Nicola M. Westphal

Sagen Sie mal, Herr Greuter, was bedeuten Ihnen Bücher?

Ohne Bücher kann ich mir das Leben kaum vorstellen. Bücher informieren nicht nur, sondern sie unterhalten, ermöglichen es uns, in andere Welten einzutauchen. Sie sind Ablenkung und bieten uns eine Auszeit vom Alltag. Insofern sind Bücher für mich persönlich unverzichtbar.

Sie wurden unter mehr als 400 Buchhandlungen ausgewählt und mit dem Deutschen Buchhandlungspreis 2020 ausgezeichnet. Für Sie die Bestätigung, alles richtig gemacht zu haben?

(Lacht) Alles richtig, das macht man sicher nie! Aber ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind. Der Weg ist dann gut, wenn wir unseren Kunden das anbieten, was sie zu schätzen wissen. Wenn sie unsere Tipps und unseren Rat in Anspruch nehmen, darauf vertrauen und letztendlich auch unseren Service und das Gesamtpaket annehmen. Das ist dann die Bestätigung, dass wir zumindest auf dem richtigen Weg sind.

Dieser Preis reiht sich in die Reihe vorangegangener ein

Naja, wir haben zuvor schon die Auszeichnung „Buchhandlung des Jahres 2007“ und den „Zukunftspreis Handel in Baden-Württemberg 2015“ erhalten. Das macht uns sehr stolz. Der deutsche Buchhandlungspreis 2020 ist uns unter anderem wegen des Engagements für den Onlineshop und in den sozialen Medien verliehen worden und der Tatsache, dass es uns in den vergangenen Monaten gelungen ist, vieles Liebgewonnene aus den Buchläden für die Kunden erlebbar zu machen.

Ist der Buchpreis eigentlich dotiert?

Der Buchpreis wird in verschiedenen Kategorien verliehen. Dotierte Preise – sogar bis zu einer Summe von 25.000 Euro – gibt es nur für die kleinen Buchhandlungen. Wir sind in der Kategorie der undotierten Preise angetreten und wurden als eine von zehn Buchhandlungen in ganz Deutschland ausgezeichnet.

Sie hatten einmal beim Wirtschaftsforum Radolfzell gesagt: „Man muss nicht erst zum „Amazon“as reisen, um ein Buch zu kaufen. Wie schwierig ist es, neben den Online-Händlern bestehen zu können?

Ich muss ganz klar sagen: Ohne Online-Shop wäre es sicherlich heutzutage kaum möglich, bestehen zu können. Bücher unterliegen einer Preisbindung und wir können Bücher genau zum selben Preis anbieten, wie große Onlinehändler. Dadurch, dass wir aber vor Ort präsent und vor allen Dingen nah am Kunden sind, können wir unser Standortsortiment nach den Bedürfnissen unserer Kunden ausrichten.

Buch-Greuter bietet immer wieder Veranstaltungen an, wie eine Lesung mit Förster und Autor Peter Wohlleben im November 2019 im ...
Buch-Greuter bietet immer wieder Veranstaltungen an, wie eine Lesung mit Förster und Autor Peter Wohlleben im November 2019 im Bildungswerk Singen.

Sie haben dann die Möglichkeit sich beraten zu lassen, in einer gemütlichen Sitzecke das Papier anzufassen, zu schmökern, die Bücher anzulesen, das ist etwas ganz Wertvolles, was ein Onlinehandel gar nicht bieten kann. Generell ist es uns eine Herzensangelegenheit die Menschen zu sensibilisieren, den regionalen Handel zu stärken, zu unterstützen – egal, ob sie bei regionalen Unternehmen physisch anwesend kaufen oder online.

Was muss man den Kundinnen und Kunden bieten, um für sie attraktiv zu bleiben?

Wichtig ist es, in den sogenannten sozialen Medien Präsenz zu zeigen. Zum Beispiel auf Instagram oder Facebook haben wir die Möglichkeit, Botschaften und Impulse zu senden und unsere Kunden mit Lesetipps und Informationen zu erreichen. Zudem sind es unsere literarisch hochwertigen Veranstaltungen, in denen wir ebenso international renommierte, wie auch unbekannte Autoren präsentieren, mit denen wir unseren Kundinnen und Kunden etwas ganz Besonderes bieten. Unser Veranstaltungsprogramm im Herbst wurde in Zusammenarbeit mit namhaften Verlagen komplett digitalisiert und wird gerne und gut angenommen. Zudem sind wir bestrebt, kreativ neue Wege zu gehen, wie beispielsweise die unkomplizierte Bestellung von Büchern per WhatsApp.

Ich habe das Gefühl, dass sich durch die digitale Welt das Leseverhalten verändert hat. Viele wollen nur noch kurze, knappe Facts, statt lange Texte lesen. Können Sie das bestätigen?

Das würde ich subjektiv auch so sehen. Gleichzeitig wächst aber auch die Sehnsucht, dicke Romane mit hunderten von Seiten zu lesen, in die Geschichte einzutauchen, als Prozess der Entschleunigung. Der Alltag wird oft von der ständigen Erreichbarkeit über Monitor und Handy dominiert. Da bietet ein Buch, der analoge Print, eine wundervolle Form von Entschleunigung. Das ist sicherlich für viele Menschen ein bewusster Kontrapunkt zur digitalen Welt.

Fragen: Nicola Westphal