Wer am Heinrich-Weber-Platz vorbeigelaufen ist und dann zufällig in den Himmel geschaut hat, dem wird es schon aufgefallen sein: Singen hat einen neuen Lenk. Oder wie es der Künstler selbst beschreiben würde: Singen hat einen neuen Kapitän. Beim C&A-Gebäude ist die neue Figur zu bewundern. Dort hat die Kupprion Immobilien GmbH als Investorin im Neubau 55 Wohneinheiten realisiert.
Nackig für die Kunst
Peter Lenk ist ein Künstler, der mit seinen Werken häufig aneckt. Und das hat einen Grund: Er kann auch Kleider, aber meistens sind die Figuren des Bildhauers aus Bodman-Ludwigshafen nackt. Was er damit bezwecken will, ist einfach. Mit nackter Kunst hält er den Großen und Mächtigen der Welt den ungeschönten Spiegel vor. Singener kennen das. Sein Paradiesbaum an der Kreuzung zwischen Scheffel- und Hegaustraße ist eines jener Werke und wurde an einem regnerischen Samstag im Mai 1995 enthüllt.
Und wieso brauchte es einige Meter weiter einen neuen Kapitän? „Das mit Cortenstahl verkleidete Gebäude erinnert an ein altes Schiff, in wilder See der öffentlichen Meinung. Daher ein Zirkusdirektor als Gallionsfigur“, schreibt Peter Lenk auf SÜDKURIER-Anfrage.
Was der Künstler mit dem Kapitän bezweckt
Inwieweit der Zirkusdirektor zu Singen und seiner mächtigen Verwaltung passe, solle der Betrachter selbst entscheiden, je nach seinen Erfahrungen, die er hier gemacht habe, so Lenk weiter. Der Kapitän hinter dem C&A-Gebäude ist übrigens 3,60 Meter hoch und 1,40 Meter breit. Diese schiere Größe ist vom Boden aus natürlich nicht zu erahnen.
Lenks Kunstwerke gibt es mittlerweile an vielen Orten. Zyniker könnten sagen: Eigentlich gibt es kaum eine Gemeinde, in der kein Lenk steht. In Berlin gibt es einen, in Stuttgart zumindest kurzzeitig. Aber Lenk ist vor allem auch ein Künstler für die Region. So steht etwa in Radolfzell die Skulptur „Kampf um Europa“. In Bodman ist Lenks Narrenschiff am Seeum, in Ludwigshafen ist am Zollhaus das Relief Ludwigs Erbe präsent. Und die Imperia in Konstanz ist neuerdings sogar ganz offiziell ein Denkmal.
Lenks gibt es wie Sand am Meer – Verzeihung, wie Sand am schwäbischen Meer, also dem Bodensee. Und jetzt also eine weitere in Singen. In diesem Sinne: Ahoi!