Gelästert wird überall und zu jeder Zeit – das ist ein offenes Geheimnis. Wie man aus Spott eine Tradition und Heimatverbundenheit werden lassen kann, das stellen die Mitglieder der Welschinger Rollizunft alljährlich an der Fasnacht zur Schau.
Die Traditionsfiguren des Kätzle-Rolli und des Kater-Rolli gehen nicht auf eine Vorliebe für die schnurrenden Vierbeiner zurück. Sondern auf einen Spottnamen, den sich die jungen Männer in Welschingen einst eingehandelt haben sollen. Diese, so gibt der stellvertretende Zunftmeister Claudio De Luca wieder, hätten die Angewohnheit gehabt, sich ihre Frauen meist außerhalb von Welschingen zu suchen. Das kam bei den konkurrierenden jungen Männern anderer Orte nicht so gut an. Deshalb sollen sie die Welschinger als „Rellinge“, also Kater, bezeichnet haben. Aus diesem Spottnamen übernahmen die Welschinger Narren den Namen „Rolli“. Neben den katzenartigen Narrenfiguren mit Holzmaske und Fell gibt es die Traditionsfiguren des Nachtwächters, des Fähnrichs, des Narrenpolizisten und der Narreneltern in Welschingen. Die Rollizunft gibt es seit 1956. Fasnacht wurde im Dorf aber schon viel länger gemacht. Die ersten Aufzeichnungen von organisiertem Narrenbrauchtum stammen, so De Luca, aus dem Jahr 1865. Seit 1966 gehört das Zehner-Fahrrad des „Fässle-Clubs“ zur Zunft und seit 1975 schwingt die Gardetanzgruppe das Bein bei Umzügen und Bunten Abenden. Noch relativ jung ist die Gruppe der Rolli-Holzer. Seit 1991 haben sie die Aufgabe, den Narrenbaum im Dorf aufzustellen.
Welschingen selbst eignet sich hervorragend für Fasnachtsumzüge. Denn vom einen Ende des Dorfs bis zum anderen läuft man gut 30 Minuten. Beim Zug durch die Straßen sorgt der Welschinger Musikverein als „Rolli-Musik“ für gute Stimmung. Und dann ertönt auch der Rolli-Ruf: „Hierum, hierum, Mädele, s‘Kätzle hät e Wädele, hät e Löchle obe druf! Narro!“