Die Zeichen stehen weiter auf zwei Standorte für die Krankenhäuser des Landkreises Konstanz. Als erstes kommunalpolitisches Gremium in Singen hat nun der Verwaltungs- und Finanzausschuss über einen Grundsatzbeschluss zur Neuordnung der Kreiskrankenhäuser beraten.
Die Empfehlung an den Gemeinderat ist eindeutig: Der Ausschuss sprach sich einstimmig für eine Lösung mit zwei Krankenhäusern für den Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) aus. Das Gesamtgremium soll in seiner Sitzung am kommenden Dienstag, 26. Juli, entscheiden.
Auch die Sanierung soll geprüft werden
Damit schließt sich der Ausschuss dem Kreistag an, der sich schon am Montag für eine Zwei-Häuser-Lösung ausgesprochen hatte. Will heißen: Das GLKN-Krankenhaus in Konstanz bleibt erhalten, die Krankenhäuser in Radolfzell und Singen werden geschlossen und durch einen Neubau im „westlichen Hegau“ ersetzt, wie die Pläne seit der ersten öffentlichen Vorstellung im März kommuniziert wurden.
Zu der Ausschuss-Empfehlung gehört nun allerdings auch – ebenfalls parallel zum Kreistag -, dass die Sanierung am jetzigen Standort des Singener Krankenhauses ebenfalls überprüft wird. Dies wolle das Sozialministerium wissen, bemerkte Walafried Schrott (SPD) in der Aussprache. Schrott ist außerdem Mitglied des Kreistages und des GLKN-Aufsichtsrats.
Die Sprecher aller Fraktionen zeigten sich überzeugt, dass eine Lösung mit zwei Standorten der richtige Weg für den GLKN sei. Interessanter waren allerdings die Zwischentöne bei der Aussprache, in der sich alle Redner für Singen als Standort für einen Krankenhaus-Neubau stark machten.
So sagte Oberbürgermeister Bernd Häusler: „Ich gehe davon aus, dass wir als Stadt alles daran setzen, dass das Krankenhaus in Singen bleibt.“ Markus Weber (Neue Linie) sagte, er sei gespannt, was aus der Nachbarstadt komme. Das richtete sich an die Stadt Radolfzell, die ebenfalls ein Grundstück für einen möglichen Neubau im westlichen Hegau anbieten will.
Manche Räte positionieren sich deutlich gegenüber der Nachbarstadt Radolfzell
Andere positionierten sich deutlicher gegenüber der Nachbarstadt. So sagte Kirsten Brößke (FDP), die außerdem im Kreistag sitzt, wenn man den Fortgang hin zum Neubau weiter verzögere, spiele man nur denjenigen in die Hände, die auf ihre Pfründe nicht verzichten wollen. Und sie sprach von Radolfzeller Bürgern, die nicht verstehen wollen, dass man ein Krankenhaus manchmal auch schließen muss: „Unseres wird auch geschlossen“, schob Brößke hinterher.
Und Franz Hirschle (CDU), beruflich als niedergelassener Urologe tätig und neben dem Singener Gemeinderat Mitglied im Aufsichtsrat des GLKN, schloss gleich alle kleinen Krankenhäuser der Umgebung in seine Bewertung der Attraktivität ein: „Kleine Häuser wie Stühlingen, Stockach oder Radolfzell, da geht kein junger Assistenzarzt mehr hin.“ Das sei früher anders gewesen, fügte Hirschle noch hinzu. Widerspruch zu diesen Einschätzungen gab es im Singener Gremium erwartungsgemäß nicht.
Argumente für ein großes Krankenhaus
Dabei haben die Befürworter einer Konzentration von medizinischen Leistungen in einem großen Krankenhaus durchaus Argumente auf ihrer Seite. Eines davon hängt mit den Mindestmengen zusammen, die ein Krankenhaus bei bestimmten Eingriffen nachweisen muss, um diese bezahlt zu bekommen.
Diese Mindestmengen dürften in den nächsten Jahren eher noch wachsen, wie Frank Hinder, ärztlicher Direktor des Hegau-Bodensee-Klinikums, bei einer früheren Gelegenheit dem SÜDKURIER sagte. Das heißt im Klartext, dass mehr Eingriffe an einem Krankenhaus gemacht werden müssen, damit die Krankenkassen sie überhaupt bezahlen. Hirschle kommentierte: „Wenn wir die nicht erreichen, dann wird für uns gehandelt.“
OB Häusler hatte in seiner Einführung zum Thema darauf verwiesen, dass die „knappe Ressource Ärzte und Pflegekräfte“ in einem Neubau sinnvoller eingesetzt werden könne. Das Strukturgutachten der Firma Lohfert und Lohfert sei die richtige Wegweisung. Kirsten Brößke argumentierte, dass man das Ziel nur mit einem Neubau erreichen könne: „Das Sanierungsgutachten, das das Sozialministerium empfiehlt, ergibt keinen Sinn.“
Sanierung im Bestand wird schwer
Einige der Redner äußerten sich auch froh darüber, dass eine Sanierung des bisherigen Singener Krankenhausstandorts aufgegriffen wird. Danach werde immer wieder gefragt, sagte beispielsweise Eberhard Röhm (Grüne). Walafried Schrott warf die Frage auf, mit welchen Restriktionen eine solche Sanierung verbunden wäre. Auch Hubertus Both (Freie Wähler) äußerte sich froh, dass die Sanierung des Altgebäudes aufgegriffen werde, schränkte aber ein: „Wer sich mit Arbeitsabläufen beschäftigt, weiß, dass das sehr schwer wird.“
Selbstkritische Töne gab es in der Aussprache auch zu hören. So sagte Eberhard Röhm, es habe schon mehrere Gutachten gegeben, die zum Abbau von Doppelstrukturen geraten haben: „Dabei ist zu wenig passiert. Jetzt ist der ökonomische Druck groß genug.“
Birgit Kloos (SÖS), von Beruf niedergelassene Ärztin, richtete die Aufmerksamkeit auf den Standort Radolfzell. Dieser sollte erhalten bleiben, und zwar für die geriatrische Rehabilitation, sagte sie. Und sie kritisierte die Finanzierung des Gesundheitswesens in Deutschland: „Es ist ein Armutszeugnis, dass das in diesem reichen Land weiter defizitär arbeiten muss.“