Es herrscht Mangel an Plätzen für die Kinderbetreuung in Singen und den Stadtteilen. Wie sieht die Zukunft in diesem wichtigen sozialen Bereich aus? Wir haben bei Sozialbürgermeisterin Ute Seifried nachgefragt. „Bis Oktober 2022 werden noch mindestens 60 Kinder den gewünschten Kita-Platz nicht erhalten. Aktuell warten aber noch viel mehr Eltern auf eine Zusage“, erklärt Ute Seifried.

Die Kita-Platzvergabe ist noch nicht abgeschlossen

„Die Vergabe der freien Plätze konnte noch nicht vollständig abgeschlossen werden“, sagt sie. Dies liege vor allem daran, dass viele Eltern nicht auf die Kontaktaufnahmen durch die Kitas reagieren oder benötigte Bescheinigungen für die Ganztagesbetreuung oder die Betreuung für Kinder unter drei Jahren nicht einreichen.

„Eltern, die Fristen für die Kontaktaufnahme oder Einreichung von Bescheinigungen versäumen, bleiben auf den Wartelisten, werden aber zunächst zurückgestellt“, schildert Ute Seifried. Durchschnittlich erreichten die Stadt Singen monatlich elf neue Bedarfsmeldungen für einen Kita-Platz. Dies zusätzlich zu den durch die Bedarfsplanung vergebenen Plätze.

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Und wo gibt es besondere Engpässe? „Da in jüngster Zeit vor allem in der Südstadt zusätzliche Plätze geschaffen wurden, kann hier der Bedarf fast vollständig gedeckt werden. In der Innenstadt und in der Nordstadt allerdings müssen Eltern längere Zeit auf einen Kita-Platz warten“, zeigt die Sozialbürgermeisterin auf.

„Die Personalnot ist eine der größten Sorgen, die wir in den Singener Kitas haben.“Ute Seifried, Sozialbürgermeisterin
„Die Personalnot ist eine der größten Sorgen, die wir in den Singener Kitas haben.“Ute Seifried, Sozialbürgermeisterin | Bild: Trautmann, Gudrun

„Singen verzeichnet weiterhin eine große Anzahl an Zuzügen. Die Geburtenzahl ist ebenfalls deutlich angestiegen“, streicht sie heraus. Insbesondere die Ausbildung und Einstellung von geeignetem Personal werde immer schwieriger, da sich auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr genügend Menschen fänden.

Das habe mit der demographischen Entwicklung zu tun und den bereits schon stark angestiegenen Arbeitsverhältnissen in den vergangenen zehn Jahren. In dieser Zeit sei die Zahl der nötigen pädagogischen Fachkräfte durch den Ausbau der Kinderbetreuung verdoppelt worden.

Die Stadt Singen plane weiterhin den Ausbau von Kita-Plätzen. „Dies alleine reicht allerdings nicht aus. Auch das notwendige Fachpersonal muss gefunden und ausgebildet werden“, betont Ute Seifried. Die Stadt Singen habe ein neues zusätzliches Konzept beschlossen.

Die Kindertagespflege in Singen erhalte nun nach dem Gemeinderatsbeschluss vom Juli 2022 eine höhere Förderung. Damit sollen Kindertagespflegepersonen wieder mehr Anreize für ein Betreuungsangebot erhalten und die Plätze in der Kindertagespflege dadurch erhöht werden.

Die Stadt Singen investiert immer wieder für den Ausbau und Erneuerungen in Kindergärten. Das Bild zeigt die Einweihung des ...
Die Stadt Singen investiert immer wieder für den Ausbau und Erneuerungen in Kindergärten. Das Bild zeigt die Einweihung des neugestalteten Außenbereichs im Kindergarten Bohlingen Anfang August. Auf dem Bild (von links) Claudia Eckardt (Verrechnungsstelle Singen), Torsten Kalb (Fachbereichsleiter Stadt Singen), Arthur Steidle (Pfarrer der Seelsorge Aachtal), Bernd Häusler (Oberbürgermeister Singen) und Susanne Schütz (Kindergartenleiterin St. Raphael). | Bild: Rolf Hirt

Ute Seifried hält das fehlende Personal für das größte Problem. Die Stadt Singen investiere sehr viel in die Ausbildung neuer Fachkräfte im pädagogischen Bereich. „Zusammen mit den Trägern der Kitas in Singen werden kontinuierlich Konzepte entwickelt, wie dem Fachkräftemangel in den Kitas gemeinsam begegnet werden kann“, schildert sie.

Auf Landesebene und beim Kommunalverband für Jugend und Soziales versuche die Stadt Singen zudem, neue Konzepte und Flexibilisierungen von Vorgaben beim Bau von Kitas aber auch beim Fachpersonal anzustoßen. „Die Gebühren werden zum 1. September in Singen um 3,9 Prozent erhöht. Die Stadt Singen folge damit der jährlichen Empfehlung der Verbände“, erklärt Ute Seifried.

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Auch die Stadt Engen musste eine Warteliste für die Aufnahme in Kitas und Kindergärten aufstellen. Dort ist wie in Singen vieles unwägbar, wie durch Zuzüge und die Einbindung von Flüchtlingskindern. „Wir haben in unseren Kinderbetreuungseinrichtungen 538 Plätze in Engen samt den Stadtteilen Welschingen und Anselfingen. Sie sind aber alle belegt“, erklärt der Engener Hauptamtsleiter Jochen Hock.

„Die Zahlen der Bewerber auf der Wartelisten schwanken stark. Die Anmeldungen sind schwer kalkulierbar. Im günstigsten Fall waren es weniger als 20, denen wir keinen Betreuungsplatz zusagen konnten“, berichtet Hock. Die Zahlen könnten aber auch deutlich höher liegen.