In der Singener Scheffelstraße 12 stößt der Denkmalschutz an seine Grenzen. Das Haus soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, was im Gemeinderatsausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt für Erklärungsbedarf sorgte. Die beiden neu gewählten Stadträte Karin Leyhe-Schröpfer und Dietrich Bubeck (beide Grüne) wiesen dazu auf die überschaubare historische Bausubstanz in der Singener Innenstadt hin und führten außerdem ins Feld, dass es sich bei dem Gebäude um das Geburtshaus des Malers Curth Georg Becker (1904 – 1972) handelt. Der kunsthistorische Wert seiner Werke ist international anerkannt, in seinem Leben spiegeln sich die Umbrüche seiner Zeit.

„Der Schein trügt“

Ähnliche Bedenken wie die beiden Stadträte hegten Patrick Wacker und Adam Rosol von der Stadtverwaltung, die sich deshalb im Vorfeld der Ausschusssitzung eingehend mit dem Baugesuch beschäftigt hatten. Der im Rathaus für Baurecht zuständige Patrick Wacker kam dabei zu dem Schluss, dass der Schein einer historischen Bausubstanz im Fall des Gebäudes in der Scheffelstraße 12 täuscht. Es sei zig Mal umgebaut worden, weshalb es von Seiten des Denkmalschutzes keine Einwände gegen den Abriss gebe.

Geburt ist kein Akt der Kultur

Der ideelle Wert als Geburtshaus ist laut Stadtplaner Adam Rosol in diesem Fall ebenfalls vernachlässigbar. Denn außer der Geburt gibt es keine weiteren Bezüge zu Leben und Werk von Curth Georg Becker und die Geburt allein mache das Haus nicht zu einem Kulturgut. Auch dabei stützt sich die Stadtverwaltung auf die Einschätzung der Denkmalschützer, die in aller Regel schnell einen Grund für den Erhalt von Gebäuden finden. Im Fall des Gebäudes in der Scheffelstraße 12 ist das offensichtlich nicht so.

Ein Vorschlag zur Güte kam von Angelika Berner-Assfalg. Die CDU-Stadträtin schlug zwecks Würdigung und Erinnerung an den Künstler die Anbringung einer Tafel an dem künftigen Gebäude mit der Aufschrift „Hier stand früher das Geburtshaus von Curth Georg Becker„ vor.