Sandra Bossenmaier

Der geschotterte Platz am Ortsrand von Worblingen gleicht einem Parkplatz, genau ein solcher für das Naturbad Aachtal befindet sich in direkter Nachbarschaft. Den Komfort eines Campingplatzes sucht man hier vergeblich. Alle hier ausgewiesenen Wohnmobil-Stellplätze sind mit einem Stromanschluss versehen und es gibt eine Ver- und Entsorgungsstation. Den Reisenden genügt dies vollkommen, denn eigentlich haben sie ja alles selbst dabei, erklären die Befragten. Was im ersten Moment widersinnig erscheint, ist allen Befragten wichtig und sie sind sich einig: Hier ist es ruhiger und individueller als auf den teilweise übervollen Campingplätzen am Bodensee.

Hilde und Siegfried Lutz kommen aus Singen nach Worblingen gereist. Beide sind weit über 80 Jahre alt und guter Dinge. „Wir sind hier glücklich und zufrieden“, berichtet Hilde Lutz lächelnd. Gemeinsam erinnert sich das Ehepaar an die Zeit, als sie in die Ferne reisten. Seit 60 Jahren reisen sie mit dem Wohnmobil, gerne waren sie damit in der Schweiz. Eine besondere Fahrt führte sie an das Nordkap, erinnern sich die beiden. Doch heute sind ihnen weite Reisen aufgrund des hohen Alters nicht mehr möglich. So nutzen sie die Zeit für ein paar schöne Tage in Worblingen – mit und in ihrem Wohnmobil.

Nur ein paar Meter weiter stehen Christiane und Ewald Schillinger aus Murgtal bei Gernsbach. Sie verbringen ihren Sommerurlaub mit dem Wohnmobil. Sie reisen ohne festes Ziel und ohne großen Plan. „Morgens beim Frühstück überlegen wir, wohin die Reise weiter geht“, so Christiane Schillinger. Auch die beiden schätzen die Ruhe in Worblingen im Vergleich zu vielen Campingplätzen. Die direkt an ihnen vorüber ziehenden Passanten stören sie überhaupt nicht.

„Das ist für uns ein Abschalten vom Alltag, es ist so schön unkompliziert hier“, erklärt Vito Basilone. „Wir machen hier Kurzurlaub“, ergänzt seine Ehefrau Martina. Die zwei kommen aus Freiburg und verbringen bereits zum dritten Mal ein Wochenende in Worblingen. Gemütlich haben sie es sich gemacht und lassen sich vor ihrem schicken Wohnmobil ein kühles Getränk schmecken. Da ist es ganz leicht, mit den Stellplatznachbarn aus der Nähe von Frauenfeld ins Gespräch zu kommen.

Martina und Vito Basilone (Mitte) aus Freiburg machen Kurzurlaub in Worblingen. Auf dem Wohnmobilstellplatz ist es ein Leichtes, mit dem ...
Martina und Vito Basilone (Mitte) aus Freiburg machen Kurzurlaub in Worblingen. Auf dem Wohnmobilstellplatz ist es ein Leichtes, mit dem Stellplatznachbar Hansueli Schmutz aus Frauenfeld ins Gespräch zu kommen. | Bild: Sandra Bossenmaier

Anderer Ort – ähnliches Bild: Ein geschotterter Parkplatz, auf dem man mit einem Parkschein aus dem Automaten mit dem Wohnmobil für maximal 72 Stunden auf ausgewiesenen Stellplätzen parken darf. Hinzu kommt die vorbei führende Bahnlinie. Die hier fahrenden Züge stören Bernhard Laule aus dem Schweizer Bussnang nicht. Er genießt seinen Vorruhestand und besucht auf seiner Reise seine alte Heimatstadt Singen. Er reist mit dem Wohnmobil flexibel und richtet sich dabei auch nach dem Wetter, er hat sein Fahrrad dabei und erkundete damit Singen. Über die Veränderungen dort ist er sehr erstaunt. Eine Nacht wird er auf der Offwiese verbringen, die Atmosphäre dort weckt keine Urlaubsgefühle in ihm. Doch schätzt er die großzügigen Stellplätze und das gute Preis-Leistungsverhältnis.

Bernhard Laule lebt in der Schweiz, stammt aber aus Singen und stattet seiner alten Heimatstadt einen Besuch ab.
Bernhard Laule lebt in der Schweiz, stammt aber aus Singen und stattet seiner alten Heimatstadt einen Besuch ab. | Bild: Sandra Bossenmaier

Ein paar Meter weiter parkt Fritz Neukomm aus Luzern. Da er in der Gegend etwas zu erledigen hatte, verbringt er mit seinem Wohnmobil eine Nacht in Singen. „Vielleicht auch zwei“, schmunzelt er. Das möchte er kurzfristig entscheiden.

Nur fünf Minuten zu Fuß brauche man von diesen Stellplätzen in die Stadt, außerdem sei der Blick auf den Hohentwiel ein Genuss. Zwei Schweizer Wohnmobilisten aus St. Gallen sind für eine Woche in Süddeutschland unterwegs. Diese Zeit möchte sich das Ehepaar flexibel gestalten. So verbrachten sie zwei Nächte in Singen, als Nächstes soll es nach Bad Dürrheim gehen.