Das Einkaufszentrum Cano in der Singener Innenstadt habe sich in diesem Jahr gut entwickelt und werde sich auch weiterhin gut entwickeln: Das ist die zentrale Botschaft, die Center-Managerin Kitty Molnar zum dritten Jahrestag der Eröffnung vermittelt. Der Betrieb im Center startete am 10. Dezember 2020, also mitten in der Corona-Pandemie. Die Händler, die teilweise viel Geld in die Hand genommen hatten, um in das Singener Einkaufszentrum in Premiumlage zu ziehen, konnten gerade mal ein paar Tage öffnen, ehe ein weiterer Lockdown das Weihnachtsgeschäft verhagelte.
Von all dem sei heute kaum noch etwas zu spüren, sagt Molnar: „Wir haben unsere Hausaufgaben nach Corona gemacht. Das Wachstum des Centers ist beeindruckend.“ Mit vielen Aktionen habe man 2023 die durch Corona verpasste Markteinführungsphase nachgeholt, so die Center-Managerin.
An manchen Tagen über 30.000 Besucher
Den Erfolg macht sie vor allem an den Kundenzahlen fest. Diese hätten sich laut ihren Statistiken stark verbessert, um etwa 50 Prozent im Vergleich zum Corona-Jahr 2021. Inzwischen seien im Wochenschnitt etwa 20.000 Besucher täglich im Cano, an Wochenenden habe man zuletzt keinen Tag unter 30.000 Besuchern verzeichnet.

Der Einzugsbereich sei dabei ziemlich groß. Kunden kämen nicht nur aus Singen und Umgebung, sondern auch der weiteren Region wie den Landkreisen Tuttlingen oder Schwarzwald-Baar, außerdem natürlich aus der Schweiz „bis nach Winterthur“. Und die Zahlen zeigen auch: Sechs bis sieben Prozent der Kunden kommen aus Konstanz. „Es hat uns überrascht, dass es so viele sind“, sagt Molnar.
Erhoben werde das mit Stecknadelaktionen: Mehrmals im Jahr stelle das Einkaufszentrum große Landkarten auf und bitte die Kunden darum, eine Stecknadel an ihrem Wohnort zu platzieren. Das sei ein guter Anhaltspunkt.
Das Mehr an Besuchern spüre man auch bei den Mietern: Die Umsätze der Geschäfte seien ebenfalls stark gestiegen. Das weiß Molnar, weil die Mieter über ihre Umsätze berichten müssen, „das ist in den meisten Shopping-Centern so“. Manche Mieter würden auch eine zum Teil umsatzabhängige Miete zahlen.
Wer durchs Cano geht, bemerkt trotzdem die eine oder andere leere Ladenfläche. Teilweise werden diese mit Schließfächern oder Spielgelegenheiten gefüllt, teilweise sind sie aber auch einfach mit undurchsichtigen, dekorierten Wandelementen verschlossen. Und es gibt Ladenlokale im Cano, die seit der Eröffnung nicht vermietet wurden. In dieser Hinsicht erwarte sie eine „schöne positive Entwicklung“, sagt Molnar. Sechs dieser Ladenlokale würden derzeit als Leerstand geführt, erklärt sie, bei zwei Flächen sei der Status unklar, weil es Insolvenzen gegeben habe.
Vollvermietung ist das Ziel für 2024
Eine der Flächen, die schon seit der Eröffnung des Centers leer steht, liege im Untergeschoss zwischen Edeka und dem Fotostudio Wöhrstein. Nun sei es gelungen, diese zu vermieten, demnächst soll eine Filiale einer US-amerikanischen Handy-Service-Kette dort einziehen. Auch für drei weitere Flächen gebe es inzwischen eine klare Perspektive, unter anderem für das Schnellrestaurant im sogenannten Foodcourt, das zuletzt von Nordsee betrieben wurde. Wer konkret dort einzieht, wolle sie erst bekannt geben, wenn alle Seiten die Verträge unterzeichnet haben.
Dass es hartnäckige Leerstände gibt, betrachtet Molnar als Spätfolge der Corona-Pandemie. Das Umfeld für den Einzelhandel war dadurch unsicher, viele Unternehmen haben sich mit Investitionen oder Vergrößerungen zurückgehalten. Die wirtschaftliche Situation sei nach wie vor nicht sicher. Doch nun habe man gezeigt, dass das Zentrum viele Kunden anlocke. Davon erhofft sich Molnar ein weiteres Argument bei der Vermietung. Und: „Mietinteressenten gibt es genügend, teilweise haben wir aber keine passenden Flächen.“ Die Vollvermietung sei das Ziel für das nächste Jahr.
Die Annahme, dass die Miete im Center sehr hoch sei, weist Molnar aber erneut zurück. Immer wieder wird dies vor allem in sozialen Netzwerken behauptet, wenn ein Geschäft schließt. Doch die Mieten seien marktüblich, betont die Center-Managerin. Allerdings gebe es je nach Lage eines Geschäfts im Einkaufszentrum große Unterschiede. Konkrete Angaben macht sie nicht.

Als Vergleich: Betrachtet man Mietangebote für Ladenflächen in der Singener Innenstadt, bekommt man auf einschlägigen Internetportalen Kaltmieten zwischen 8 Euro und 20 Euro pro Quadratmeter angezeigt – je nach konkreter Lage, Alter und Zustand der Räume. In einem Einkaufszentrum dürften die Mieten allerdings höher liegen, schätzt Hans Wöhrle, Ehrenpräsident des Handelsverbands Südbaden.
Videoüberwachung würde sie begrüßen
Und wie steht es um die Sicherheit im und ums Einkaufszentrum? Zuletzt gab es mehrere Meldungen der Polizei über Auseinandersetzungen im Umfeld des zentral gelegenen Gebäudes, einmal sogar im Gebäude. Genau der Punkt, dass das Cano sehr zentral und noch dazu in Bahnhofsnähe liegt, ist für Molnar ein Grund für solche Geschehnisse. „Wenn etwas passiert, macht uns das sehr traurig“, sagt sie. Doch dafür gebe es einen Sicherheitsdienst im Center, der an den Freitagen und Samstagen in der Weihnachtszeit noch verstärkt werde.
Molnar gibt zu bedenken, dass Einkaufszentren, die wie das Cano zu ECE gehören, in fast 100 Städten in Deutschland zu finden sind. „Mit diesen Themen haben fast alle Städte zu tun“, sagt sie. Überall Wachleute zu haben, wäre für sie ein schlechtes Zeichen und auch nicht notwendig. Was sie aber begrüßen würde, wäre Videoüberwachung im öffentlichen Raum, auch rund um das Center.

Im Cano gebe es diese seit Frühjahr 2023. So lang habe es gedauert, bis alle Regelungen umgesetzt gewesen seien und der Datenschutzbeauftragte von Hamburg, der für das Unternehmen ECE zuständig sei, die Überwachung freigegeben habe. „Den Datenschutz muss man ernst nehmen“, sagt Molnar – weshalb sie auch verstehen könne, dass die Stadt noch keine Videoüberwachung installiert hat.
Die SÜDKURIER-Redaktion zeigte während der Entstehung jeden Monat ein Bild der Cano-Baustelle und hielt den Baufortschritt damit aus der Luft fest. Eine Zusammenfassung der Bilder und Entwicklungen lesen Sie hier.