Wohnen und Bauen in Singen bleiben ein Thema. Das zeigte einmal mehr eine Diskussion um ein prominentes Bauprojekt in der Singener Nordstadt, die Neugestaltung am Ziegeleiweiher. Dort soll das marode Gebäude des früheren Hotels Landerer durch fünf schlanke Hochhäuser mit Wohnungen ersetzt werden. Außerdem gehören Flächen für einen Lebensmittelmarkt, eine Tiefgarage und 250 Fahrradstellplätze dazu sowie eine platzähnliche Verbindung zwischen der Fichtestraße und dem Ostufer des Ziegeleiweihers mit Treppe zum Wasser.

Der Ausschuss für Stadtplanung Bauen und Umwelt des Gemeinderats hat in seiner jüngsten Sitzung nun den vorhabenbezogenen Bebauungsplan zum Projekt empfohlen – wenn auch nicht ohne Bauchgrimmen und nicht einstimmig. Dietrich Bubeck und Karin Leyhe-Schröpfer (beide Grüne) stimmten dagegen, Silke Stockebrand (SÖS) und Volkmar Schmitt-Förster (Freie Wähler) enthielten sich. Die Entscheidung liegt beim Gemeinderat, der in seiner Sitzung am Dienstag, 22. Juni, um 16 Uhr darüber abstimmen soll.

Eine Diskussion mit Vorgeschichte

Die Diskussion hat eine Vorgeschichte. Denn schon im März stand das Vorhaben auf der Tagesordnung des Gremiums. Damals gab es Kritik vor allem an der Tatsache, dass die Vorhabenträgerin, laut den Sitzungsunterlagen die Angela Krieger Bau GmbH aus Villingen-Schwenningen, keinen als Sozialwohnung geförderten Wohnraum einplanen wollte. Kritische Stimmen gab es auch in Bezug auf die Architektur der fünf Gebäude. Das Projekt hat die Gemeinderäte seitdem auch nicht-öffentlich beschäftigt, wie der Sitzungsvorlage für den Bauausschuss nun zu entnehmen ist.

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Inzwischen hat sich bei diesen Punkten etwas getan. Sozialwohnungen wird es in den Gebäuden zwar weiterhin nicht geben. Aber die Bauherrin habe sich dazu bereit erklärt, 30 Prozent der Wohnungen als Mietwohnungen zu errichten, wie Stadtplaner Adam Rosol in der Sitzung erklärte. Wird eine solche Wohnung verkauft, müsse sie Mietwohnung bleiben. Entsprechendes sei im Durchführungsvertrag festgehalten, der zum Bebauungsplan gehört. Die Pläne und Verträge sollen garantieren, dass exakt das von den städtischen Gremien gewollte Projekt auch errichtet wird. Auch die Vorgaben für die Fassadengestaltung sind im Durchführungsvertrag festgehalten. Und noch etwas steht drin: Die Grünanlagen werden abschnittsweise nach jedem Bauabschnitt fertiggestellt. Die Bauherrin gestaltet dabei auch Grünanlagen, die auf städtischen Grundstücken liegen.

Es gab wieder Kritik an Betonbauweise

Wo lagen nun in dieser Runde die Konfliktpunkte? Für die beiden Grünen-Vertreter im Ausschuss hätten 25 Prozent sozial geförderter Wohnraum dazugehört, sagte Bubeck in der Sitzung. Außerdem hätte er sich nachhaltigeres Bauen gewünscht: „Gegen den Kiesabbau im Dellenhau zu sein und dann Beton fördern, das passt nicht zusammen.“ Zumindest ein Gebäude hätte man sich in Holzbauweise gewünscht. Oberbürgermeister Bernd Häusler betrachtete dies als Stellungnahme, die man nicht groß diskutieren müsse. Doch Bubeck erntete auch Widerspruch von Kirsten Brößke (FDP). Holzbauweise sei „utopisch“, weil viel zu teuer.

Silke Stockebrand trieb die Sorge um, ob nun während der gesamten Bauzeit von zehn Jahren ein Nahversorger in der Nordstadt fehle. Rosol erklärte, dass dieser Teil des bestehenden Gebäudes erst zum Schluss abgerissen werden soll, danach seien es noch drei Jahre bis zur Fertigstellung des Neubaus. Außerdem hoffe die Stadt, bis dahin etwas anderes zur Versorgung der Nordstadt im Allgemeinen anbieten zu können. Und Walafried Schrott (SPD) goss ein wenig Wasser in den Wein. 30 Prozent Mietwohnungen seien zwar ein Fortschritt – aber eben auch nicht der erhoffte sozial geförderte Wohnraum.