Die Singener Tafel ist am Limit, was die Betreuung der Kunden betrifft. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich die Zahl der Kunden enorm erhöht. Auch die Bereitschaft, Lebensmittel zu spenden, ist groß. Der Vorsitzende der Tafel, Udo Engelhardt, und die Geschäftsführerin des Vereins Kinderchancen, Martina Kaiser, berichten über die Lage.
Am Heinrich-Weber-Platz stehen die Leute Schlange, um im Tafelladen einzukaufen. Das Schlangestehen können sich manche Kunden, etwa ältere Menschen, aber nicht leisten. „Wir beobachten seit einigen Monaten, dass immer mehr alte Bestandskunden weg bleiben“, sagt Udo Engelhardt. Es sei wie ein Verdrängungswettbewerb wie schon 2016. „Wohlfahrtsverbände, Gemeinderat und Bürger, die hier mitgestalten, müssten noch mehr über die Armutssituation informieren“, sagt Engelhardt: „Wenn wir das nicht tun, werden die Menschen noch mehr vereinsamen.“
Immer mehr Schulen möchten an Aktion für gesundes Frühstück teilnehmen
Kaiser bekommt bei Kinderchancen immer mehr Anfragen von Schulen, die auch das gesunde Frühstück möchten. „Sechs Schulen oder Kindergärten haben neu angefragt, doch das können wir nicht leisten“, sagt sie. „Es ist nicht unsere Aufgabe, dass wir allen Schulen und Kindergärten ein gesundes Frühstück anbieten“, ergänzt Engelhardt.
Aktuell freut sich die Tafel über mehr Spenden von Lebensmitteln. So hat ein lokaler Energieversorger kürzlich Lebensmittel im Wert von 5000 Euro gespendet. Diese Spende komme Menschen zugute, die es wirklich benötigen, so Engelhardt. Da die Nachfrage bei der Tafel aufgrund der Kriegssituation weiter wächst, hat der Gemeinderat kurz vor Weihnachten beschlossen, die Tafel mit Lebensmittelspenden im Wert von 2000 Euro im Monat in der Zeit von Januar bis Juni 2023 zu unterstützen. „Das hilft uns sehr in der aktuellen Situation“, sagt Engelhardt. Dennoch müsse die öffentliche Hand Wege finden, diese Menschen abzusichern.
Weitere Spenden und Helfer sind willkommen. Wer sich engagieren möchte, kann sich unter Telefon (0 77 31) 18 33 10 melden.