Kleinvieh macht auch Mist, sagt der Volksmund. Und das gilt offenbar auch bei öffentlichen Haushalten. Die Stadt Singen hat bekanntlich mit einem strukturellen Defizit im Haushalt für den laufenden Betrieb zu kämpfen. Das bedeutet: Die Stadtverwaltung nimmt im Tagesgeschäft zu wenig ein im Vergleich zu den Ausgaben. Bei Anwohnerparkgebühren, Zweitwohnungen und städtischen Zuschüssen für Umweltschutz hat die Stadt daher schon gespart. Und nun waren Bäder, Kultureinrichtungen und das Soziale an der Reihe. Worauf sich die Bürger einzustellen haben:

Aachbad und Hallenbad: Eintritt steigt um bis zu 32 Prozent

Beim Aachbad und beim Hallenbad hat sich der Gemeinderat für höhere Eintritte entschieden. Ganz einstimmig lief das allerdings nicht ab. Beim Aachbad gab es vier Gegenstimmen zur Erhöhung, beim Hallenbad eine. Einer, der sich schon bei der Vorberatung skeptisch geäußert hat, ist Markus Weber (Neue Linie). Er hatte die höheren Preise für Kinder und Jugendliche im Aachbad kritisiert, denn diese sollten das Bad ja hauptsächlich nutzen. Auch jetzt werde er bei seiner Meinung bleiben, sagte Weber nun im Gemeinderat. Eine weitere Aussprache gab es allerdings nicht.

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Für die Freibadgäste bedeutet das, dass ab der Saison 2025 der Einzeleintritt für Erwachsene 4,80 Euro statt bisher 4,50 Euro kostet. Bei Kindern kostet die Einzelkarte 1,60 Euro (bisher 1,30 Euro), ermäßigte Karten 3,20 Euro (bisher 2,60 Euro). Die größte Steigerung gibt es bei den Saisonkarten, die für Erwachsene künftig 99 Euro kostet (bisher 85 Euro), bei Kindern 33 Euro (bisher 25 Euro) und ermäßigt 66 Euro (bisher 50 Euro). Die Familiensaisonkarte schlägt mit 175 statt bisher 150 Euro zu Buche. Von der Erhöhung erwartet die Stadtverwaltung laut der Vorlage Mehreinnahmen von 25.000 bis 27.000 Euro im Jahr bei 80.000 Besuchern pro Saison.

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Im Hallenbad kostet der Einzeleintritt für Erwachsene ab September 4,20 Euro (bisher 3,60 Euro), für Kinder 1,40 Euro (bisher 1,20 Euro) und ermäßigt 2,80 Euro (bisher 2,40 Euro). Die Zehnerkarten verzeichnen die anteilig größte Erhöhung mit jeweils 20 Prozent, und zwar auf 12 Euro für Kinder (bisher 10 Euro), 36 Euro für Erwachsene (bisher 30 Euro) und 24 Euro ermäßigt (bisher 20 Euro). Das soll 13.000 Euro Mehreinnahmen bescheren bei 35.500 zahlenden Besuchern, die laut Sitzungsvorlage 2024 ins Hallenbad gingen.

Stadtbibliothek: 17 Euro statt 15 Euro für den Bibliotheksausweis im Jahr

Vergleichsweise übersichtlich nimmt sich die Liste der Änderungen bei der Stadtbibliothek aus. Der wichtigste Punkt: Für Erwachsene wird der Jahresausweis 2 Euro mehr kosten, künftig also 17 Euro. Dadurch erwartet die Stadtverwaltung Mehreinnahmen von etwa 2700 Euro jährlich. Auch Säumnisentgelte und Mahnungen sollen teurer werden. Der Beschluss erfolgte einstimmig.

