Die Pläne für die Friedenslinde-Kreuzung in Singen sind groß. Die Fläche wird sich nach dem Abriss von drei Häusern und mit einem Neubauprojekt von 1730 auf rund 11.000 Quadratmeter erhöhen. Ist das zu groß für Singen? Nein, finden die Macher der Standort- und Projektentwicklungsfirma Prisma mit Sitz unter anderem in Friedrichshafen. Es sei eine sehr verträgliche Planung, die man in ständigem Austausch mit den Behörden entwickelt habe, sagt Bernhard Ölz als Vorstand.

Nachdem der Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt des Singener Gemeinderats dem Aufstellungsbeschluss im Mai zugestimmt hat, gibt es erstmals Details zu dem Projekt. Geschäftsführer Stefan Nachbaur rechnet mit einer Fertigstellung 2024 – und Kosten von rund 40 Millionen Euro.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit rund 80 Wohnungen, 4000 Quadratmetern Gewerbefläche und einer Tiefgarage komme eine stattliche Summe zusammen. „Aber wir glauben, dass es sich lohnt“, so Ölz. Dass Singen Zukunftspotenzial habe, sehe man an vielen Ecken.

Diese drei Häuser an der Schaffhauser Straße, Ecke Hauptstraße in Singen sollen abgerissen werden und dem neuen Schlossquartier Platz ...
Diese drei Häuser an der Schaffhauser Straße, Ecke Hauptstraße in Singen sollen abgerissen werden und dem neuen Schlossquartier Platz machen. | Bild: Arndt, Isabelle

Büros ein Auslaufmodell? Nicht für Prisma. Einziehen sollen Co-Working und Start-ups

Was an der Friedenslinde-Kreuzung entstehen soll, findet man sonst eher in größeren Städten: Räume für Co-Working, wo Menschen verschiedener Berufe gemeinsam arbeiten können, und Räume für Start-ups sind geplant. Doch sind Büros in Zeiten von Corona und Homeoffice nicht ein Auslaufmodell? „Ich habe nicht die Angst, dass es künftig keine Büros mehr gibt. Aber es wird neue Formen geben“, sagt der Vorstand Bernhard Ölz. Der Trend gehe zu größeren Büros, weil Firmen mehr Raum für ihre wichtigste Ressource brauchen würden – ihre Mitarbeiter.

Das könnte Sie auch interessieren

Und die würden mehr erwarten als einen Schreibtisch. Für ein Gesamtkonzept sind in dem Quartier auch eine Gastronomie sowie Wohnungen geplant. Auch einige der Wohnungen könnten dann moderne Formen annehmen: Die beiden Männer können sich möblierte Einheiten vorstellen.

Erste Anfragen für die „sensationellen“ Räume gibt es bereits

Neues Leben ist auch im Singener Schloss geplant, wo bisher das Hegau-Museum in der ersten Etage residiert. Im zweiten Obergeschoss sind Wohnungen. „So ein Standort ist eine Sensation“, sagt Bernhard Ölz begeistert. Nun müsse das Gelände nur noch aus dem Dornröschen-Schlaf der 70er-Jahre geweckt werden, wie Stefan Nachbaur ergänzt. Mit dem sogenannten Schlossquartier könne man Geschichtliches neu für die Zukunft gestalten. So soll das alte Schloss neue Mieter für seine bisher ungenutzten Räume bekommen. Erste Anfragen gebe es bereits, sagt Ölz. Man sei auch aktiv auf der Suche nach den ersten Mietern, um einen Anziehungspunkt zu schaffen. Der Großteil der Vermarktung soll aber erst geschehen, wenn der Einzugstermin greifbarer wird.

Viele der Mieter in den drei bestehenden Häusern sind bereits ausgezogen, ihre Briefkästen zugeklebt.
Viele der Mieter in den drei bestehenden Häusern sind bereits ausgezogen, ihre Briefkästen zugeklebt. | Bild: Arndt, Isabelle

Auch nach dem Einzug will Prisma präsent sein, denn die Firma sei kein klassischer Bauträger. Ein Standortmanagement soll beispielsweise Veranstaltungen wie Afterwork-Treffen organisieren und die Vernetzung etwa mit Bildungseinrichtungen vorantreiben. „Wir haben da sehr viel Erfahrung“, sagt Ölz und verweist auf 40 Standorte mit 80 Häusern und rund 10.000 Mitarbeitern im Prisma-Portfolio. Über Standortmanagement könne ein Projekt nachhaltig wachsen.

Ist die Bebauung zu massiv? Das sagen die Macher dazu

Bleibt die Frage, ob diese Bauten mit fast zehnmal so viel Fläche nicht zu massiv sind. Bernhard Ölz sagt klar nein: „Wenn man den großen Park dazu nimmt, ist es nicht dicht bebaut.“ Dass das Schloss angesichts seiner neuen Nachbarhäuser nicht in den Hintergrund gerät, habe nicht zuletzt auch das Denkmalamt betont.

Bild 3: Großstadtflair an der Friedenslinde: Macher sprechen erstmals über ihr 40-Millionen-Euro-Projekt
Bild: Steller, Jessica

Stefan Nachbaur spricht von einer guten, gemeinsamen Lösung, die man nach vielen Gesprächen gefunden habe. Dafür soll die Fassade der neuen Gebäude beispielsweise abgestuft werden: Je weiter man die Schaffhauser Straße entlang fährt, desto höher werden die Neubauten.

Das könnte Sie auch interessieren

„Ich glaube, das wird ein richtiges Juwel mit einer tollen Atmosphäre“, sagt Bernhard Ölz. Das sei auch der Grafenfamilie wichtig gewesen, als sie nach dem Tod des Seniors vor einigen Jahren überlegten, das Areal neu zu nutzen. Die Familie Vetter von der Lilie und Prisma sind gleichberechtigte Partner der Schlossquartier Singen GmbH & Co. KG. Einen Zeitplan für das gemeinsame Projekt gibt es auch: Nach dem Aufstellungsbeschluss könne man am Baubeschluss arbeiten und Themen wie Bauphysik und Lärm klären, sagt Geschäftsführer Stefan Nachbaur. Ziel sei, dass Ende des Jahres das Baurecht geklärt ist. Dann könne man direkt in die Umsetzung gehen.