Erst waren es Felsen, dann die Corona-Pandemie: Das Hohentwiel-Festival musste 2019 wegen eines Felssturz erst auf dem Rathausplatz stattfinden und im Folgejahr wegen der Corona-Pandemie komplett verschoben werden. Nun sind es noch 138 Tage bis zum neuen Termin des Hohentwiel-Festival 2021. Ein Countdown zählt auf der Webseite der Veranstalter die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden, bis Singens Hausberg wieder zur Konzert-Location wird. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass in 138 Tagen wieder hunderte Menschen gemeinsam ein Konzert erleben werden? Das haben wir Dieter Bös gefragt, der das Festival mit seiner Agentur Kokon Entertainment organisiert. Und der ist optimistisch: Großveranstaltungen wie das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck sieht er frühestens im nächsten Jahr, doch das Hohentwiel-Festival könnte stattfinden: „Im Moment können wir noch davon ausgehen.“

Ein klares politisches Signal fehlt bislang

Mit Klarheit rechnet er aber erst im Mai und appelliert an die Politik: „Auch die Vereine, die das Burgfest organisieren, brauchen Planungssicherheit. Deshalb wäre es toll, wenn man vielleicht nicht immer nur zwei bis drei Wochen im Voraus entscheidet.“ Auch Roland Frank, Geschäftsführer von Kultur und Tourismus Singen und damit Mit-Veranstalter des Hohentwielfestivals, tut sich aktuell schwer mit dem Planen: „Die Kurzläufigkeit ist unglaublich schwer. Man hängt ganz schön in der Luft und kann nur von Wahrscheinlichkeiten ausgehen.“

Dieter Bös (vorne) und Xhavit Hyseni von Kokon Entertainment sind Veranstaltungspartner des Festivals.
Dieter Bös (vorne) und Xhavit Hyseni von Kokon Entertainment sind Veranstaltungspartner des Festivals. | Bild: Timm Lechler

Festival mit 3500 Besuchern ist momentan schwer vorstellbar. Ob sich das bis Juli ändert?

Noch gibt es nämlich viele Fragezeichen: Wie kann ein Hygienekonzept fürs Hohentwielfestival aussehen? Wie viele Besucher werden erlaubt sein? Roland Frank kann sich ein Festival mit 3500 Besuchern momentan schwer vorstellen, wie er einräumt. Auch Dieter Bös kann diese Fragen noch nicht beantworten. „Die Antworten sind von Woche zu Woche unterschiedlich, noch kann man den Juni, Juli nicht abschätzen.“

Er hofft, dass bis dahin viele Menschen gegen das Coronavirus geimpft sind und dass es einfacher ist, sich testen zu lassen. Er ist kein Virologe, wie er betont. Doch als Veranstalter, der das Festival mit seinem Partner Xhavit Hyseni plant, hofft er: „Das Virus ist dann nicht aus der Welt, aber vielleicht weniger beängstigend.“

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Eigentlich planen Veranstalter viel langfristiger

Die Pandemie habe ihn gelehrt: Es brauche nicht mehr nur einen Plan B, sondern notfalls einen Plan C. „Dieses Auf-Sicht-Fahren ist überhaupt nicht in unserem Metier“, sagt er. Die Termine für dieses Jahr wären unter normalen Umständen schon längst fix, gedanklich ist Bös schon im übernächsten Jahr 2023. Doch im Zuge der Corona-Pandemie braucht es auch ein aufmerksames Auge auf die nun aktuellen Termine. Das sei ungewohnt. „Das haben wir noch nicht erlebt – wie so Vieles in der Pandemie.“ Deshalb werde er aber nicht aufhören zu planen. Jüngstes Beispiel: In Konstanz könnten Corona-konforme Picknick-Konzerte stattfinden.

Doch ist ein Hohentwiel-Festival Corona-konform überhaupt möglich?

