Singen ist eine moderne Industrie- und Einkaufsstadt. Dass sie auch in Sachen Kunst und Kultur jede Menge zu bieten hat, hat sich langsam rumgesprochen. Oberbürgermeister Bernd Häusler spricht sogar von Singen als Kunstmetropole zwischen Zürich und Stuttgart. Dass das nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, beweist allein ein Spaziergang durch die Innenstadt. Die SÜDKURIER-Redaktion zeigt die fünf Skulpturen, die man unbedingt gesehen haben muss:
- Der Hauser-Brunnen: Ob der Brunnen mit der Stele von Erich Hauser wirklich der geografische Mittelpunkt der Stadt ist, sei jetzt mal dahin gestellt. Fakt ist aber, dass an diesem eigentlich kein Besucher der Innenstadt vorbei kommt, ohne ihn gesehen zu haben. Dabei fügt er sich gewissermaßen unauffällig wie eine Wegmarke auf der Kreuzung von August-Ruf- und Hadwigstraße in die Fußgängerzone ein. Obwohl die schlanke, quadratische Edelstahl-Stele sich etliche Meter in die Höhe reckt, wirkt sie nicht aufdringlich. In der Höhe ragen spitze Dreiecke als Markierungen für die Kreuzung der Straßen aus der Säule. Der von schwarzen Granitbänken eingefasste Brunnen ist im Sommer ein beliebter Treff- und Rastpunkt für Vertreter aller Generationen. Das Kunstwerk ist auch ein Meisterwerk technischer Präzision. Es ist im Besitz der Sparkasse Hegau-Bodensee.
- Das Singener Kapitell: An dem Singener Kapitell, einer monumentalen Skulptur, scheiden sich die Geister. Es gibt glühende Anhänger und andere, die das Kunstwerk einfach nur hässlich finden.
- Der Paradiesbaum: Den Bodmaner Beton-Plastiker Peter Lenk ist in der Region bekannt wie ein bunter Hund. Mit seinen Kunstwerken sorgt er regelmäßig für Diskussionsstoff. Fast jeder kennt zum Beispiel „Imperia“ im Hafen von Konstanz, deren Bild um die ganze Welt gegangen ist. Göttin und Hure zugleich, hält sie die Geschicke der Welt in den Händen. In Singen, genauer an der Kreuzung von Scheffel- und Hegaustraße, steht der Paradiesbaum. Eigentlich hätte das auch ein Brunnen werden sollen, aber dafür war im Straßenraum nicht genug Platz. Deshalb hat Peter Lenk sich für seine Singener Kunst-Satire einen Paradiesbaum ausgedacht, auf dem so manche Gestalten in der Höhe herumturnen. Zuletzt sind noch ein paar Karikaturen hinzugekommen.
- Krieg und Frieden: Ja, das berühmte Wandgemälde von Otto Dix im Singener Ratssaal darf sich kein Kunstinteressierter entgehen lassen. Während der Rathausöffnungszeiten ist der Saal zugänglich. Man muss nur an der Pforte nachfragen. Otto Dix zählt zu den bedeutendsten Künstlern Deutschlands. Am meisten bekannt sind seine sozialkritischen Großstadtbilder aus den 1920er Jahren. Doch genau dafür wurde er im „Dritten Reich“ von den Nazis verfemt. 1936 kam er in den Hegau und lebte später auf der Höri in der sogenannten „inneren Emigration“ im Austausch mit den „Höri-Künstlern“. In der Region angekommen, entstanden ganz andere Bilder, so auch von der Hegaulandschaft. Ab 1947 erhielten die Künstler im Rahmen der Singener Kunstausstellung wieder eine neue Ausstellungsplattform. Der damalige Oberbürgermeister Theopont Diez war ein großer Kunstförderer. Er veranlasste Otto Dix zu seinem fünfmal zwölf Meter großen Wandbild „Krieg und Frieden“, das wie ein Mahnmal im Ratssaal hinter der Verwaltungsbank angebracht ist. Diez nahm direkten Einfluss auf die Arbeit von Otto Dix, indem er darauf bestand, die Friedenslandschaft kompositorisch gleichgewichtig gegenüber der Kriegsseite zu gestalten. Dix interpretierte das Thema auf seine Weise. Im Singener Standesamt befindet sich ein zweites Wandgemälde von Otto Dix, das das Paradies darstellt. Die beiden Wandbilder aus dem Jahr 1960 sind die einzigen erhaltenen des Künstlers.
- Singen 2000: Deutlicher geht’s nicht mehr: Wer Singen besucht und vielleicht bei der Einfahrt in die Stadt das Ortsschild übersehen hat, der wird spätestens in der Hauptstraße am DRK-Gebäude bei der Feuerwehr daran erinnert, wo er sich befindet. Im Rahmen des Kunstprojektes zur Landesgartenschau im Jahr 2000 hat der Singener Künstler Harald F. Müller den Namen der Stadt in übergroßen pinkfarbenen Holzbuchstaben vor eine schwarze Wand gehängt. Genau das Richtige in einer Autofahrerstadt. Auch im Vorbeifahren kann einem dieser Schriftzug nicht entgehen. Im Rahmen des Kunstprojektes „Hier Da und Dort“ hatten international anerkannte Künstler den öffentlichen Raum von Singen mit ortsbezogenen Kunstwerken gestaltet. Viele der Arbeiten waren nur für die Monate der Landesgartenschau gedacht. Der plakative Singen-Schriftzug von Harald F. Müller ist erhalten geblieben. Und mit ihm viele andere Arbeiten, die es im Singener Stadtbild zu entdecken gibt.