Über 300 Interessierte in der Stadt sehen es so wie Katharina Hölzle – die Technologiebeauftragte im Wirtschaftsministerium sprach sich als begeisterte Anhängerin der Popup-Labore aus: „Ein Popup-Labor ist ein Innovationssystem, denn hier kommen verschiedene Akteure zusammen und es entsteht etwas Neues“, erklärt sie von der Leinwand herab den Popup-Teilnehmern in der Singener Bildungsakademie. Gern wäre sie persönlich gekommen, um ihren Vortrag zu halten, aber aus Termingründen konnte sie nur virtuell zugeschaltet werden.

Das Vortragsprogramm in der Bildungsakademie der Handwerkskammer hat die Zukunft der Wertschöpfung in Baden-Württemberg zum Thema gemacht. Zur Halbzeit im Hegau gab Singen-aktiv-Vorsitzender Wilfried Trah den Staffelstab an Stockachs Bürgermeisterin Susen Katter weiter. Oberbürgermeister Bernd Häusler konnte die Staffelübergabe aus Termingründen nicht selbst vornehmen.

Hier wird Zukunft gemacht

Fünf Zukunftsfelder habe man erarbeitet, weil sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren dramatisch verändere, so Hölzle in ihrem Referat. Bis zum Jahr 2035 sollen neben den in Singen angebotenen Themenfeldern Künstliche Intelligenz und Digitalisierung auch die Bereiche Mobilität/Transport, Maschinenbau/Robotik sowie Materialien/Ressourcen bearbeitet werden. Sie ist überzeugt, dass Baden-Württemberg ein Vorreiter im Bereich nachhaltige, intelligente Mobilität sein werde.

Zur Umsetzung der Felder sei neben Erfindungsgeist aber auch Resilienz als Schlüssel für stabile Wertschöpfungssysteme notwendig. Bei zahlreichen Workshops konnten sich die Teilnehmer der Innovationswerkstatt in dieser Woche in Singen zu den Themen weiterbilden und Netzwerke ausweiten. Das sogenannte Popup-Labor Baden-Württemberg hat hier bereits den 15. Standort angesteuert. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) ist es 2018 vom Wirtschaftsministerium des Landes auf den Weg gebracht worden.

Die Gäste erfuhren beim Festakt aber auch, was vor Ort in Sachen Kooperationen läuft und wie sich die Zusammenarbeit im Projekt „Reallabor Singen“, das vor zweieinhalb Jahren an den Start ging, gestaltet. „Wir sind zusammen gewachsen und die gegenseitige Wahrnehmung ist gestiegen. Es ist eine Win-Win-Situation“, sagt Professor Gunnar Schubert als Vizepräsident der HTWG Konstanz und für Fondium-Entwicklungsleiter Guido Rau kann durch das Reallabor in Singen der Aufbau von Netzwerkkompetenzen gefördert werden. Für Fondium habe es in diesem Rahmen bereits eine Bachelor-Arbeit zum Thema „Nutzung von KI zur Effizienzsteigerung“ gegeben. Die Werkzeugfabrik Wefa nutze das Reallabor beispielsweise durch Kooperationen bei Förderanträgen, sagt Wefa-Geschäftsführer Joachim Meier.

Katharina Hölzle (rechts im Bild, online zugeschaltet) sprach auch über das Zukunftsbild in Maschinenbau und Robotik.
Katharina Hölzle (rechts im Bild, online zugeschaltet) sprach auch über das Zukunftsbild in Maschinenbau und Robotik. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Wie man den Nachwuchs für die sogenannten Mint-Berufe – also Berufsfelder aus den naturwissenschaftlichen Fächern – früh sensibilisiert, das werde seit knapp vier Jahren im Schülerforschungszentrum Singen ausprobiert. Dort experimentieren schon Grundschüler neben Oberstufen-Gymnasiasten, berichtet Karl Laber, einer von vier Standortleitern, die die vier Nachmittage des freien Experimentierens betreuen.

Erik Herrmann und Julian Röhring (von links) haben im Schülerforschungszentrum ein Gerät für hibbelige Schüler entwickelt. Rechts im ...
Erik Herrmann und Julian Röhring (von links) haben im Schülerforschungszentrum ein Gerät für hibbelige Schüler entwickelt. Rechts im Bild Standortleiter Karl Laber. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Was bei der Forschungsarbeit entstehen kann, zeigten Erik Herrmann und Julian Röhring, beide in der elften Klasse des Technischen Gymnasiums der Hohentwiel-Gewerbeschule. Sie haben eine Art Rollschuh entwickelt. Er soll Schülern, die beim Stillsitzen in der Schule ihre Probleme haben, nicht nur mittels Tretfunktion helfen, sondern nebenbei noch Energie erzeugen. Noch sei die Entwicklungsarbeit nicht abgeschlossen. „Es besteht noch Optimierungsbedarf“, erklären die Schüler. Aber das Ziel ist schon im Blick. Sie wollen mit ihrem Projekt am Wettbewerb „Jugend forscht“ teilnehmen.

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Nun geht es in Stockach bis Samstag weiter mit sechs Workshops und einem bunten Kulturprogramm. Corinna Bruggaier, Leiterin des Bereichs Kultur und Tourismus, informierte über die Höhepunkte. Neben dem Thema „KI“ sei ihr besonders die Gesundheit am Arbeitsplatz wichtig gewesen, so Bruggaier.

Wochenende voller Programm für Bildungshungrige

In Stockach ist es dann in drei Workshops um die Themen Sprachmodelle beherrschen: Vom ChatGPT-Neuling zum Prompt Engineer, Zeitmanagement in der Transformation und Betriebliches Gesundheitsmanagement gegangen. Am Freitag: 12. Juli, stehen zwei weitere Workshops zu den Themen „Warum New Work jetzt schon old school ist“ und „KI-Schreibwerkstatt“ sowie ab 17 Uhr eine offene Abendveranstaltung mit langer Tafel, Kulinarik und Kulturprogramm unter dem Motto „Stockach is(s)t bunt“ beim Bürgerhaus Adler Post an der Hauptstraße im Kalender. Zum Finale am Samstag, 13. Juli, ist ein Tag der offenen Tür in der Innenstadt mit Maultaschenessen und Workshops zu den Themen „Webseite und Social Media Marketing für Gastronomen und Einzelhändler“ und „Wie ticken junge Konsumentinnen und Konsumenten?“ geplant. Außerdem kommt das ‚uih! Zukunftslabor Konstanz‘ mit interaktiven Exponaten zum Anfassen.

Mehr Info und die Möglichkeit zur Anmeldung im Internet unter: www.popuplabor-bw.de