Grundvoraussetzung sei zu wissen, mit wie vielen Leuten man planen kann, sagt Dieter Bös. „Es kann zum Beispiel nicht der Sinn sein, dass nur 500 Leute hoch dürfen. Dann warten wir lieber ab, bis das Hohentwielfestival mit Sicherheit in gewohnter Weise stattfinden kann.“ Der Berg bringe besondere Rahmenbedingungen mit sich und der hohe Aufwand brauche Planungssicherheit. „Wir müssen jetzt so langsam drangehen, müssen aber noch die Entwicklungen abwarten. Ich kann nicht jede Woche neu planen.“

Wenn die erlaubte Zahl der Besucher klar wird, könne ein Spezialist aufzeigen, wie die Konzertreihe entsprechend der Corona-Regelungen umsetzbar ist. „Da braucht man Fachleute.“

Die irisch-amerikanische Band Flogging Molly ist als Auftakt für das diesjährige Hohentwielfestival geplant.
Die irisch-amerikanische Band Flogging Molly ist als Auftakt für das diesjährige Hohentwielfestival geplant. | Bild: Veranstalter

Rathausplatz wäre vermutlich einfacher, aber weniger attraktiv

Eine erneute Verlegung auf den Rathausplatz, wo Abstandsregeln womöglich einfacher umzusetzen sind, ist für den erfahrenen Veranstalter weniger attraktiv: „Ich würde mich auf dem Hohentwiel wohler fühlen“, sagt Dieter Bös. Roland Frank will den Rathausplatz nicht ausschließen: Die Konzerte 2019 hätten bewiesen, dass das funktioniert. „Dort wäre es in manchen Punkten vielleicht einfacher, aber auch da stellen sich die gleichen Fragen und die Regeln müssen einhaltbar sein.“

Nochmal verlegen? Die Abläufe sind leider geübt

Das Hohentwielfestival möglicherweise nochmal verschieben zu müssen, ist für Dieter Bös kein Schreckgespenst mehr: „Es klingt makaber, aber man hat es ja jetzt schon öfter gemacht. Die Abläufe sind geübt – leider.“ Bislang hätten viele Kunden Verständnis gezeigt und ihre Karten behalten. Das ist für Dieter Bös auch ein tolles Zeichen der Treue und Solidarität gegenüber den Künstlern. Der Veranstalter führt das auch darauf zurück, dass die Verschiebung des Festivals nicht das Resultat einer Fehlplanung sei, sondern höhere Gewalt.

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Doch auch wenn man eine erneute Absage laut Bös regeln könnte: Dienstleister und Gewerke, die im Hintergrund eines Konzerts arbeiten, stünden dann wieder ohne Aufträge da.

Sängerin Lea ist für ihren einfühlsamen Pop bekannt.
Sängerin Lea ist für ihren einfühlsamen Pop bekannt. | Bild: Jens Koch

Optimismus bleibt. Und immerhin die Felsen sind kein Thema mehr

Noch ist Dieter Bös optimistisch und hofft, dass es bald Klarheit gibt. Auch Roland Frank sagt: „Wir geben die Hoffnung nicht auf, aber irgendwann muss man die Entscheidung treffen. Das wird im Frühjahr sein.“ Immerhin ein Thema mache momentan kein Kopfzerbrechen mehr: Ein Felssturz, wie er 2019 für einen Ortswechsel sorgte, sei nicht erneut zu befürchten. „Man ist bei so einem Felsen nie ganz sicher, aber man hat das Möglichste getan, um Gefahren auszuschließen“, sagt Roland Frank. Mehr könne man nicht tun.

Rapper Bausa soll die Konzertreihe auf dem Hohentwiel 2021 beenden. Er hat jüngst ein neues Album veröffentlich.
Rapper Bausa soll die Konzertreihe auf dem Hohentwiel 2021 beenden. Er hat jüngst ein neues Album veröffentlich. | Bild: Veranstalter

Das ist beim Hohentwielfestival geplant

Der Auftakt des diesjährigen Hohentwielfestivals ist also nach wie vor für den 22. Juli mit Flogging Molly geplant. Einen Tag später sollen die Deutschpop-Sängerinnen Lotte und Lea auf der Bühne stehen, bevor Rapper Bausa am 24. Juli den Abschluss macht. Die Karten vom Vorjahr sind weiter gültig, weitere Karten sind online verfügbar.

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