Fridolin Zolk steht am Singener Bahnhof und sieht aus wie viele Passanten, die auf den Bus oder den Zug warten. Eines unterscheidet ihn: Der 57-Jährige trägt über einer dunkelblauen Jacke eine Weste mit der Aufschrift „Busbegleiter“. Zolk ist einer von neun Begleitern, die im Auftrag der Singener Kriminalprävention im Stadtbusverkehr unterwegs sind. Sie helfen beim Ein- und Aussteigen mit schweren Taschen, Rollstühlen oder Rollatoren, wenn Hilfe gewünscht wird und sorgen in Schulbussen für die Sicherheit der Kinder. Zolk zeigt auf den Bus mit der Aufschrift „Berliner Platz“. „Den nehmen wir“, erklärt er, steigt ein und informiert den Busfahrer, dass er mit an Bord ist. Die Linie 6 ist die Tour durch die Südstadt.

Die Fahrgäste sind dankbar

Gleich an der ersten Haltestelle „Praxedisplatz“ gibt es Arbeit für den Begleiter: Mehrere Frauen tragen schwere Taschen mit Einkäufen vom Discounter. „Kann ich Ihnen behilflich sein“, fragt Zolk zuvorkommend. Man merkt, dass er früher als Kellner gearbeitet hat. Doch die meisten lehnen ab. Eine Frau mit Rollator lässt sich helfen: Beim Ein- und Aussteigen schiebt Zolk ihre Gehhilfe. Sie bedankt sich. Meist werde die Hilfe gern angenommen: „Die Leute sind dankbar.“ Wichtig sei, dass man sich nicht aufdränge und sein Gegenüber respektiere. Nur selten gebe es negative Reaktionen, wenn sich die Busfahrgäste durch die Ansprache gestört fühlten. „Ich wurde nur einmal angepöbelt, als ich vor Jahren im Seehas im Einsatz war und einen Jugendlichen gebeten habe, die Füße vom Sitz zu nehmen“, erinnert sich Zolk. Ansonsten geht es seiner Erfahrung nach friedlich in den Bussen zu: Auseinandersetzungen habe er im Bus noch nie erlebt.

Eine Frau gerät ins Schwanken

Eine andere Frau im Bus mit Rollator gerät auf ihrem Sitz ins Schwanken und ruft leise: „Hilfe“. Der Busbegleiter und andere Fahrgäste sind zur Stelle, halten sie und Zolk hilft ihr beim Aussteigen. Barbara Kraftmeier ist ebenfalls auf einen Rollator angewiesen und berichtet, dass sie oft mit dem Stadtbus von der Südstadt Richtung Bahnhof und zurück unterwegs. Die Hilfe der Busbegleiter findet sie gut. „Schön wäre es, wenn sie noch öfter da wären“, aber sie käme auch ganz gut ohne Hilfe zurecht, sagt sie. „Ich bin daran gewöhnt.“

Drei Stunden am Tag im Einsatz

Jeder Begleiter ist an fünf Tagen die Woche drei Stunden im Einsatz. Wann sie anfangen und welche Linie sie begleiten, bleibt ihnen überlassen. Außer im Schulbusverkehr, da seien täglich fünf Helfer zur Mittagszeit fest eingeteilt. Sie sorgen an der Bruderhofschule in erster Linie für die Sicherheit der Kinder beim Einsteigen und während der Fahrt. „Die Begleiter sind zum Beispiel dafür zuständig, dass die Kinder im Bus Ruhe bewahren und nicht rumrennen“, erklärt er. Die Begleiter sind Langzeitarbeitslose und bekommen eine Aufwandsentschädigung von 150 Euro im Monat.

„Es tut den Busbegleitern einfach gut, dass sie etwas zu tun haben“, erklärt Zolk. Positiv sei auch, dass sie sich ihre Arbeit selbst einteilen könnten. Außerdem sei man Teil eines Teams, das sich zwei Mal im Monat trifft und habe dadurch soziale Kontakte. „Man muss es mal so sehen: Neun Leuten wird geholfen“, sagt Zolk, die vielen Busfahrgäste, denen die Begleiter täglich helfen, sind da nicht eingerechnet.