Nachvollziehbar, aber schmerzhaft. Mit diesen Worten beschreibt Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler die Entscheidung des Bundes, Großveranstaltungen bis zum 31. August zu verbieten. „Das betrifft in Singen vor allem das Hohentwielfestival, das Burgfest, das Stadtfest und die Bohlinger Sichelhenke“, berichtet der Oberbürgermeister.
Besonders bitter: Nachdem Hohentwielfestival und Burgfest im vergangenen Jahr bereits wegen Steinschlaggefahr nicht auf Singens Hausberg stattfinden konnten, hatten sich die Veranstalter gefreut, im Sommer auf den Hohentwiel zurückzukehren. Daraus wird zum vorgesehenen Termin Ende Juli aller Wahrscheinlichkeit nach nichts werden.

Trotzdem möchte der OB gemeinsam mit Kultur-&-Tourismus-Geschäftsführer Roland Frank und Dieter Bös von der Veranstaltungsfirma Kokon abwarten, welche konkreten Entscheidungen in Stuttgart gefällt werden. Am Donnerstagabend stand noch nicht fest, wie das Land Baden-Württemberg die Vorgaben des Bundes konkret umzusetzen gedenkt. Dass das mehrtägige Festival und die bereits für 2019 geplante Feier zum 50. Geburtstag des Burgfests in diesem Sommer stattfinden werden, erscheint jedoch unwahrscheinlich.
Singener Stadtfest 2020 wohl nicht möglich
Eine ähnliche Situation im Falle des Singener Stadtfest: Es tue ihr zwar im Herzen weh, weil bereits viel Vorarbeit in die Veranstaltung geflossen sei, sagt Claudia Kessler-Franzen vom Standortmarketing-Verein Singen aktiv. „Aber wir gehen davon aus, dass das Stadtfest nicht stattfindet.“ Bevor die offizielle Absage erfolgt, will aber auch sie die Rechtsverordnung abwarten.

„Wir brauchen uns nichts mehr vormachen“
Vom Warten genug hat dagegen die Vorsitzende des Musikverein Bohlingen, Heike Erb. Die vergangenen Wochen habe man in der Schwebe verbracht: Kann die Sichelhenke wie geplant Ende August stattfinden oder nicht? „Nun brauchen wir uns nichts mehr vormachen“, sagt die Organisatorin. Es habe sie persönlich zwar sehr beschäftigt, ob man ein so traditionsreiches Volksfest wie die Sichelhenke 2020 einfach aussetzen kann. „Aber jetzt hat uns die Bundesregierung die Entscheidung abgenommen.“
Mit diesem Wissen steht der Musikverein vor der Herausforderung, die finanziellen Einbußen ausgleichen zu müssen. Heike Erb hofft, dass das durch das Ausrichten kleinerer Veranstaltungen später im Jahr möglich sein wird.
Was ist eine Großveranstaltung? Rielasingens Bürgermeister wartet ab
Ralf Baumert, Bürgermeister in Rielasingen-Worblingen und Sprecher des sozialdemokratischen Kommunalverbands SGK, wiederum wartet nach den Berliner Corona-Entscheidungen auf die Landesregierung: „Erst diese Vorgaben sind für uns verbindlich“, so Baumert. Noch ist offen, wann von Großveranstaltungen gesprochen werden könne.
Am Freitag, 17. April, erwarten öffentliche und private Kulturveranstalter die Vorgaben aus Stuttgart und damit auch viele Veranstaltungsabsagen. Auf die Fragen, was das für den Kulturbetrieb von Vereinen und Gemeinden bedeutet und welche Veranstaltungen verschoben werden müssen, gibt es noch keine Antworten.
Abhängig von zwei Entscheidungen
So geht es auch Slow-up-Mitorganisator Marcel Theiler, der für die grenzüberschreitende Fahrradveranstaltung im Mai zwischen Schaffhausen und Gottmadingen auf Vorgaben aus zwei Staaten angewiesen ist. Die sollen in den nächsten Tagen kommen, dann sollen die finalen Entscheidungen treffen. Unter den aktuellen Einschränkungen sei die Ausrichtung aber eher zweifelhaft.