Manchen wurde das Warten auf eine Impfung beim Impftag einfach zu lang. „Nach drei Stunden des Warten habe ich aufgegeben, es ging mir ja ‚nur‘ um die dritte Impfung“, sagt eine SÜDKURIER-Leserin verärgert. Ab 10.30 Uhr habe sie in der Schlange vor dem Singener Rathaus gestanden, wo von 11 bis 17 Uhr der Impftag angekündigt war. Dass Stefanie Matzner vom Landratsamt diesen als Erfolg wertete, empfand die Leserin als blanken Hohn. Darauf angesprochen äußert Stefanie Matzner ihr Verständnis: „Ich wäre auch sauer, wenn ich so lange warten müsste.“

Sie betont aber auch: Die beiden Impfteams seien eigentlich auf bis zu 140 Impfungen pro Tag ausgelegt, in Singen waren es 305. Der Druck von Politik und Bürgern sei groß, die Ausrüstung aber begrenzt. Dennoch seien sie um jeden froh, der sich für eine Impfung entscheide.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Nachfrage nach Impfungen sei riesig, schildert Stefanie Matzner. Sie koordiniert die Termine der beiden mobilen Impfteams, die in den Landkreisen Konstanz, Bodenseekreis und Tuttlingen unterwegs sind. Momentan hätten sie eine Sieben-Tage-Woche – und sehr lange Arbeitstage. Am Sonntag sei in Singen nicht wie geplant bis 17 Uhr geimpft worden, sondern sie haben erst 19.45 Uhr ihre Sachen gepackt. „So war es vom Sozialministerium nicht angedacht“, sagt sie.

Zu Zeiten des Kreisimpfzentrums in Singens Stadthalle sei das mobile Impfteam auch unterwegs gewesen, allerdings mit einem damaligen Rekord von 172 Impfungen pro Tag – und zusätzlich zum KIZ, wo bis zu 1322 Menschen pro Tag geimpft werden konnten. Damalige Rekorde würden nun beinahe täglich übertrumpft: In Überlingen am Bodensee hätten sie am Samstag 315 Menschen geimpft.

Lassen sich die Wartezeiten nicht verkürzen?

Doch können die Verantwortlichen nicht etwas ändern, um Wartezeiten zu reduzieren? „Ich fühle mit jedem Impfling mit und wir machen uns da viele Gedanken, aber angesichts der großen Masse von Menschen, die geimpft werden wollen, fehlt uns noch die Patentlösung“, sagt Matzner. Denn mit einer Terminvergabe würde so ein Impftag nur diejenigen erreichen, die sich um einen Termin kümmern – und womöglich nicht diejenigen, die sich spontan zum ersten Mal impfen lassen wollen. Am Sonntag haben sich laut Matzner ähnlich viele Menschen zum ersten wie zum dritten Mal impfen lassen. Der Anteil der Zweitimpfungen sei sehr gering gewesen bei etwa fünf Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum wurden Wartende nicht informiert?

SÜDKURIER-Leser kritisieren auch fehlendes Informationsmanagement: Niemand sei aus dem Rathaus heraus gekommen und habe gesagt, wie lange es noch dauern würde. Auch diesen Wunsch versteht Matzner, wie sie versichert, aber: „Das können wir nicht leisten. Wir müssen schauen, dass es unten läuft.“ Zwei Hausmeister der Stadt hätten ihnen beim Einlass geholfen, das gesamte Impfteam sei im Untergeschoss gefordert gewesen.

Dort zeigten sich Probleme mit der Technik, wie auch eine weitere SÜDKURIER-Leserin schildert. Sie habe ebenfalls drei Stunden angestanden, bevor sie und ihr Sohn geimpft werden konnten. Viele Menschen hätten nicht so lange warten wollen und aufgegeben.

Hunderte Menschen lassen sich beim Impftag im Rahmen des Martinimarkts in Singen immunisieren. Der Großteil der Menschen wird zum ersten ...
Hunderte Menschen lassen sich beim Impftag im Rahmen des Martinimarkts in Singen immunisieren. Der Großteil der Menschen wird zum ersten oder dritten Mal geimpft. | Bild: Tesche, Sabine

Dieser Leserin fiel auf: „Wenn ein Impfteam im Keller des Singener Rathauses untergebracht ist und es kein Passwort für den vorhandenen Router gibt, die Computer deshalb mit mobilen Daten laufen müssen und regelmäßig Verbindungsprobleme haben, ja dann ist es nicht verwunderlich, wenn nur circa jede 20 bis 30 Minuten 15 Personen das Rathaus betreten können.“

Es kann sehr lange dauern, eine PDF auszudrucken

Bereits am Sonntag schilderte Matzner die EDV als Engstelle: Ohne guten Empfang könne es sehr lange dauern, eine PDF auszudrucken, damit Frisch-Geimpfte gleich ihr digitalisierbares Zertifikat erhalten. Dass dann mal das System „abgeschmiert“ sei, habe alles immer wieder verzögert, bedauert Matzner. Zumindest der Empfang soll bei den nächsten Terminen in der Hohentwiel-Gewerbeschule besser sein.

Das könnte Sie auch interessieren