Die jungen Leute sind faul und haben keine Lust zu arbeiten – das ist ein Vorurteil, das in Bezug auf die Generation Z (also Angehörige der Jahrgänge 1995 bis 2010) oft, gerade von Älteren, ausgesprochen wird. Doch stimmt das? Wir haben drei junge Erwachsene aus dem Hegau nach ihren Plänen für die nächste Zeit nach ihrem Abschluss gefragt.

Freiwilliges Soziales Jahr als Zwischenstation

Eric Riede ist 19 Jahre alt. Nach dem Abschluss seines Berufskollegium an der Robert-Gerwig Schule in Singen hat er sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Peter-Thumb Schule in Hilzingen entschieden. Nebenbei arbeitet der 19-Jährige am Wochenenden im Kino in Singen. Seine Familie betreibt außerdem einen eigenen Hof, auf dem er ebenfalls aushilft. An einigen Wochen arbeite er nach eigenen Angaben mehr als 50 Stunden. „Ich habe eher eine Work-Work-Balance“, sagt er und schmunzelt.

Eric Riede auf einer Treppe des Pausenhofs der Peter-Thumb Schule, GMS
Eric Riede auf einer Treppe des Pausenhofs der Peter-Thumb Schule, GMS | Bild: Amir Murati

Nach seinem FSJ hat Eric Riede vor, eine Ausbildung zum Erzieher am Marianum Hegne anzufangen. Sein Ziel ist es, später Lehramt zu studieren, um Grundschullehrer zu werden. „Ich interessiere mich für die sozialen Tätigkeiten. Vor allem mit Kindern zu arbeiten, macht mir Spaß“, sagt er. Weder Home-Office noch eine vier Tage Woche sei für ihn von Bedeutung. Er könne sich vorstellen, bis zu seiner Rente 40 Stunden Wochen zu arbeiten, wenn ihm die Tätigkeit gefalle.

Duales Studium als Kombination von Theorie und Praxis

Carolin Richter ist 18 Jahre alt und hat dieses Jahr ihr Abitur an dem Ambrosius-Blarer-Gymnasium in Gaienhofen gemacht, das auch als Schloss Gaienhofen bekannt ist. Nach ihrem Abschluss habe sie direkt mit einem Dualen Studium im Studiengang Wirtschaftsinformatik begonnen, welches drei Jahre lang dauern wird. Bei einem Dualen Studium handele es sich um eine Kombination von einer Ausbildung und einem Studium, bei dem man alle drei Monate abwechselnd die Hochschule und den Betrieb, in ihrem Fall die Firma Aesculap in Tuttlingen, besucht. Grund für die Wahl des Dualen Studiums sei die Möglichkeit, einen Bachelor-Abschluss zu machen und gleichzeitig bezahlte Praxiserfahrungen sammeln zu können, sagt Carolin Richter.

Carolin Richter bei der Arbeit im Betrieb.
Carolin Richter bei der Arbeit im Betrieb. | Bild: Carolin Richter

An der Wirtschaftsinformatik reize sie die Informationstechnik, kurz IT, sowie die Vielseitigkeit des Studiengangs, welcher immer gefragter sei, erzählt sie. Weitere Vorteile seien die später offene Berufswahl durch die Zusammenlegung von Wirtschaft und IT sowie die Praxisverknüpfung durch direktes Anwenden des Stoffs aus dem Studium, sagt Richter. Ihre Ziele für die Zukunft seien es, Fachexpertin sowie wichtiger Bestandteil der Firma zu werden. Aktuell könne sie es sich auch sehr gut vorstellen auch noch nach dem Studium in der Firma Aesculap zu bleiben, welche Medizintechnik herstellt.

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„Sich für einen Studiengang zu entscheiden, ist nicht einfach, da die Studiengänge oft nicht viel mit dem Schulstoff zu tun haben und man oft erst im Studium selbst Erfahrungen sammeln kann“, sagt die 18-Jährige. Bei ihrem späteren Beruf seien ihr die Punkte Vielseitigkeit, eine offene Unternehmenskultur, gute Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen wichtig. Bezüglich der Work-Life-Balance sei ihr bewusst, dass ein Duales Studium viel kompakter sei und dadurch auch weniger Freizeit als ein normales Studium beinhalte. Deshalb müsse sie ihre Freizeit auch im Voraus einplanen. „Jetzt, wo man noch jung ist und die Kapazitäten hat, würde ich mehr von meiner Freizeit opfern, sodass ich es später einfacher habe“, sagt sie.

Berufserfahrungen im Ausland als Au-pair sammeln

Kira Vöhringer ist 18 Jahre alt und hat ihr Abitur dieses Jahr auch im Schloss Gaienhofen gemacht. Aktuell ist sie als Au-pair in Neuseeland bis Ende Februar 2024 beschäftigt. Als Au-pair besucht man eine Gastfamilie für eine bestimmte Zeit im Ausland und unterstützt die Familie bei der Kinderbetreuung und leichten Hausarbeiten. Im Gegenzug lernt man die Sprache und Kultur des Landes kennen. Warum sie ein Au-pair macht? „Ich wollte die eigene Komfortzone verlassen, aber auch reisen und die Welt sowie mich selbst besser kennenlernen“, erzählt sie.

Kira Vöhringer bei ihrer Arbeit als Au-pair in Neuseeland.
Kira Vöhringer bei ihrer Arbeit als Au-pair in Neuseeland. | Bild: Kira Vöhringer

Vor ihrer Zeit als Au-pair habe sie die letzten zwei Schuljahre nebenher bei einem Bäcker gejobbt und die letzten beiden Monate nach ihrem Abitur dort in Teilzeit gearbeitet. Auch die 18-Jährige findet es nicht einfach, sich bei den vielen Studiengängen und Berufsangeboten zu entscheiden. „ Ich habe Angst, das Richtige für mich zu übersehen, weil ich keinen Überblick über alle möglichen Studiengänge habe“, sagt Vöhringer. Natürlich kenne man bekannte Studiengänge wie Medizin oder Jura, aber es sei trotzdem nicht einfach sich bei dem großen Angebot, mit den auch teilweise sehr spezifischen Studiengängen, zu entscheiden und sich nicht überfordert zu fühlen, sagt sie.

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Bei ihrem zukünftigen Beruf sei ihr vor allem der Spaß an der Arbeit wichtig, sodass man nach dem Wochenende wieder gerne zur Arbeit kommt, so die 18-Jährige. Auch eine gute Work-Life-Balance fände sie wichtig, sodass man noch Zeit für andere und sich selbst habe. Natürlich sei die Bezahlung auch wichtig, daher würde sie bei ihrem Beruf gerne „das Praktische mit dem Sinnvollen verbinden, sodass man genug verdient um auch davon leben zu können“, sagt Kira Vöhringer.

Worauf sie sich jetzt schon freue, sei es viele neue Leute bei ihrem nächsten Beruf kennen zu lernen. Sie hofft von deren Geschichten und Lebenswegen auch etwas für sich mitzunehmen.