„Ich bin happy, dass doch einige Leute gekommen sind“, sagt Pepe Danquart. Denn der Kinosaal 4 im Cineplex ist richtig gut besetzt mit schätzungsweise 140 Zuschauern. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, den Regisseur eines Filmes live zu erleben? In 20 Städte war Pepe Danquart zur Aufführung seines neuen Dokumentarfilms „Daniel Richter“ gefahren. Seine Geburtsstadt Singen sollte nun die letzte Station der Tournee sein.
Drei Jahre lang hat Pepe Danquart den Maler Daniel Richter begleitet und seine künstlerische Entwicklung festhalten. In seinem Atelier in Berlin, und zu Ausstellungen in New York oder Paris. Auch Malerfreunde wie Jonathan Meese und Tal R, der Sammler Harald Falckenberg und die Kuratorin und Kunsthistorikerin Eva Meyer-Hermann kommen im Film zu Wort.
Der Zuschauer wird in knapp zwei Stunden mitgenommen in die Welt von Daniel Richter und in die Kunstszene. Und das ist keine Sekunde langweilig, sondern richtig spannend, wie Christoph Bauer, der Leiter des Kunstmuseums Singen, anfangs bemerkte. Schon als Kind habe er Bilder „tiefversonnen angestarrt“, erzählt Daniel Richter, während ihm seine beiden Papageien auf den Schultern sitzen. Mit Illustrationen und dem Imitieren von Comics wie „Lucky Luke“ habe alles angefangen.
Später habe er auch mal „männerromantisierende Taliban-Bilder“ gemalt, dann aber wieder modern. Als junger Rebell hat er auch Plakate für Konzerte entworfen. Erst relativ spät, mit ungefähr 30 Jahren, hat Richter sein Kunststudium an der Hochschule der bildenden Künste in Hamburg bei Werner Büttner begonnen. Und wurde dann schnell richtig berühmt. Dabei malt er immer politisch motiviert und mit starken Farben.
Pepe Danquart nimmt die Zuschauer auch mit an Ausstellungsorte in New York oder Paris. Wo sollen die Bilder hängen, und welche müssen nebeneinander, stimmen die Abstände? Auch dieser Prozess ist filmisch festgehalten. Richters Verbundenheit mit Hamburg und dem Punk mündete auch in der Tatsache, dass die Punkband Die goldenen Zitronen bei der Ausstellung in der Galerie Grimm in New York dabei war. Die Zuschauer werden im Film quasi Zeuge einer Online-Auktion des Londoner Auktionshauses Christie‘s, bei der das Bild „Tarifa“ am Ende für 950.000 britische Pfund verkauft wurde.

Bereits im Jahr 2001 hatte Richter dieses Bild, das eine Gruppe von Flüchtlingen in einem Boot vor der Ankunft in der südlichsten Stadt Spaniens in der Nähe von Gibraltar zeigt, gemalt. Also in einer Zeit, als die Flüchtlingsproblematik noch gar nicht so präsent war wie heute. Während Daniel Richter seine Bilder malt, erklärt er auch, welche Tempi beim Auftragen der Farbe vorhanden sind.
„Ich habe durch die Begleitung von Daniel Richter erfahren, dass er meist an zwölf Bildern gleichzeitig arbeitet“, erzählt Danquart nach dem Film. Ursprünglich wollte er den Entstehungsprozess von einer leeren Leinwand bis zum fertigen Bild festhalten. „Mich hat sein intuitiver Umgang mit Malerei fasziniert“, sagt Pepe Danquart, der Richter schon seit den 1980er Jahren kennt. „Als ich in Hamburg meine Professur hatte, haben wir uns angefreundet.“
Neun Produzenten und zwei Kameramänner
Manche Dinge habe man nicht so planen können, auch, weil Corona dazwischen kam und dann über eine Ausstellung in Wien nicht mehr gefilmt werden konnte. „Es hat großen Spaß gemacht, mit Daniel Richter zu drehen, weil er so geduldig war“, sagt Pepe Danquart. Die beiden Kameramänner Daniel Gottschalk und Marvin Hesse waren immer dabei und neun Produzenten leiteten ebenfalls ihren Beitrag zum Gelingen. Die erste Fassung des Films hatte übrigens sechs Stunden, der Director‘s Cut dann noch vier Stunden.
Wunderbar integriert sind zwischen den Blicken auf Daniel Richter auch Szenen von den Orten der Ausstellungen, wie New York oder Paris. Die Filmszenen in New York habe er gedreht, während er ungefähr zehn Mal mit der Seilbahn über den Hudson River hin- und hergefahren sei, erzählt Danquart.
Warum haben Filmleute ihm nie einen Kamm gegeben?
Als Daniel Richter den Film zum ersten Mal gesehen habe, zusammen mit einem Freund, sei er aufgeregt wie ein kleiner Junge gewesen, so der Regisseur. „Warum habt ihr mir nie einen Kamm gegeben?“ fragte Daniel Richter anschließend, war aber insgesamt sehr zufrieden mit dem Gesamtwerk, das pünktlich zu seinem 60. Geburtstag fertig geworden war. Voraussichtlich Anfang Mai soll dann außerdem das neue Buch „Daniel Richter: Bilder von früh bis heute“ der Kunsthistorikerin Eva Meyer-Hermann, die im Film oft in Daniel Richters Atelier ist, erscheinen.