1899 bekam die Stadt unterm Hohentwiel die Stadtrechte. 125 Jahre ist das nun her und das Jubiläum wurde mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert. Nun steht ein weiterer Höhepunkt an: „125 Jahre Stadtplanung Singen – Zwischen Vision und Wirklichkeit“ heißt das Theaterstück von Susanne Breyer, das in der Aula des Hegau-Gymnasiums am Freitag, 22. November, Premiere hat.
Barfuß und von luftigem Sackleinen umhüllt bespielen Josef Vossenkuhl und Carlton Bunce das Terrain in der Aula des Hegau-Gymnasiums bei einer der vielen Proben. Sie zeigen eine Szene, in der ein Kelte auf der Durchreise nach Italien auf einen Alemannen trifft. Carlton Bunce ist Waliser und Josef Vossenkuhl in Weiterdingen aufgewachsen. Somit passen diese Rollen perfekt. Beide Schauspieler, die im Raum München leben, machen schon lange gemeinsame Projekte.
Aus der Amtsstube auf die Theaterbühne
Zu den Profis gesellen sich aber auch Laiendarsteller, die fast alle bei der Stadtverwaltung arbeiten und in ihren Ressorts teilweise auch mit Stadtplanung und Bauen zu tun haben. Mit dabei sind Tilo Brügel, Anastasia Fitterer, Janine Körner, Patrizia Messana, Elina Batzel, Norman Balß, Thomas Mügge, Britta Panzer, Barbara Jordan, Anita Bader und Jeremiah Lischka.

„Die Vorlage für das Stück habe ich von Tilo Brügel bekommen“, sagte Susanne Breyer. Brügel, der bei der Stadt unter anderem im Bereich Denkmalschutz tätig war und seit Ende Oktober im Ruhestand ist, hatte Anfang der 2000er-Jahre mal eine kleine 15-seitige Broschüre verfasst, die aber in der Schublade geblieben ist. „Es ging um die Singener Zukunft und den Versuch einer Stadtgeschichte“, so Brügel.
Susanne Breyer hat für die Aufführung auch eng mit Stadtarchivarin Britta Panzer zusammengearbeitet. Panzer hat die Fotos ausgewählt, die beim Stück im Hintergrund gezeigt werden sollen.

Natürlich bekommt der legendäre Stadtbaudirektor Hannes Ott (1922 bis 1983) in dem Stück eine tragende Rolle. Ott hatte vor allem ab den 1960er-Jahren großen Anteil daran, wie die Stadt sich entwickelt hat. „Ich fand es sehr interessant, mich in diesen Charakter einzuarbeiten“, sagt Josef Vossenkuhl. Er sei wohl launisch und unberechenbar gewesen und hätte Singen damals als gebürtiger Mannheimer gern schachbrettartig gestaltet, wie es in Mannheim gemacht worden war.
Radolfzell und Singen sollten verschmelzen
Auch wollte er damals wohl den heutigen Singener Ortsteil Bohlingen auslöschen und hätte es gern gesehen, wenn Radolfzell und Singen zu einer Stadt mit 100.000 Einwohnern verschmolzen wäre. Bereits 1955 hatte der Gemeinderat sich mit einer großen Delegation zehn Wochen lang in Kingsport im US-Bundesstaat Tennessee aufgehalten, um sich inspirieren zu lassen, wie man die Stadt weiter entwickeln könnte. In einer Szene wird dieser Besuch in Amerika thematisiert.
Doch auch mit der frühen Vorgeschichte haben sich die Schauspieler auseinandergesetzt. Es werde quasi einen Twist von den Kelten mit der Suche nach Eisen bis hin zur Firma Georg Fischer geben, verrät Vossenkuhl. Und auch ein Maggi-Suppenwürfel spielt eine ganz kleine Rolle.
Spannender Bogen der Stadtgeschichte
Die Requisiten auf der Bühne werden nur ganz spartanisch sein. „Wir haben einen Tisch, zwei Stühle, Blumen und ein Telefon aus den 1970er-Jahren“, sagt Breyer. Und Musik? „Ja, wir singen ein Lied, das zum Narrenspiegel im Jahr 1908 gesungen worden war“. Der Text sei visionär und vieles habe sich bewahrheitet, so Breyer, die bei diesem Lied die Schauspieler auf der Ukulele begleitet. Die Besucher der Theateraufführung können sich auf einen spannenden Bogen aus 125 Jahren der Singener Stadtgeschichte freuen.
Weitere Informationen zum Stadtjubiläum gibt es online unter www.singen.de/125xsingen