Kaum ist Freitagabend, kennen viele Autoliebhaber aus der Region hauptsächlich ein Ziel: die Singener Südstadt. Der Treffpunkt hat sich seit Jahren etabliert. Doch nachdem es zuletzt eher ruhig blieb, war der Karfreitag in diesem Jahr Auftakt einer neuen Saison. Die Polizei hat laut eigenen Angaben an dem Feiertag, den die Autoszene als Car-Freitag zum informellen Saisonstart nutzt, 19 Verstöße bei mehreren hundert kontrollierten Autos geahndet.

Auch am Freitag, 5. April, haben sich wieder Tuner, Poser und andere Freunde außergewöhnlicher Autos an der Aral-Tankstelle in der Singener Südstadt und ihrer Umgebung getroffen. Etwa 30 bis 40 Fahrzeuge, teilweise aufwendig überarbeitet, waren dort zu sehen. Das Treffen blieb ruhig, die Polizei habe nichts Auffälliges registriert, sagt Thorsten Kölling vom Führungs- und Lagezentrum (FLZ) des Polizeipräsidiums Konstanz am Sonntagmorgen. Damit bestätigt er den Eindruck, der sich bei einem Ortsbesuch ergab.

Manche haben Campingstühle mitgebracht

Mit der Presse sprechen möchte kaum einer von denen, die sich am Freitagabend rund um die Tankstelle trafen. Darunter waren hauptsächlich junge Erwachsene: Mehrere Gruppen bestanden aus jungen Männern und Frauen, teilweise im jugendlichen Alter. Manche haben Campingstühle mitgebracht. Doch teilweise waren auch Familien zu sehen, die ihre Kinder zum freitäglichen Treffen mitgebracht haben. Die jungen Männer, die auf dicke Hose machen und mit knallenden Auspuffen auffallen wollen, sind nicht nur ein Klischee und waren auch vertreten, allerdings waren sie nicht unter sich.

„Papa Schlumpf“ erklärt die Tuning-Szene

Vor allem über diese ärgert sich Wolfgang Lentschig. Eine der jungen Frauen hat den Reporter zu ihm geschickt, er habe etwas zu erzählen. Und Lentschig erzählt. Er sei praktisch jeden Freitag in Singen dabei – außer am Karfreitag. Daher würden ihn viele kennen, die regelmäßig zu den Treffen kommen.

Ein regelmäßiger Besucher am Freitagabend in Singen ist Wolfgang Lentschig.
Ein regelmäßiger Besucher am Freitagabend in Singen ist Wolfgang Lentschig. | Bild: Freißmann, Stephan

Als Autoliebhaber sei er eher untypisch, sagt er, 52 Jahre alt mit grauen, kurz geschnittenen Haaren. Lentschig betont seine bürgerliche Existenz, er sei eher ein Frühaufsteher und daher abends meistens schon relativ früh wieder weg. Sein Verhältnis zu den anderen Autofans auf dem Tankstellengelände bezeichnet er scherzhaft mit dem Schlagwort Papa Schlumpf.

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Sein Auto, ein Camaro mit 630 PS, sei für ihn ein Hobby wie für andere eine Modellbahn. Und über diejenigen, die ihr Auto-Hobby nicht so ruhig betreiben, ärgert er sich. Er meint damit Leute, die häufig jenseits der Grenze wohnen, Schweizer Kennzeichen an ihren Autos haben und „die Sau rauslassen“. „Es sind einige wenige, die das Bild versauen“, sagt Lentschig. Ihm hingegen liege daran, dass es zivilisiert laufe und die Szene keine Angriffsfläche biete.

Poser sind nicht so gerne gesehen

Ein Freund von ihm, der ebenfalls mit einem Camaro daneben steht, seinen Namen aber nicht verrät, pflichtet ihm bei. Den schlechten Ruf der Szene würden Leute verursachen, die in der Südstadt von Kreisverkehr zu Kreisverkehr Bestzeiten aufstellen wollen und die frisierten Auspuffanlagen ihrer Autos nachts knallen lassen. „Wenn das überhand nimmt, kann ich der Polizei nicht verübeln, wenn sie wieder alles zumachen“, schiebt er hinterher. Und: Wer durch Krach, laute Musik oder durchdrehende Reifen die Blicke auf sich ziehen müsse, der sei ein Poser.

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Einige Auspuffknaller mussten die Anwohner auch an diesem Freitagabend hinnehmen. Ausmaße wie 2021, als sich teilweise bis zu 300 Autos und 700 Personen lautstark in der Südstadt und den Straßen drumherum tummelten, nahm das Treffen allerdings nicht an.