Vergangenes Wochenende gab es Verwunderung über einen Rettungshubschrauber, der bei einem Fahrradunfall in Singen zur Hilfe gerufen wurde. Wieso braucht man extra einen Hubschrauber aus Friedrichshafen, reichen die Notärzte vor Ort nicht aus? José da Silva, Rettungsdienstleiter des DRK im Landkreis Konstanz, erklärt auf Anfrage: Der Hubschrauber komme häufiger zum Einsatz, wenn sich mehrere Leute bei einem Unfall verletzten. Der Rettungsdienst wolle sichergehen, dass genug Notärzte vor Ort sind. Das sei vor allem dann der Fall, wenn unklar sei, wie viele Personen Hilfe benötigen und wie stark ihre Verletzungen sind. Der Rettungsdienst vom Deutschen Roten Kreuz im Landkreis Konstanz hat seinen Hauptsitz in Radolfzell, wo auch José da Silva in der Verwaltung tätig ist.
Bei der Bahn-Tournee am Wochenende in Singen nahmen rund 250 Radfahrer aus 31 Nationen teil. Dabei kam es am Samstagabend, 4. Juni, gegen 20.30 Uhr, zu einem Unfall mit drei Verletzten.
Zum Zeitpunkt des Unfalls sei ein Arzt auf der Radrennbahn im Einsatz gewesen, welcher extra für die Veranstaltung organisiert wurde, erklärt José da Silva. Außerdem sei ein Notarzt aus Singen vor Ort gewesen. Zusätzlich habe man den Luftrettungsstützpunkt in Friedrichshafen informiert, so der Rettungsdienstleiter weiter, welcher dann den Hubschrauber mit einem Notarzt nach Singen geschickt habe.
Grund für den Rettungshubschraubereinsatz
Doch wieso wurde der Rettungshubschrauber aus Friedrichshafen zur Hilfe gerufen? José da Silva erklärt, dass es für den Landkreis insgesamt zwei Luftrettungsstützpunkte gebe: Einen in Villingen-Schwenningen und einen in Friedrichshafen. Außerdem gebe es weitere solche Standorte in der Schweiz. Falls die Hubschrauber aus Villingen-Schwenningen und Friedrichshafen schon im Einsatz seien, könne man diese noch hinzuziehen.
Im Fall von Samstagabend wurde einer der Luftrettungsstützpunkte in Anspruch genommen, da der Rettungsdienst nicht sicher gewesen sei, welches Ausmaß der Unfall gehabt habe, erklärt José da Silva. Am Unfallort seien dann also alle drei Ärzte im Einsatz gewesen: Der Arzt, der für die Veranstaltung organisiert wurde, der Notarzt aus Singen und der Notarzt vom Luftrettungsstützpunkt in Friedrichshafen.
Die Luftrettungsstützpunkte sind ein Zusatz
Der Rettungsdienstleiter erklärt auch, wieso man nicht einen Notarzt aus dem näheren Umfeld kontaktierte: „Jeder Ort hat einen stationierten Notarzt: Also Radolfzell hat einen Notarzt, Engen hat einen und so weiter. Wenn wir jetzt bei einem Unfall in Singen zusätzlich den Notarzt von Radolfzell rufen, es dann aber einen Notfall in Radolfzell gibt, dann brauchen wir wieder einen Notarzt aus einem anderen Ort. Wenn dort dann auch noch ein Unfall passiert, dann haben wir wieder ein Problem“, sagt er. Genau für solche Fälle gebe es die Luftrettungsstützpunkte. Der Notarzt aus Friedrichshafen sei dann als zusätzliche Einsatzkraft vor Ort.
Wer trägt die Kosten?
Die Frage, wer die Kosten für den Hubschraubereinsatz am Samstag zahlt, kann José da Silva nicht so einfach beantworten. Das liege daran, dass der Rettungsdienst die Rechnung für die Einsätze nicht erhalte. Doch er gibt eine grobe Schätzung zur Höhe der Kosten ab: Ein Einsatz mit Rettungswagen und Notarzt koste zwischen 900 und 1000 Euro. Der Rettungsdienstleiter vermutet, dass ein Einsatz mit Rettungshubschrauber um einiges teurer sei.
Im Fall des Radunfalls am vergangenen Wochenende nimmt José da Silva an, dass die Sportler über einen Verein versichert seien. Falls das so ist, übernehme vorerst die Krankenkasse der Verletzten die Kosten für den Rettungsdienst. Die Krankenkasse stelle dann aber anschließend einen Antrag an den Verein. Die Versicherung des Vereins sei dann zuständig, den Einsatz zu bezahlen, so der Rettungsdienstleiter.