Der Wegfall der 3G-Regel zeigt im Singener Einzelhandel Wirkung. Er verzeichnet eine Steigerung der zuvor schwächelnden Kundenresonanz, wie sich insbesondere am ersten Einkaufssamstag nach der Änderung der Corona-Verordnung zeigte. „Die Hände gehen bei den Einzelhändlern nach oben“, beschreibt Dirk Oehle, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Singen Süd. „Die zuvor vorherrschende Verunsicherung der Kunden durch ständig wechselnde Regelungen ist weg und das ungetrübte Einkaufserlebnis zurück. Wenn auch nach wie vor Maskenpflicht herrscht“, betont Oehle, ein Mann der klaren Worte.

In Singener Bekleidungsgeschäften gibt es wieder ein verstärktes Kundenaufkommen.
In Singener Bekleidungsgeschäften gibt es wieder ein verstärktes Kundenaufkommen. | Bild: Tesche, Sabine

Auch, dass bei den Gaststätten nun wieder 2G gelte, sei ein kleiner Schritt nach vorne. „Aber gerade die unterschiedlichen Regelungen in Gaststätten und Handel habe die Kunden beim Einkaufen ausgebremst. Nicht nachvollziehbar war für die Einzelhändler auch, dass einzelne Sparten, wie Buchhandel, Optiker, Baumärkte und Drogerien, im Gegensatz zu den meisten anderen Geschäften ohne Einschränkungen öffnen durften. Wie auch Lebensmittelmärkte, die ein großes Sortiment an Artikeln außerhalb von Nahrung anbieten“, zeigt Oehle auf. Dies habe mitunter zu ganz kuriosen Situationen in manchen Betrieben geführt. „Wie beim Autohandel, wo für den Verkauf von Neuwagen strengere Regeln galten als für den Vertrieb von Ersatzteilen und die Werkstatt“, schildert er. Eine besondere Situation gebe es noch bei einem Möbelhaus. Während der Zutritt in die Möbel-Verkaufsräume nun einfach sei, könnten nur geimpfte und genesene 2G-Kunden das integrierte Restaurant besuchen.

„Die Hände gehen beim Singener Handel nach oben. Es herrscht nun Zuversicht.“Dirk Oehle, IG Singen Süd
„Die Hände gehen beim Singener Handel nach oben. Es herrscht nun Zuversicht.“Dirk Oehle, IG Singen Süd | Bild: SK

„Ich bin zuversichtlich, dass bald leichtere Lockerungen kommen, wie für die Gastronomie. Der Druck auf die Politik wächst. Auch weil Nachbarländer zunehmend aufmachen“, sagt Oehle mit Blick voraus.

„Die Geschäfte laufen trotz der Lockerungen im Handel noch zögerlich“, sagt Hans Wöhrle, Vorsitzender des Singener Einzelhandelsverbandes. „Viele Menschen sind auch angesichts hoher Corona-Fallzahlen verängstigt. Und die stark ansteckende Corona-Omikron-Variante hat nicht wenige Leute infiziert. Die sind mindestens eine Woche isoliert“, betont Wöhrle. Zu einem Einkaufserlebnis gehöre auch das Zusammenspiel der Geschäfte und Gastronomie. Es gehe dabei auch um einen Spaßfaktor, der durch die 2G-Regeln bei den Gaststätten immer noch etwas gebremst sei. „Wir haben aber die Hoffnung, dass weitere allgemeine Lockerungen folgen. Es geht in die richtige Richtung“, erklärt er. Positiv stimme ihn auch, dass die Corona-Krankheitsverläufe deutlich milder als bei früheren Varianten seien.

„Noch ist das Kundenaufkommen etwas verhalten. Wir hoffen auf Lockerungen bei der Gastronomie.“Hans Wöhrle, Singener ...
„Noch ist das Kundenaufkommen etwas verhalten. Wir hoffen auf Lockerungen bei der Gastronomie.“Hans Wöhrle, Singener Handelsverband | Bild: Tesche, Sabine

Arben Elezaj aus Rielasingen hat sich in einem Bekleidungsgeschäft eine neue Jeans gekauft. „Nun ist das Einkaufen wieder viel entspannter. Und man muss sich auch nicht mehr vor den Geschäften anstellen. Das ist ein Stück Freiheit, das wir wieder zurückbekommen haben. Und für die Einzelhändler freut es mich auch“, sagt er.

„Die Kunden kommen wieder vermehrt. Das freut uns“, stellt Stefan Suszek, Geschäftsführer des Modehauses Zinser, fest. Bereits der Wechsel von 2G auf 3G habe für Kunden und Einzelhändler für spürbare mehr Frequenz in den Geschäften gesorgt. „Die Richtung stimmt. So kann es weitergehen“, erklärt Suszek. Der Wegfall der Einlasskontrollen sorge für Entspannung und geringen Aufwand für die Geschäfte. „Die ersten Kunden am Samstagmorgen waren noch sehr irritiert, dass es keine Kontrollen mehr gab. Sie zeigten sich angenehm überrascht, dass sie nicht überall ihren Impfstatus nachweisen und den Ausweis zeigen mussten“, schildert Suszek.

„Die Kunden und Einzelhändler freuen sich, dass die Lockerung das Einkaufen einfacher macht.“Stefan Suszek, Modehaus Zinser
„Die Kunden und Einzelhändler freuen sich, dass die Lockerung das Einkaufen einfacher macht.“Stefan Suszek, Modehaus Zinser | Bild: Tesche, Sabine

„Die Menschen bummeln durch die Stadt und genießen auch das schöne Wetter. Die reichlichen Parkmöglichkeiten zeigen aber auch auf, dass wir noch weit entfernt sind vom normalen Kundenaufkommen. Wir sind aber zuversichtlich, dass es bergauf geht“, so der Zinser-Geschäftsführer. „Die Kunden genießen wieder das Bummeln und Einkaufen. Das schöne Wetter tut sein Übriges. Wir sind zuversichtlich, dass es aufwärts geht“, sagt Suszek.

Auch im Engener Einzelhandel herrscht Optimismus. „Es ist spürbar, dass nun mehr Offenheit herrscht“, sagt Daniela Buhl, Inhaberin eines traditionsreiches Geschäftes für Taschen, Lederwaren und Accessoires. „Die Kunden schätzen es, wenn sie ohne lästige Kontrollen in unser Geschäft kommen dürfen. Der große Ansturm bleibt noch aus. Der Februar gehörte aber auch schon vor Corona zu den ruhigsten Monaten“, so Daniela Buhl.