Hegau-Museum: Eintritt bleibt frei, Führungen kosten mehr

Auch das Archäologische Hegau-Museum im Singener Schloss soll zur Haushaltskonsolidierung beitragen. Der Eintritt soll aber grundsätzlich frei bleiben, damit alle weiterhin uneingeschränkt das Haus besuchen können. Teurer werden nur Führungen und Workshops, und zwar ab April. Kindergärten, Schulklassen und Kindergeburtstage kosten dann für die ersten zehn Personen 30 Euro statt bisher 20 Euro. Beim Familienangebot wächst der Preis von 30 auf 40 Euro und bei Erwachsenengruppen von 40 auf 50 Euro. Ist die Gruppe größer als zehn Personen, zahlt jede weitere Person einzeln, und zwar Kinder und Jugendliche je 3 Euro (bisher 2 Euro) und Erwachsene je 5 Euro (bisher 4 Euro).

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Die Verwaltung erwartet Einnahmen von 3000 Euro im laufenden Jahr, veranschlagt waren im vergangenen Jahr 2000 Euro. Andreas Egger (Freie Wähler) fragte nach, wie Kindergärten ihre Besuche im Museum finanzieren. Laut Oberbürgermeister Bernd Häusler seien bei städtischen Kitas die Mittel dafür nicht etatisiert – die Eltern übernehmen die Kosten also selbst. Bei dem Beschluss gab es eine Gegenstimme und eine Enthaltung.

Kunstmuseum: Eintritt wird teurer, aber Jugendliche sind künftig frei

Ab Mai steigt auch der Eintritt ins Kunstmuseum. Die Einzelkarte für Erwachsene kostet dann 6 statt bisher 5 Euro, der ermäßigte Eintritt steigt von 3 auf 4 Euro. Auch die Familieneintritte werden teurer. Es gibt aber auch Vergünstigungen. So werden angemeldete Schulklassen künftig freien Eintritt genießen. Und Kinder und Jugendliche haben dann bis einschließlich 14 Jahre ebenfalls freien Eintritt. Bislang war der Eintritt nur für Kinder bis sechs Jahre frei. Auch viele weitere Entgelte des Kunstmuseums ändern sich. Die Stadtverwaltung erwartet davon 2700 Euro Mehreinnahmen, der Beschluss fiel mit einer Gegenstimme.

Jugendmusikschule: Vieles wird teurer, Singener Schüler bekommen einen Zuschuss

Bei der Jugendmusikschule werden viele Unterrichtsformen teurer. So kosten 45 Minuten Einzelunterricht für Unter-27-Jährige ab April 1200 Euro pro Jahr (bisher 1164 Euro) für auswärtige Schüler. Für Schüler mit Wohnsitz in Singen werden dann 1056 Euro pro Jahr fällig (bisher 1020 Euro). Bei den erwachsenen Schülern über 27 Jahre steigen die Preise geringfügig. Die Stadtverwaltung erwartet etwa 9600 Euro Mehreinnahmen pro Jahr. Der Beschluss erfolgte mit einer Enthaltung.

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Stadtarchiv: Einsicht in Bauakten kostet künftig Geld

Die größte Neuerung beim Stadtarchiv ist, dass die Einsicht in Bauakten künftig Geld kostet. Für die Ersteinsicht werden dann 35 Euro fällig, für jede weitere Einsicht 20 Euro. Die Stadtverwaltung begründet dies mit erhöhtem Aufwand für die Pflege der Datenbank, die Recherche von Eigentumsnachweisen und die Prüfung von Vollmachten. Auch viele andere Gebühren des Stadtarchivs ändern sich. Die Stadtverwaltung erwartet etwa 2000 Euro Mehreinnahmen, der Beschluss fiel einstimmig.

Sozialzuschüsse: Manches fällt weg, teilweise wird aber auch erhöht

Ganze 75 Posten umfasst die Liste der Zuschüsse im Sozialbereich, die die Stadt Singen leistet. Auch diese wurden für die Haushaltskonsolidierung auf den Prüfstand gestellt. Manche Punkte konnten wegfallen, weil sie etwa von anderen Zuschussgebern finanziert werden oder schon seit Jahren nicht abgerufen wurden. Teilweise wurden Zuschüsse aber auch erhöht, weil andere Geldgeber weggefallen sind. Die Stadt fördert Angebote im sozialen Bereich mit etwa 1,4 Millionen Euro, etwa 23.000 Euro konnten nun eingespart werden. Knapp 145.000 Euro an Förderungen fließen über das Landratsamt nach Singen. Der Beschluss erfolgte mit einer Enthaltung.