Der Begriff „Littering“ bedeutet übersetzt Vermüllung des öffentlichen Raumes und zählt, laut Duden, zu den hundert meistbenutzten Begriffen in Deutschland. Vor Kurzem regte ich mich auf, als ich abends über den Schulhof der Hebel-Schule kam: rund um die Mülleimer lag jede Menge Papier. Das erinnerte mich an die Müllberge am Straßenrand, die wir auf unserer Radreise durch Osteuropa sahen. Das Zeug wurde oft verbrannt, ganz egal wieviel Gift damit in die Luft geblasen wurde. Wir ärgerten uns auch darüber, dass es in den winzigen Dorfläden in Rumänien kaum Obst und Gemüse, dafür aber jede Menge Süßigkeiten, Tütensuppen und Instantkaffee zu kaufen gab. Fertigprodukte symbolisieren dort vielleicht einen modernen Lebensstil; viele Menschen können sich auch gar keine Großpackungen leisten. Also kauft man Miniportionen – abgepackt in luxuriös glänzendes Plastik.
Andererseits: beim Verpackungsmüll ist Deutschland EU-Champion. Wir halten den traurigen Rekord von 25 Kilogramm Plastikverpackungen pro Kopf und Jahr – ein rumänisches Mütterchen muss viele Schokoriegel essen, um das zu schaffen. Zugegeben, vieles läuft bei uns gut: Müllverbrennung geschieht nicht am Straßenrand, sondern als thermisches Recycling in Kraftwerken. Sortenreines Plastik ist ein wertvoller Rohstoff und wird als Granulat aufbereitet. Trotzdem bleibt noch viel übrig – etwa 24 Prozent des deutschen Plastikmülls gehen in den Export. 2019 landeten 784 000 Tonnen auf verschlungenen und oft nicht ganz legalen Wegen in Asien – vieles wird dort zum Umweltproblem. Sozusagen globales Littering. Mittlerweile weigert sich Malaysia zum „Mülleimer der Welt“ zu werden und schickt minderwertige Plastikabfälle wieder in die Herkunftsländer zurück. Annahme verweigert!
Ob wir das Problem mit dem Verzicht auf Trinkhalme in den Griff bekommen? Ich weiß es nicht – aber was mir in diesem Zusammenhang wichtig ist: es sind nicht immer die einfachen Schuldzuweisungen, die stimmen. Ganz egal, ob in Rumänien oder Gottmadingen. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, wer den Müll auf dem Schulhof verteilt hatte. Es waren keine schlecht erzogenen Kinder, sondern Krähen – auf der Suche nach Pausenbrotresten. Auch eine Art der Müllverwertung.