben. „Es ist nicht so einfach, wenn man 35 Jahre lang den Kopf hingehalten hat“, sagt der 61-Jährige. Doch: „Irgendwann muss man loslassen. Die Kinder sind im optimalen Alter, die Verantwortung zu übernehmen.“ Er sei froh, dass er so gute Nachfolger habe.

Beide seien in den 30ern, hätten Gartenbau studiert und seien schon einige Jahre im Betrieb. Er wolle sie als Halbtags-Seniorchef noch begleiten, so lange sie ihn brauchen, so Peter Stader. Wobei für ihn klar sei: „Wenn man als Seniorchef meint, man ist noch der Wichtigste im Betrieb, ist das ein Fehler. Man muss die Jungen machen lassen. Wenn man selbst zu lange bleibt, nimmt man den Nachfolgern die Chance auf eine eigene Entwicklung.“

Peter Stader hat die Geschäftsleitung an seine Kinder Marlen Friedrich und Moritz Stader übergeben. Beide haben Gartenbau studiert und ...
Peter Stader hat die Geschäftsleitung an seine Kinder Marlen Friedrich und Moritz Stader übergeben. Beide haben Gartenbau studiert und sind schon einige Jahre im Betrieb tätig. | Bild: Sammlung Stader

Schweizer Markt ist eine der großen Stärken des Betriebs

Als Peter Stader anfing, war er einer der Pioniere in Deutschland in dieser Branche. Erst in den 1980/90er-Jahren seien solche Betriebe hierzulande entstanden. Nach Hauptschule und Gärtnerlehre habe er zunächst im elterlichen Betrieb im Gemüsebau gearbeitet. Doch: „Mir war das zu eng, um mich als Unternehmer entwickeln zu können. Ich habe einen neuen Weg gesucht.“

Jungpflanzen seien damals in der Regel aus Holland geliefert worden. Seine Idee, das lokal mit kurzen Wegen zu übernehmen, sei von der Gemüse-Genossenschaft unterstützt worden. Die Nachfrage sei schnell groß gewesen und so habe sein Betrieb sich rasch entwickeln können, erzählt Stader. Wobei vor allem der Schweizer Markt zur großen Stärke des Betriebs geworden sei, dieser mache circa 65 Prozent des Umsatzes aus.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Nachfrage folgend sei zum Betrieb auch irgendwann der Bio-Anbau dazu gekommen. Und mit dem stetigen Wachstum habe er nach und nach die Fläche erweitert. 1996/97 habe er die ersten Gewächshäuser in Göldern auf dem Festland gebaut, zunächst 1,5 Hektar, heute seien es vier Hektar.

2002 habe er dann mit seinem Standort bei Singen angefangen mit zwei Hektar unter Glas, heute seien es sechs Hektar. Dann habe er sich irgendwann die Frage gestellt, ob er selbst weitere Gewächshäuser bauen solle. Und sich dann entschieden, den heutigen Unternehmensverbund aufzubauen. Das habe den Vorteil, flexibler und näher bei den Kunden zu sein.

Da seien Timing, Aussaat und Temperatursteuerung sind wichtig für die Aufzucht.
Da seien Timing, Aussaat und Temperatursteuerung sind wichtig für die Aufzucht. | Bild: Sammlung Stader

„Ich schnaufe jetzt erst mal durch“, sagt der 61-Jährige

Der Vorteil der Jungpflanzen für Gärtner sei es, dass diese mehr Zeit für die eigentliche Gemüseproduktion hätten, Zeit und Kosten sparen könnten. Zudem habe die Unternehmensgruppe technisch viel mehr Möglichkeiten, um kostengünstig zu arbeiten, erklärt Stader. „Die Herausforderung besteht darin, die Pflanzen alle zum Liefertag in derselben Größe zu haben.“ Da seien Timing, Aussaat und Temperatursteuerung wichtig. Denn je nach Gemüseart und Jahreszeit dauere die Aufzucht unterschiedlich lang.

Salate wachsen am schnellsten, so Peter Stader, Kohlsorten oder Lauch viel langsamer. Wärme und vor allem Licht seien wichtig. So brauche eine Salatjungpflanze im Sommer 16 Tage, im Winter 60. Das Image der Gärtner sei heute besser als früher, meint Stader. Und in den Krisen der vergangenen Jahre sei die Nachfrage nach heimischen Produkten noch gestiegen.

Das könnte Sie auch interessieren

Bekannt ist Peter Stader auch von der Fasnacht. Von 1986 bis 2007 habe er im Fanfarenzug auf der Insel die große Trommel gespielt und sei zweiter Vorsitzender gewesen. Von 2007 bis 2020 war er im Elferrat des Narrenvereins Grundel. Die Fasnacht werde sein Hobby bleiben, sagt Peter Stader, aber nun ohne Aufgaben. Und zu seiner Zukunft sagt der 61-Jährige: „Es gibt noch genug Dinge, die ich machen will in meinem Leben.“ Aber: „Ich habe kein festes Ziel, das kommt von selbst. Ich schnaufe jetzt erst mal durch.“