Jetzt ist es offiziell: Das neue Hotel, das an der Maggistraße gebaut wird, wird unter der Marke Ibis betrieben. Dies teilt die Unternehmensgruppe Accor, deren Marke Ibis ist, in einer Pressemeldung mit. Daraus geht auch hervor, dass an dieser Stelle eigentlich zwei Hotels entstehen sollen. Die Accor-Gruppe will dort mit den Produktlinien Styles und Budget präsent sein. Entstehen werden wie ursprünglich geplant zusammen 160 Zimmer. Die Eröffnung ist für Juni 2022 geplant.
Der Rohbau ist bald abgeschlossen, das fünfte Stockwerk ist erreicht. Das Hotel ist Teil einer großen Umgestaltung in dem Bereich zwischen Hegau-Tower, Maggi-Werk und Rielasinger Straße (siehe Grafik). Auf der gegenüberliegenden Seite der Maggistraße errichtet derzeit die Baugenossenschaft Oberzellerhau einen großen Baukomplex mit Wohnungen und einem Supermarkt.

Und auch rund im die Hotelbaustelle sind noch mehr Gebäude geplant. Direkt anschließend an den Hotelneubau soll auf der rückwärtigen Seite ein Boardinghouse entstehen, erklärt Thomas Mügge, Fachsbereichleiter Bauen bei der Singener Stadtverwaltung. Gemeint ist damit ein Gebäude mit möblierten Wohnungen oder Zimmern, in denen Menschen zwar nicht auf Dauer, aber doch länger als in einem Hotel oder einer Ferienwohnung leben können. Und südlich der Hotelbaustelle, wo derzeit ein Parkplatz für Dauerparker ist und früher der Maggi-Werkskindergarten stand, seien ein fünfstöckiges Bürogebäude und ein Parkhaus vorgesehen, so Mügge.
All diese Vorhaben, das Boardinghouse, das Bürohaus und das Parkhaus, würden auch noch umgesetzt, sagt die Singener Immobilienunternehmerin Monika Büttner, die laut eigener Auskunft jeweils als Bauherrin auftritt. Beim Boardinghouse sei demnächst Baubeginn. Sie habe das gesamte Grundstück von der Firma Nestlé, dem Maggi-Mutterkonzern, erworben, sagt Büttner. Dort habe man signalisiert, dass es mehr Bedarf nach möbliertem Wohnen gebe. Doch das gesamte Grundstück sei zu groß für dieses eine Vorhaben gewesen, so Büttner. So habe sie den Grundstücksteil, auf dem nun das Hotel entsteht, an ein Unternehmen weiterverkauft, das nun das Hotelgebäude errichte.

Nicht alle freuen sich über Neubau
Was bedeutet die Neuansiedlung der Ibis-Hotels für Tourismus und Hotels in Singen? Heinz Stärk, Chef des Kreisverbandes Konstanz beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), sieht die Neuansiedlung kritisch. Er geht davon aus, dass in den 160 Zimmern 320 Betten sein werden: „Das verändert den Markt komplett“, sagt Stärk, der selbst das Hotel Lamm in der Singener Nordstadt betreibt. Die Bettenkapazität in Singener Hotels würde dadurch stark steigen, annähernd auf das doppelte, sagt er. Dabei gebe es nicht die große touristische Auslastung in den Singener Hotels. Und durch die Corona-Pandemie dürfte die Zahl der Geschäftsreisenden deutlich sinken. Für viele bestehende Hotels in Singen dürfte die Neuansiedlung daher eine Herausforderung werden, lautet Stärks Einschätzung.

Die bestehende Zahl an Hotelbetten sei auch ein Diskussionsthema im Gemeinderat gewesen, erklärt Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler auf Anfrage. Im Jahr 2018 sei der Investor mit seinem Entwicklungswunsch an die Stadtverwaltung herangetreten. Da es in der Stadt schon einige Hotels gibt, hätten Stadt und Investor je ein Gutachten zu den Auswirkungen erstellen lassen. Und im Gemeinderat habe es eine intensive Diskussion gegeben, so Häusler weiter. Am Ende habe das Gremium mit großer Mehrheit für eine mögliche Ansiedlung gestimmt: „Argument dafür war, Singen noch stärker in den touristischen Fokus zu stellen. Steigende Übernachtungszahlen zu diesem Zeitpunkt haben dieses Argument untermauert“, schreibt Häusler in seiner Stellungnahme.

Dass der Tourismus von dieser Art von Hotelansiedlung profitiert, bezweifelt indes Markus Bumiller. Ein Mitbewerber belebe zwar das Geschäft, sagt der Vorsitzende der Tourismus-Initiative Singen. Er gehe allerdings davon aus, dass die Neuansiedelung stark auf Geschäftsreisende der Firma Nestlé abziele. Dass plötzlich viele Touristen deswegen in die Hegau-Stadt kommen, sehe er nicht, sagt Bumiller. Dafür müsste ein Hotel etwa einen Wellness-Bereich und weiteres anbieten können. Und wenn es darum geht, etwas für die Bürger vor Ort zu tun, lautet sein Appell, dass Hoteliers sich dafür engagieren sollten, die Tourismus-Entwicklung in der Kommune voranzubringen.