Endlich wieder richtig Fasnacht feiern – darüber freuen sich nach zwei Corona-Jahren zahlreiche Narren in diesen Tagen. Eine von ihnen ist Melina Tachtalis aus Hilzingen. „Fasnacht ist für mich eine wunderschöne Tradition“, sagt die 22-Jährige. „Besonders freue ich mich auf die Straßenfasnacht und die Interaktion mit den Zuschauern ohne Abstand. Und dass ich in den nächsten Wochen Freunde und Bekannte wieder treffe, die ich sonst nicht sehe.“

Mit neun Jahren zur Poppele-Zunft

Die junge Hilzingerin kann trotz ihres jungen Alters auf mehr als ein Jahrzehnt in der Singener Poppele-Zunft zurückblicken. Bereits mit neun Jahren kam sie durch ihren Vater zur Zunft. Wie jedes weibliche Mitglied begann sie als Rebwieb und bekam das Häs, das an die Frauen erinnert, die in den Weinbergen am Hohentwiel die Reben lasen.

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Mit 14 Jahren erhielt sie ihr erstes Kinder-Schellenhansel. Zwei Jahre später gab es dann mit der offiziellen Aufnahme in die Zunft das große Schellenhansel. Bevor es jetzt wieder losgeht, steht das Kontrollieren des Häs an. Denn bei den zahlreichen Veranstaltungen und der anschließenden Reinigung könne es schon vorkommen, dass das eine oder andere Glöckchen am rot-weißen Narrengewand verloren gehe.

Dann müsse dafür gesorgt werden, dass wieder jeweils drei an jedem Zipfel hängen. Bei der Maske müsse überprüft werden, ob sie noch richtig sitze oder der Schaumstoff innen ausgetauscht werden müsse. Beim Blätzlihansel der Männer sei der Aufwand größer, denn da reiße auch schon mal eines der bunten Blätzle mit Schelle ab und müsse ersetzt werden.

Während das Schellenhansel nur bei Umzügen und Narrentreffen angezogen wird, kommt bei Melina Tachtalis dieses Jahr auch das Rebwieb wieder zum Einsatz. Sie erklärt, es sei bei Arbeitseinsätzen wie in der Küche einfach geeigneter.

Diskothek statt Scheffelhalle

Besonders an der Fasnacht 2023 sei für die Poppele-Zunft und andere Singener Vereine, dass die Scheffelhalle nicht zur Verfügung stehe und die großen Veranstaltungen zum ersten Mal in der Singener Großdiskothek Top10 stattfänden. Gerade beim Inijucke, dem traditionellen Einmarsch beim Zunftball, werde man schauen müssen, was dort überhaupt möglich sein werde.

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Jedoch werde man versuchen, die Traditionen – zum Beispiel die Maskenprämierung – so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. In der Zunft merke man, dass alle wieder motiviert und mit Freude dabei seien, erzählt Melina Tachtalis. Man sei gespannt, wie die Veranstaltungen nach der langen Pause und am neuen Ort angenommen werden.

Aktionen für Zwölf- bis 16-Jährige

Die Hegauer scheinen es jedenfalls kaum abwarten zu können, wieder loszulegen: Für den Zunftball gibt es laut Tachtalis bereits keine Karten mehr. Und auch die Singemer Fasnetnacht am Fasnachtssamstag werde voraussichtlich schneller ausverkauft sein als vor den Pandemie-Jahren.

Doch während die Älteren einfach da weitermachten, wo sie vor drei Jahren aufgehört hatten, merke man bei den Kindern und Jugendlichen, dass der Bezug zur Fasnacht teils verloren gegangen sei. Daher habe die Poppele-Zunft ein Organisationsteam von jungen Zünftlern ins Leben gerufen, das neben dem Jugendball Aktionen speziell für die Zwölf- bis 16-Jährigen plane