Hinter den Helfern des Technischen Hilfswerk vom Ortsverband Singen liegt ein arbeitsreiches Wochenende. Binnen weniger Tage haben sie die Singener Kreissporthalle wieder für die Unterbringung von Flüchtlingen fit gemacht.
Wie Zugführer Georg Winterhalder schildert, seien dafür Bauzäune in der gesamten Kreissporthalle aufgestellt worden, um einzelne so genannte Wohnboxen abgrenzen. „180 Betten gibt es in der gesamten Halle jetzt“, so Winterhalder. Zwischen zwei bis vier Doppelbetten stehen in einer der 26 Wohnbox. Hinzukämen laut Winterhalder Schränke und Wäsche.
Belegung soll bis Mitte/Ende Juli erfolgen
Wann die ersten geflüchteten Menschen in der Singener Kreissporthalle einziehen werden, steht derzeit noch nicht fest. Die städtische Pressestelle teilt auf Nachfrage mit, dass das Landratsamt von einer Belegung Mitte bis Ende Juli ausgehen. Vorausgesetzt die Zuweisungszahlen würden so bleiben. Aktuell würden laut Singener Pressestelle 398 Geflüchtete aus der Ukraine in der Hohentwiel-Stadt leben. Hinzukämen über 1.300 Flüchtlinge aus anderen Nationen.
Darauf angesprochen, ob Singen noch weitere Flüchtlingsunterkünfte plane oder in Aussicht stelle, gibt es aus dem Rathaus eine eindeutige Antwort: „Nein, die Stadt plant keine eigenen Unterkünfte. Die Flüchtlinge sollen aus den Gemeinschaftsunterkünften (GU‘s) heraus wieder in die anderen Kommunen des Landkreises verlegt werden, die im Gegensatz zu Singen (Gemeindequote über 300) ihr Aufnahmesoll nicht erfüllt haben.“
Vereine verlieren dringend benötigte Einheiten
Für die Vereine in Singen und dem Hegau, die die Kreissporthalle jeden Tag ab 17 Uhr für ihre Trainingseinheiten nutzen, wiegt der temporäre Verlust der Kreissporthalle schwer. Jörg Zimmermann ist Trainer der Landesliga-Handballmannschaft der DJK Singen. „Wir rücken jetzt halt wieder zusammen“, schildert er die Lage.
Was dies bedeute: Bis zu drei Jugendmannschaften teilen sich ab sofort eine Trainingseinheit. „Wir haben in Singen nur eine große dreiteilige Sporthalle, da müssen wir jetzt die Mannschaften bildlich gesprochen reindrücken“, so Zimmermann.
Vereine loben Hilfe der Stadt Singen
Im Kleinkinderbreich, etwa beim Handballkindergarten, werden die Teilnehmer auf die kleineren Hallen in Singen verteilt. „Aber auch dort war es vor der Belegung der Kreissporthalle schon eng“, sagt der DJK-Trainer. Zwar könnte man ein entsprechendes Training für die Jüngsten auch in kleineren Hallen anbieten. Aber ab der D- oder C-Jugend werde es mit geteilten und gedrittelten Halleneinheiten schwierig. „Mit Handball hat das eigentlich wenig zu tun“, sagt Zimmermann.
Aber der Singener Handballer will nicht schimpfen. Vielmehr hebt er das Engagement und die Unterstützung des Stadt Singen hervor: „Die Stadt und vor allem das Sport- und Bäderamt tun alles dafür, was in ihrer Macht steht, um die Lage zu entspannen.“

Vor großen Problemen stehen durch den Wegfall der Kreissporthalle auch die Schulen. Zumindest mit Blick auf den September. Laut Schulleiter Stefan Fehrenbach von der Hohentwiel-Gewerbeschule (HGS) Singen befinde man sich aktuell auf der Zielgeraden des Schuljahres. Viele Abschlussklassen würden die HGS verlassen.
„Dies sorgt für eine erste Entlastung bei der Sporthallenbelegung. Weiterhin können wir in dieser Jahreszeit gut auf die Sportanlagen im Freien ausweichen, die Stadt Singen unterstützt uns dabei sehr gut“, sagt Fehrenbach.
Die HGS habe auch noch die Uhlandhalle für den Sportbetrieb. „Dort kann zwar nicht das volle Sport-Programm unterrichtet werden, aber die räumliche Nähe ist schon sehr vorteilhaft. Leider mussten und müssen wir städtische Schulen insbesondere im kommenden Schuljahr aus der Uhlandhalle verdrängen“, sagt er.
Wohin mit dem Schulsport?
Aber: Fehrenbach gehe davon aus, dass die Belegung der Kreissporthalle mindestens ein halbes Jahr, wenn nicht sogar länger andauern werde. Deshalb werde es im Herbst und Winter, bei den jetzt vorliegenden Anmeldezahlen, echte Probleme mit dem lehrplangerechten Sportunterricht geben.
„Wir sind derzeit im Gespräch mit den umliegenden Gemeinden, um freie Kapazitäten in den Sporthallen zu bekommen. Hier haben aber natürlich die Schulen vor Ort die erste Priorität. Die damit verbundenen Fahrzeit sorgen natürlich für eine Reduktion der Unterrichtszeit“, sagt Fehrenbach.
Wie bereits 2015 werden die HGS deshalb auch bei den gewerblichen Anbietern im Bereich Fitnessstudios anfragen und eventuell den Sportunterricht dorthin auslagern. „Der Landkreis hat auch schon eine entsprechende Kostenübernahme zugesagt“, so Fehrenbach weiter.

Gerade mit Blick auf den Vereinssport bedauert die Stadt Singen die Belegung der Kreissporthalle. „In Absprache mit den Vereinen ist es uns für die Sommermonate durch Umplanungen und Zusammenlegungen einigermaßen gelungen, dass den Vereinen Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung stehen“, teilt die städtische Pressestelle auf Anfrage mit.
Einschränkungen sind unumgänglich
So habe man etwa dem TTC Singen eine intensivere Nutzung der Bruderhofschule ermöglicht. Aber Einschränkungen seien unumgänglich – gerade bei Handball und Basketball erschweren diese den Spiel- und Trainingsbetrieb.
Beim Schulsport sehe dies ähnlich aus: Auch hier sei die Belegung aufgrund der Einschränkungen und der Umplanungen sehr herausfordernd. „Beim Schulsport ist das Hegau-Gymnasium zum neuen Schuljahr betroffen, da die Kreisschulen die Uhlandhalle komplett nutzen werden“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt.