Herr Theiler, bereits zum zweiten Mal musste die beliebte Veranstaltung des Slow-up Schaffhausen-Hegau abgesagt werden. Was bedeutet das für die Aktion zur Förderung des unmotorisierten Freizeitverkehrs?
Seit über 15 Jahren lockt der Slow-up Schaffhausen-Hegau alljährlich meist jeweils im Mai zwischen 15.000 und 20.0000 bewegungsfreudige Teilnehmende auf den Rundkurs. Der beliebte Anlass für alle Generationen trägt wesentlich zur Förderung der Bewegung und des Langsamverkehrs bei. Kein Anlass in unserer Region mobilisiert im vergleichbaren Zeitfenster mehr Menschen. Nach der pandemiebedingten Absage im vergangenen Jahr, wie auch im diesjährigen Frühling, erreichten uns mehrere ermunternde und motivierende Zuschriften. Wahrlich eine schöne Bestätigung, dass der aktive Erlebnistag geschätzt und eben auch vermisst wird.
Wie haben die Freunde des Slow-up Schaffhausen-Hegau auf die zweite Absage reagiert?
Unsere Veranstaltung ist nicht zuletzt aufgrund des grenzüberschreitenden Rundkurs so einzigartig. Wer in der Vergangenheit jeweils die 38 Kilometer lange Strecke absolviert hat, passierte insgesamt sechs Mal die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland. Aber gerade weil der Slow-up Schaffhausen-Hegau durch zwei Länder führt, ist auch die Organisation für uns vom übergeordneten Organisationskomitee komplex und anspruchsvoll. In Deutschland gelten andere Maßnahmen und Restriktionen im Zusammenhang mit der Pandemie als in der Schweiz. Dazu kam, dass uns am Rundkurs liegende Gemeinden signalisiert haben, keine Bewilligung für ein Village zu erteilen. Wir von der Organisation wären parat gewesen, aber die für uns relevanten Umstände haben es nicht zugelassen. Das Verständnis im Zusammenhang mit der erneuten Absage war aber groß. Aber wir dürfen und wollen nicht verschweigen, dass sich die Leute wieder nach einer unbeschwerten Durchführung wie zuletzt 2019 sehnen.
Wie sind Sie auf die Idee des alternativen Slow-up-yourself! gekommen?
Schweiz-Mobil, den nationalen Sponsoren wie aber auch regionalen Trägerschaften war es ein großes Bedürfnis, dass die beliebte Marke auf dem Markt präsent bleibt. Da bis auf eine einzige Ausnahme alle Slow-up-Veranstaltungen abgesagt werden mussten, wurde der Slow-up-yourself! lanciert. Eine schöne Alternative, die trotz den geltenden Maßnahmen problemlos umgesetzt werden kann.

Die Aktion läuft ja noch bis in den Oktober. Wie ist bislang die Resonanz?
Sehr viele haben es begrüßt, dass sich Slow-up Schaffhausen-Hegau an der Aktion von Slow-up yourself! beteiligt. In Zusammenarbeit mit der Pro-Velo-Sektion Schaffhausen, haben wir eine wunderschöne Alternativroute definiert. Ich selbst bin die 20 Kilometer lange Strecke zwischenzeitlich schon mehrfach abgefahren und war jedes Mal hoch erfreut, dass der Slow-up-yourself! inmitten einer so idyllischen Landschaft verläuft. Wahrlich ein Privileg! Gerade letzte Woche haben mir Teilnehmer aus Kreuzlingen und Steckborn geschrieben, dass sie die Region auf andere Art und Weise neu entdecken konnten. Etwas besseres kann uns gar nicht passieren.
Was erwartet die Teilnehmer bei dieser außergewöhnliche Aktion?
Die vorwiegend flache Strecke verläuft von Schaffhausen, Büsingen und Gailingen über die Rheinbrücke nach Diessenhofen, durch den Schaarenwald weiter nach Schlatt, Langwiesen und Feuerthalen zurück nach Schaffhausen. Und auch beim Slow-up- yourself! haben wir eine außergewöhnliche Ausgangslage, welche das Erlebnis so speziell macht: Auf den 20 Kilometern bewegt man sich nicht nur in zwei verschiedenen Ländern, sondern in einem Deutschen Bundesland und drei verschiedenen Schweizer Kantonen. Und genauso vielseitig und vielversrechend ist auch der Rundkurs! Es gibt übrigens kein Startpunkt. Man kann einfach einsteigen, wo man möchte.
Wie viel Zeit sollte man eigentlich für den kompletten Rundkurs einplanen?
Das kommt ganz darauf an, wer unterwegs ist. Natürlich kann man den ganzen Rundkurs in einer Stunde abfahren. Aber viele – gerade Familien – nutzen den Anlass als Halbtages- oder gar Ganztagesausflug. Zu entdecken gibt es auf der Strecke mehr als genug. Verschiedene lauschige Plätzchen laden für eine Rast ein.
Noch scheint die Corona-Pandemie nicht gemeistert. Wie groß sind Ihre Hoffnungen, im nächsten Jahr wieder den Slow-up Schaffhausen-Hegau im herkömmlichen Sinne organisieren zu können?
Wir gehen ganz stark davon aus, dass wir am Sonntag, 22. Mai, den Slow-up Schaffhausen-Hegau wieder in der ursprünglichen Form durchführen dürfen und können. Das Verlangen danach besteht durchaus. Diese Bestätigung haben wir mehrfach in den vergangenen Monaten erhalten.
Luca Hänni, der 2020 zur Eröffnung ja mit radeln wollte, war wohl auch traurig, dass er nicht dabei sein konnte. Plant er, das Erlebnis nachzuholen, wenn es wieder möglich ist?
Genau, Luca Hänni wäre 2020 mitgefahren und hätte ein Gratiskonzert bestritten. Ganz kurz vor dem Durchführungsdatum hat er in einer großen deutschen TV-Show mitgewirkt. In Schaffhausen hätte er zusammen mit seiner Band das erste Live-Konzert bestritten. Ein Mega-Glücksfall für uns. Aber eben, die Pandemie kam dazwischen und der Slow-up Schaffhausen-Hegau wie auch das Konzert sind geplatzt. Es hat nicht sollen sein. Aktuell planen wir die Durchführung 2022 ohne Konzert. Wenn es stimmig ist und die Zeit dafür da ist, sorgen wir bestimmt wieder mal für eine Überraschung.
Und wenn man selber loslegen will, wo kann man sich anmelden?
Wer will, kann sich vor der Teilnahme am Slow-up-yourself bei uns auf der Website www.slowUp-schaffhausen-hegau.ch registrieren und auf dem Rundkurs vor Ort die vier definierten Checkpoints übers Handy quittieren. So besteht die Möglichkeit, tolle Preise zu gewinnen. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Fragen: Carmen Biehler